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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bad Homburg

Auf und Ab beim Radverkehr

Radstreifen am Schulberg, keiner mehr auf der Dietigheimer Straße

Radfahrende in Bad Homburg sind einer Achterbahn der Gefühle ausgesetzt. Einerseits wurde der Schulberg nach langjährigen Bauarbeiten nun mit einer breiten Spur für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet, anderseits wird ein Radfahrstreifen in der Dietigheimer Straße entfernt.

Bereits im Jahr 2019 begannen die Planungen für den Umbau des Schulbergs und der ADFC Bad Homburg/Friedrichsdorf hatte in einer umfassenden Stellungnahme Vorschläge zur Verkehrsberuhigung und Verbesserung des Radverkehrs gemacht. Fünf Jahre später wurde der Schulberg nun in neuer Gestalt eröffnet und einiges hat sich verbessert: Der Bereich wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt, ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20 eingerichtet und die Einbahnstraße endlich für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben.

Wir hatten schon zu Beginn den Vorschlag des Ortsbeirats Innenstadt unterstützt, die Verkehrsberuhigung deutlich auszuweiten und auch die Parkplätze in der Haingasse zu entfernen, damit auch diese Straße als wichtige Verbindung zur Fußgängerzone entgegen der Einbahnstraße geöffnet werden kann und sich die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert. Dies wurde leider von der Koalition aus CDU und SPD abgelehnt, so dass die Umgestaltung unvollendet bleibt. Da halfen auch unsere vielfachen Hinweise nichts, dass eine Verbesserung der Situation für Radfahrende nach Studien zu Umsatzsteigerungen bei den Einzelhändlern führt. Letztere bangten auch hier wieder um ihre Existenz, wenn die Kunden nicht vor der Tür parken könnten. Wie so oft handelt es sich nur um wenige Parkplätze, die darüber hinaus überwiegend durch Anlieger belegt sind. Außerdem ist das Quartier durch zwei öffentliche Parkhäusern bestens erschlossen. Wir werden aber nicht locker lassen, insbesondere da gerade wieder eine unsere Auffassung unterstützende Studie mit dem schönen Titel „Verkehrsberuhigung und Einzelhandel: Dann wird’s laut“ des Deutschen Instituts für Urbanistik erschienen ist, die hier heruntergeladen werden kann: https://repository.difu.de/handle/difu/338.

Immerhin hat sich die Aufenthaltsqualität am Schulberg durch breite Gehwege und die Geschwindigkeitsbeschränkung erheblich erhöht, was auch sofort durch viele Passanten genutzt wird, die den Einzelhandel erfreuen.

Kaum zu glauben: Der Radweg ist weg

In der Dietigheimer Straße ist Mitte März etwas passiert, was sicher Leser:innen von Frankfurt aktuell kaum glauben können: Es wurde ein Radfahrstreifen auf einer wichtigen Verbindung entfernt! Da halfen auch Gespräche mit der Straßenverkehrsbehörde, dem zuständigen Bürgermeister und Politikern aller politischer Parteien nichts. Die letzte Verkehrsschau hatte nun auch formell ergeben, was der ADFC schon seit Jahren beklagt. Der Radfahrstreifen war viel zu schmal, wurde ständig überfahren und die Radfahrenden wurden abgedrängt und gefährdet. In Frankfurt und vielen anderen Städten wäre die Entscheidung klar gewesen: Eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr muss zugunsten einer sicheren Radverkehrsführung entfallen! In Bad Homburg entfällt der Radfahrstreifen zugunsten des motorisierten Verkehrs. Immerhin hat die heftige Kritik des ADFC an dieser Maßnahme und der deutliche Hinweis, dass es sich um einen Teil des Hessischen Radhauptnetzes handelt, zu einer langen und teilweise emotionalen Debatte in der Stadtverordnetenversammlung geführt. Leider wurden die Anträge der Opposition für einen sicheren und breiten Radfahrstreifen an dieser Stelle mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wurde der Magistrat beauftragt, eine Alternativroute über Seitenstraßen auszuweisen, die für einen Umweg um mehrere Ecken und durch einen verkehrsberuhigten Bereich sorgt. In der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung kam klar das Leitbild von CDU und FDP zum Ausdruck, wonach Hauptstraßen vorrangig dem Kfz-Verkehr zur Verfügung stehen sollen und der Radverkehr hiervon getrennt auf Nebenstraßen geführt werden soll. Nun wird so einigen klar, weshalb sich bei dem bereits seit fast einem Jahr vorliegenden Vorschlag von Verkehrsplanern, wie der Radverkehr auf den Hauptverkehrsachsen Hessenring, Hindenburgring und Urseler Straße sicher geführt werden könnte, nichts mehr tut. Den Vorschlag, der bisher nur den Fachpolitkern vorgestellt und in der Presse zitiert wurde, hält der ADFC für einen sehr guten Kompromiss zwischen MIV und Radverkehr. Er könnte, so unsere Meinung, umgesetzt werden – wenn es die Stadt und die Kommunalpolitik denn wollte.

Ralf Gandenberger