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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Von: Bertram Giebeler am 4. Dezember 2017, Kategorie: Politik/Verkehr

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Heiteres Piktogramme-Raten:

Was ist das? Ein Sharrow!

Da staunt der Bockenheimer! Ein völlig neues Piktogramm prangt auf der Sophienstraße, unweit der neuen Schutzstreifen, die kürzlich ein maßlos übertriebenes Presse-Bohei ausgelöst hatten. Was bedeutet dieses Symbol?

Ein Sharrow Eine neuen Spezies im Zoo der Verkehrssymbole: der "Sharrow" (pictographus americanus pedalophilus)
Foto: Bertram Giebeler

Es kommt aus den USA und bedeutet etwas eigentlich Selbstverständliches: hier lieber Radfahrer, darfst du fahren – hier, lieber Autofahrer, musst du mit Radfahrern rechnen und brauchst gar nicht erst zu hupen oder zu pöbeln. Ihr beiden müsst euch die Straße oder die Fahrspur teilen. Daher der Name "Sharrow", er kommt von den zwei Wortstämmen "share" wie Teilen und "arrow" wie (Richtungs)Pfeil.

Sharrows (oder auch Piktogramm-Ketten ohne die Pfeilsymbole) sind im Unterschied zu Radstreifen und Schutzstreifen keine Elemente einer Radverkehrs-Infrastruktur, sie existieren nicht in der Straßenverkehrsordnung und haben keine rechtliche Bedeutung oder gar Sanktionsrelevanz. Sie sind keine Verkehrszeichen, sondern reine Kommunikationsmittel.

Über ihre Sinnhaftigkeit streiten sich die Radverkehrsexperten. Sharrows werden hin und wieder eingesetzt, wo es eine ordentliche Radverkehrsführung schwierig oder gar nicht hinzubekommen ist. Sie können natürlich eine Feigenblattfunktion wahrnehmen – "richtige Lösung ist uns zu teuer, Tempo 30 kriegen wir nicht durch, malen wir halt Sharrows auf".

Andere Kritiker meinen, weil der Radfahrer eh das Recht hat im Mischverkehr auf der Straße zu fahren braucht das nicht noch extra mit Sharrows betont werden. Umgekehrt sind für ganz dogmatische Anhänger der Separation Sharrows Teufelszeug, weil sie offensiv den Radfahrer in den Mischverkehr schicken.

Warum ist das Thema für uns in Frankfurt relevant? Wegen der Sophienstraße sicher nicht. Der Autor dieser Zeilen fragt sich schon, warum ausgerechnet in dieser eher ruhigen Wohnstraße mit großzügigem Straßenquerschnitt ein Sharrow hin muss. Woanders ist es aber durchaus ein Thema. Etwa in Dornbusch-Eschersheim, wo der zuständige OBR 9 einen Prüfantrag an den Magistrat für Sharrows auf der rechten Fahrspur der mittleren Eschersheimer Landstraße (zwischen Hügelstraße und Am Dornbusch) verabschiedet hat.

Wir haben den Initiatoren nahegelegt, dort eine echte Neuerung zu verlangen: Tempo 30 auf der rechten Spur und Sharrows, Tempo 50 auf der linken Fahrspur, auf der dann der Radfahrer überholt wird. Auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen gibt es so etwas schon – unterschiedliche Geschwindigkeiten pro Spur, im Stadtverkehr bislang noch nicht. Eine Spur komplett wegnehmen wird dort nicht durchsetzbar sein, weil dieser Abschnitt der Eschersheimer eine Funktion als Autobahnzubringer zur A661 hat. Platz gibt es nicht, auch wegen der U-Bahn-Trasse in der Mitte. Dann möge man doch einmal dort ein innovatives Experiment wagen – Frankfurt vorn!