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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Warum langsam, wenn's auch schnell gehen kann?

Einmal umsteigen versus fünfmal umsteigen: spontane Reisen mit Fahrrad in IC-Zügen

Ein Radfahrer will spontan mit der Bahn von Hamburg nach Frankfurt fahren. Dies ist theoretisch recht komfortabel in IC-Zügen mit Fahrradabteil möglich, doch leider sind diese Verbindungen spontan nicht reservierbar. Obwohl das Radabteil, wie sich später herausstellt, nicht ausgebucht ist, wird dem Radfahrer eine Fahrt in Nahverkehrszügen mit fünfmaligem Umsteigen empfohlen. Das hat den Radfahrer und Frankfurt aktuell-Leser Werner Schmidt bewogen, die Deutsche Bahn zu dieser Thematik zu befragen. Wir geben den Schriftverkehr hier leicht gekürzt wieder.

"Nach einer Radtour kam ich um 13:30 am Hamburger Hauptbahnhof an und wollte mit den nächstmöglichen Zügen nach Frankfurt-Mainkur fahren.

Am Fahrkartenautomat war eine Buchung von Fahrkarte und Fahrradkarte nicht möglich. Eine Kollegin vom DB-Serviceteam verwies mich auf den Fahrkartenschalter.

Der nette DB-Mitarbeiter nannte mir folgende Zugverbindung: Abfahrt 13:57 Uhr, Ankunft in Frankfurt-Mainkur 22:47 Uhr, nur Nahverkehrszüge, Dauer 8:47 Std, 5 x umsteigen.

Auf meine Rückfrage, ob nicht eine günstigere Verbindung mit IC-Zügen möglich sei, teilte mir der DB-Mitarbeiter mit, dass in der schnellen Verbindung mit IC 2229, Abfahrt 13:46 Uhr, Fahrzeit 7:15 Std, nur 1 x umsteigen, kein Fahrradplatz mehr frei sei. Auf meine Bitte hin verkaufte er mir für diese Zugverbindung eine Fahrkarte, konnte mir jedoch keine Fahrradkarte verkaufen und bat mich, diese im Zug nachzulösen.

Ich nahm nun diese einfachere und schnellere Zugverbindung. Auf der gesamten Fahrt war mein Fahrrad das einzige Rad, die restlichen 15 Fahrradplätze blieben leer.

Da ich öfter mit dem Rad unterwegs bin und nach meinen Touren spontan mit der DB zurückfahre, taucht dieses Problem immer wieder auf. Es kann doch nicht sein, dass Ihr Computer alle Stellplätze als belegt ausweist, obwohl in Wirklichkeit alle Fahrradplätze frei sind."

Die Antwort der Deutschen Bahn kam umgehend: "(...) Für den von Ihnen geschilderten Vorfall bitten wir Sie um Entschuldigung. Ihre Kritik stellen wir internen Auswertungen zur Verfügung, damit Prüfungen vorgenommen werden können.

Meistens sind Wagenausfälle dafür verantwortlich, dass Reservierungen nicht durchgeführt werden können. Wenn dann aber doch kurzfristig Ersatzwagen gestellt werden können, ist ein Fahrradwagen vorhanden, der aber nicht mehr reserviert werden kann. Weitere Gründe könnten sein, dass von vornherein nicht festgelegt werden konnte, ob ein Fahrradwagen eingesetzt werden kann. Von einem Systemfehler ist nicht auszugehen, auch wenn das Reservierungsprogramm "ausgebucht" anzeigen sollte.

Für Ihre Hinweise sind wir Ihnen sehr dankbar."

Wir baten den Fachausschuss Öffentlicher Verkehr des ADFC um eine Stellungnahme zu dieser Problematik. Von dort erhielten wir folgendes Schreiben:

"Schon im letzten Jahr haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Planung hinsichtlich der Verteilung des Wagenparks erst relativ kurzfristig erfolgte, so dass Angaben über die Fahrradmitnahme teilweise erst deutlich nach Öffnung der Züge für die Reservierung verfügbar waren. Dies ist möglicherweise der Grund, weshalb Plätze ungenutzt bleiben."

Warum freie Platze nicht angezeigt werden, weiß man auch beim ADFC nicht. Dazu müsste man einen Einblick in das Buchungssystem der DB haben. Ergänzend allerdings kam der Hinweis, dass bei manchen langlaufenden Zügen des Nahverkehrs (z. B. auf der Strecke Nürnberg–Hof–Dresden) die Radmitnahmemöglichkeit im Fahrplan nicht angezeigt wird, da die Mehrzweckabteile keine ausreichende Kapazität haben. Die Fahrradmitnahme erscheint zwar nicht in den Online-Informationen, wird jedoch auf Nachfrage bei der Radfahrer-Hotline und den Servicenummern der DB Regio bestätigt. Vom Fernverkehr ist dem ADFC diese Praxis nicht bekannt.

Unter fa-oeffentlicher-verkehr.adfc.de/ bietet der Fachausschuss ÖV Informationen zu Rad und Bahn. Die Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, direkt am Zug nach Mitnahmemöglichkeiten zu fragen. Außer in der Hochsaison oder auf Strecken zu radtouristischen Zielen wie z. B. Bodensee oder Ostseeküste sind in den Radabteilen der IC-Züge oftmals noch freie Stellplätze zu finden.

Zum Schluss doch noch eine gute Nachricht für hessische Spontanfahrer: In den Nahverkehrszügen zwischen Frankfurt und Kassel hat sich die Kapazität für die Radmitnahme erheblich erhöht. Nach Auskunft eines Zugbegleiters im RE von Gießen nach Frankfurt wird jetzt in der Regel mit mindestens zwei Fahrradabteilen gefahren, eines davon erstreckt sich über das komplette Unterdeck eines Doppelstockwaggons.

Peter Sauer