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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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AG KlauNix seit 30 Jahren aktiv

Die rote Hose ist nicht verpflichtend für KlauNix-Aktive. Ein Erkennungszeichen ist sie aber inzwischen schon, wie Alfred Linder hier am Codierstand zeig
Die rote Hose ist nicht verpflichtend für KlauNix-Aktive. Ein Erkennungszeichen ist sie aber inzwischen schon, wie Alfred Linder hier am Codierstand zeigt
Peter Sauer
Eine kleine Geschichte der Fahrrad-Codierung in Frankfurt und darüber hinaus

Die AG KlauNix codiert Fahrräder, wirbt Mitglieder und trägt zur guten finanziellen Situation des ADFC Frankfurt bei.

Vorreiter der heutigen Codierung war die Bergisch-Gladbacher Polizei, die um 1993 mit Schlagstempeln Codes in Fahrradrahmen drosch. Das Ergebnis war sicherlich keine Augenweide. Ein Herr Kirschbaum erbot sich, ein den Wünschen der Polizei entsprechendes Graviergerät zu konstruieren. Als „KIRBA B 707“ tut es teilweise noch heute gute Dienste. Die Skeptiker meldeten sich natürlich umgehend und vehement zu Wort. Wird eine Gravur eines Rahmens nicht dessen Stabilität beeinträchtigen? Ist der Datenschutz beim persönlichen Code, aus dem der Wohnort hervorgeht, gewährleistet? Was, wenn Radbesitzende umziehen, der Code aber den alten Wohnort zeigt? Kann man codierte Räder überhaupt weiterverkaufen?

Ein Code als Erkennungszeichen

Mit diesen Fragen beschäftige sich Alfred Linder ab der Mitte der 90er Jahre. Die Idee, Fahrräder mit einem Code zu versehen, der einen eindeutigen Hinweis auf den Eigentümer oder die Eigentümerin gibt, ohne dass dazu die Erfassung in einer Datenbank notwenig ist, fand er überzeugend.

Das Straßenverzeichnis der Stadt Frankfurt, in dem alle Verkehrswege mit einer Nummer gelistet sind, die zur Erstellung der Codes notwendig ist, sollte als Datei 300 DM kosten. Die gedruckte Version konnte Alfred kostenfrei erstehen. Die nahm er dann, tippte das Verzeichnis ab und erstellte so seine eigene Datenbank.

Seine Hoffnung, dass sich auch die Frankfurter Polizei für das Thema interessieren könnte, wurde enttäuscht – man leide unter Personalmangel und habe Wichtigeres zu tun, als gestohlene Fahrräder wieder ihren Eigentümern auszuhändigen, hieß es aus dem Präsidium. Selbst der Bundesverband des ADFC hielt sich bedeckt – Alfreds Schreiben dorthin blieb unbeantwortet.

„Als außerordentlich erfolgreich erwiesen sich die Codieraktionen“

Alfred blieb hartnäckig, erstand privat ein Codiergerät und warb für eine AG KlauNix (siehe Anzeige aus dem Jahr 1996), die dann prompt bei ihrer ersten Aktion 50 Rahmen „tätowieren“ (wie es anfangs ironisch hieß) konnte. Einige Fahrradläden waren interessiert, Codieraktionen wurden bei Böttgen, Radschlag oder PerPedale durchgeführt. Bei nahezu jeder dieser Veranstaltungen gelang es auch, Besucher:innen von der Arbeit des ADFC zu überzeugen und sie als Mitglieder zu gewinnen. Und im Juli 1997 titelte Frankfurt aktuell über einem Foto mit Stadtrat, Polizeipräsident und Alfred Linder: „Erste gemeinsame Codieraktion mit der Frankfurter Polizei“. Bei der Mitgliederversammlung 1997 hieß es bereits „Als außerordentlich erfolgreich erwiesen sich die Codieraktionen“.

Inzwischen hatte auch der ADFC Hessen zwei Codiergeräte angeschafft, die an Gliederungen verliehen wurden. Bundesweit wurde die Codierung dann nach den ADFC-Foren in Oberwesel und Oberhof ab dem Jahr 2002 zum Thema. Da hatten einige Kreisverbände (Darmstadt, Friedberg, Hochtaunus, Offenbach, Wiesbaden) bereits eigene Codiergeräte angeschafft und die Arbeit damit aufgenommen.

Neustart von KlauNix nach Radtour

Aus Frankfurt aktuell, Ausgabe 1-2/96
Aus Frankfurt aktuell, Ausgabe 1-2/96

In Frankfurt ging es nicht ganz glücklich weiter. Im Hinterhof in der Berger Straße, in dem der ADFC damals sein Büro hatte, untersagte die Vermieterin die Codieraktionen. Man wechselte zur Nicolai-Kirche im Ostend, in deren Keller bereits die Technik-AG aktiv war. Wegen geringer Nachfrage wurde die Codierung 2004 aufgegeben, KlauNix war in einer Krise. Doch hier half ein glücklicher Zufall: Auf einer viertägigen Radtour nach Bamberg unter Alfreds Leitung entstand aus den Teilnehmenden ein neues Team, das das Thema Codierung vorantrieb. Regelmäßige Aktionen bei Fahrradhändlern, beim Radlerfest, der RadReiseMesse oder, immer freitags, vor Alfreds Garage in Ginnheim wurden nun möglich. Firmenevents kamen hinzu, der inzwischen verstorbene Wehrhart Otto nahm sich dieses Themas engagiert an – es ging bergauf mit KlauNix. Auch finanziell war die AG erfolgreich, spülte regelmäßig Geld in die Kasse des Vereins – rund 100.000 Euro über all die Jahre hinweg könnten es gewesen sein, schätzt Alfred im Rückblick.

Die Fahrradcodierung hat den „Codier-Papst“, der in diesem Jahr 83 wird, noch nicht losgelassen. In seinem Besitz befinden sich drei moderne Codiergeräte, die er an andere ADFC-Gliederungen verleiht oder verleast. Das Leasing-Modell sei interessant für Gliederungen, die die Codierung neu in ihr Angebot aufnehmen und unsicher seien, ob dieses Angebot rein ehrenamtlich auf Dauer aufrecht zu erhalten ist. Da ist das Risiko beim Kauf eines Codiergeräts – rund 6.000 Euro sind fällig – Schatzmeister:innen oft zu groß. Deshalb wird z. B. in Flensburg auf Leasingbasis mit einem von Alfreds Geräten gearbeitet. Bei Erfolg kann man dort im hohen Norden immer noch zum Kauf schreiten.

Dieter Werner
Dieter Werner
Peter Sauer

 

Der KlauNix-Leiter

Dieter Werner, gelernter Elektromechaniker, übernahm im Oktober 2016 die Leitung der AG KlauNix von Alfred Linder. Aktiv als Codierer ist er da bereits seit vielen Jahren, hier liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit. Regelmäßig bietet er auch die Codiertermine am Freitagnachmittag vor der Garage in Ginnheim an. Unterstützt wird Dieter Werner dabei u. a. von Klaus Schmidt-Montfort und Alfred Linder, und bei den Firmen-Events von den Mitgliedern der AG KlauNix (insgesamt fast 20 Ehrenamtliche um ein Kernteam von rund 10 Aktiven).

Peter Sauer