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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Oberursel

„Hier fehlt ein Radweg“

Eine Aktion in Oberursel

Das hängen wir an die Friedhofsmauer“ – so meine spontane Reaktion, als der Vorstand bei der Landesversammlung das Banner „Hier fehlt ein Radweg“ vorstellte. Eine Kaffeepause später hatte Susanne Bittner das Banner für den Hochtaunuskreis entliehen. Und zwei Wochen später rollten wir das Banner an der Friedhofsmauer aus. Leider musste es bei dieser symbolischen Aktion bleiben, aber der ADFC bleibt dran.

Was davor geschah

Wenige Tage vor der Landesversammlung hatte die Mehrheit der Stadtverordneten in Oberursel im Bau- Umwelt- und Klimaausschuss (BUKA) für die Verschiebung des Baus eines Radwegs in der Frankfurter Landstraße entlang der Friedhofsmauer gestimmt (und inzwischen auch die Stadtverordnetenversammlung). Dabei sind diese etwa 400 Meter ein zentrales Stück Radweg für das Radverkehrskonzept Oberursel, dass bald seinen 10. Geburtstag feiert. Es geht um die Verbindung zwischen Innenstadt / Adenauerallee und Bommersheim, wo ein Radweg Richtung Frankfurt beginnt. 2023 präsentierten die Stadtplaner einen guten Plan für einen Zwei-Richtungs-Radweg entlang der Friedhofsmauer, der im Zuge der Sanierung der Ampelanlage an der Kreuzung Frankfurter Landstraße/Zimmersmühlenweg gebaut werden sollte. Der ADFC Oberursel/Steinbach, der auf der zügigen und vollständigen Umsetzung des Radverkehrskonzepts besteht, hat diesen Pan begrüßt. Endlich, so schien es, würde die zentrale Nord-Süd-Achse in Oberursel für Radfahrende attraktiv werden. Bis zum 19. März.

links: Obwohl es eng und gefährlich ist, wird die Frankfurter Landstraße von Radelnden in beiden Richtungen genutzt.
Susanne Bittner
rechts: 40 Radelnde auf dem Weg zur Ausschusssitzung
Ulrike Heitzer-Priem

Critical Mass in Oberursel

An dem Abend versammelten sich spontan 40 Leute an der U-Bahn-Station Bommersheim und radelten gemeinsam über die Frankfurter Landstraße zum Rathaus, wo der BUKA tagte. Viele der Radlerinnen und Radler nahmen, Helme auf dem Kopf, auf den Besucherstühlen Platz. So voll ist der Rathaussaal selten. In der Bürgersprechstunde wurde gefragt, warum diese Verschiebung beschlossen werden sollte. Die Ausschussvorsitzende versuchte, die Frage abzuwimmeln, weil dieser Tagesordnungspunkt erst später behandelt würde – wenn Bürger kein Rederecht mehr haben. Die Antwort schließlich war eher ausweichend, die Gründe wirken vorgeschoben, weil sich keiner traut, ehrlich zu sagen: „Wir wollen hier keinen Radweg“.

Die seit einem Jahr bestehende Koalition aus CDU, SPD und OBG (freie Wähler) hat ein Konzept von vorgestern aus dem Archiv gezogen und will die Umgehungsstraße mit den städtischen Straßen verbinden („Durchstich Nassauer Straße“). Jetzt wird der Radweg an die Realisierung dieser Uraltidee geknüpft. Aus finanzieller, klimapolitischer und aus verkehrspolitischer Sicht ist sie jedoch eher unwahrscheinlich. So raten sogar die Verfasser des verkehrspolitischen Gutachtens für die Planfeststellung von der Realisierung ab.

Stadtverordnete missachten eigene Beschlüsse und Bürgerwünsche

Der ADFC hat darauf hingewiesen, dass der Verzicht auf den Radweg im Widerspruch zu Oberurseler Grundsatzbeschlüssen steht (Radverkehrskonzept von 2016, Nahmobilitätsplan von 2020) und zum Verkehrspolitischen Leitziel der Stadt: „Der Fuß- und Radverkehr werden sicher auf durchgängigen Wegen geführt.“ (2021) In mehreren Runden aktiver Bürgerbeteiligung haben sich die Oberurseler für einen Radweg entlang der Friedhofsmauer ausgesprochen. Offensichtlich gibt es dafür auch Bedarf: Durchschnittlich 453 Radelnde, darunter Schulkinder und Pendler, passieren täglich die Dauerzählstelle an der U-Bahn-Station Bommersheim unmittelbar hinter der Friedhofsmauer.

Der Lückenschluss in der direkten Verbindung zwischen Kernstadt und Frankfurt bietet außerdem großes Potenzial für die Verlagerung von Pendlerverkehren auf das Fahrrad. 2.970 Ein- und 6.550 Auspendler von und nach Frankfurt nutzen heute überwiegend das Auto. Das Verlagerungspotenzial zu nutzen, wäre ein entscheidender Beitrag zum Erreichen der von der Stadt angestrebten Klimaneutralität bis 2045. Die ist nur erreichbar, wenn der Verkehrsbereich seine Emissionen im ersten Schritt bis 2030 um 35 Prozent reduziert, wie es in ihrem Klimaschutzkonzept von 2024 heißt. Stattdessen plant man Straßenbau …

Ulrike Heitzer-Priem