Die vollständigen Ergebnisse des Fahrradklima-Tests für Oberursel und Steinbach gibt es auf unserer Website oberursel.adfc.de
„Drei minus“ für Oberursel und Steinbach
Oberursel: Stadt tut zu wenig
„Die Politik in Oberursel redet viel und macht nur Minimaßnahmen für Radfahrer“, heißt es in einem Kommentar. Das Radverkehrskonzept von 2016 ist nur bruchstückhaft umgesetzt, vom Zielnetz 2025 ist Oberursel weit entfernt. Die Kommentare legen den Finger in die bekannten Wunden: das Fehlen durchgängiger Radnetze, zu wenige sichere, ausreichend breite Radwege, getrennt vom übrigen Verkehr. Der fehlende Radweg an der Frankfurter Landstraße oder an der steilen Oberhöchstädter Straße. Die unbefriedigende Situation mit den schmalen Radstreifen in der Hohemarkstraße und besonders die beiden „schrägen“ Kreuzungen der U-Bahn-Gleise. Der Zustand von Radwegen wird an einigen Stellen als mangelhaft bewertet. Andere Radwege enden plötzlich und seien „fast schon einen Witz“. Lange Wartezeiten an Ampeln wurden zehn Mal genannt. Dabei hat die Stadt an der neuen Querung des Zimmermühlenwegs in Höhe des Stierstädter Bahnhofs gezeigt, wie es gehen kann. Zwar hat Oberursel in den letzten Jahren zahlreiche zusätzlich Abstellanlagen errichtet, aber es bleibt bei 3,6. Sogar bei Festen, wenn die Ständer abmontiert werden, schafft die Stadt inzwischen Ersatz, was der ADFC ausdrücklich begrüßt.
Steinbach: Winterdienst und Reinigung der Radwege wichtig
Die schlechteste Note vergaben die Steinbacher:innen für den Winterdienst mit einer 4,7, für die Reinigung der Radwege 4,3. Diese beiden Themen haben in Steinbach eine hohe Relevanz, weil Steinbach über Landwirtschaftswege an die Nachbarorte angebunden ist. Die Wirtschaftswege sind zudem häufig im überregionalen Radverkehrsnetz oder im touristischen Netz ausgeschildert. Die Reinigung der Wege und den Winterdienst müssen beide Städte ernster nehmen, denn Rad-Pendler:innen wollen auch im Winter sicher ankommen.
Um 1,1 Punkte besser bewerten die Steinbacher:innen den Zugang zu öffentlichen Fahrrädern. Dies dürfte auf die beiden Pedelcs zurückzuführen sein, die der ADFC gespendet bekam und kostenlos an Steinbacher Bürger verleiht. Insgesamt erhielt Steinbach etwas bessere Bewertungen als Oberursel. Kritisiert wird aber, dass in jüngster Zeit wenig für das Radfahren geworben wurde.
Nur „Ausreichend“ für das Miteinander im Straßenverkehr
Die Akzeptanz der Radfahrenden als Verkehrsteilnehmer leidet unter der Dominanz des Autoverkehrs. Für das Miteinander im Verkehr vergaben sie ein „Ausreichend“ (4,5 bzw. 4,1). Unzufrieden sind sie mit dem oft zu geringen Überholabstand. Daher fühlen sich 64 Prozent beim Radfahren in Oberursel nicht sicher. In Steinbach ist es knapp die Hälfte, die sich unsicher fühlt. Etliche Kommentare beklagen das rücksichtslose Verhalten von Radfahrenden. Allerdings ist sind die Konflikte zwischen Radfahrenden und Zufuß-Gehenden deutlich seltener als das manche Gruppierungen in Oberursel anprangern. Die Mehrheit sagt in beiden Städten, dies sei kein Problem. Wesentlich häufiger sind die Konflikte mit Autos. Nimmt man dann noch die Werte für den fehlenden Sicherheitsabstand hinzu, zeigt sich deutlich, wie problematisch das Miteinander im Straßenverkehr ist, wenn abgetrennte Radwege in ausreichender Breite fehlen.