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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Ein Blick über die Stadtgrenzen
Unfallzahlen im Städtevergleich

In Fortsetzung unseres Artikels über die Unfallentwicklung in Frankfurt in der letzten Ausgabe von frankfurt aktuell soll im Folgenden der Vergleich von Frankfurt mit vier anderen Städten mitgeteilt werden. Einige dieser Zahlen wurden auf der Homepage des ADFC Frankfurt unter AG Unfall bereits veröffentlicht und auch in unserer Zeitung schon mitgeteilt.

Im Rahmen der Zusammenstellung der Unfallzahlen für Frankfurt entstand im vergangenen Jahr das Vorhaben, einige deutsche Städte in Hinblick auf die Radfahrunfälle zu vergleichen und die Entwicklung über die Jahre zu verfolgen. Ausgewählt wurden Städten vergleichbarer Größe (nach Einwohnerzahl). Es wurde Kontakt aufgenommen mit den jeweiligen ADFC-Ortsgruppen und um Mitarbeit gebeten. Die Daten erhielten wir schließlich über ADFC-Mitglieder, aus im Internet zugänglichen Verkehrsberichten der jeweiligen Polizeipräsidien oder direkt von deren Mitarbeitern.

Nicht von allen ausgewählten Städten konnten wir Daten erhalten. Schließlich waren neben Frankfurt nur noch vier weitere Städte in dem Vergleich, nämlich Düsseldorf, Dortmund, Duisburg und Nürnberg. Zahlen hatten wir zunächst für die Jahre 2002 und 2003. Auch dieser Städtevergleich ist seit Anfang 2005 auf der Homepage zu finden.

Für das Jahr 2004 konnte der Vergleich dank der Kooperationsbereitschaft der zuständigen Mitarbeiter in den Polizeipräsidien und des Vorsitzenden des ADFC in Nürnberg fortgeführt werden. Und wir wollen auch versuchen, Zahlen für die vergangenen Jahre bis 1999 zu bekommen, um die Entwicklung für einen längeren Zeitraum übersehen zu können. Der Vergleich der letzten drei Jahre soll den Lesern und Leserinnen von frankfurt aktuell hier vorgestellt werden (siehe die Tabelle).

Die Zahlen für Frankfurt, zum Teil auch für andere Regionen, wurden bereits in Heft 5/2005 mitgeteilt. Hier geht es also um den Vergleich der betreffenden Städte im Hinblick auf Verkehrsunfälle und dabei verletzte und getötete Verkehrsteilnehmer insgesamt sowie detailliert um Radfahrer und Fußgänger.

Von den verglichenen Städten ist Frankfurt bezüglich der Einwohnerzahlen mit über 650.000 am größten. Dortmund und Düsseldorf liegen zwischen 570.000 und 590.000, Duisburg und Nürnberg um 500.000. Die Einwohner pro Quadratkilometer liegen bei Frankfurt, Düsseldorf und Nürnberg mit etwas über 2.600 nahe beieinander. In Dortmund und Duisburg liegt die Zahl bei etwas über 2.100 und ist damit deutlich niedriger. Der Grund ist sicher in den zahlreichen ungenutzten oder ehemaligen Industriebereichen im Ruhrgebiet zu suchen. Einen Vergleich der Städte halten wir von ihrer Verkehrsstruktur her für berechtigt.

Schaut man zunächst einmal auf die Verkehrsunfälle insgesamt, so fällt auf, dass Düsseldorf mit an die 25.000 Unfällen weit vorne liegt, gefolgt von Dortmund und Frankfurt, danach dann Duisburg und schließlich Nürnberg mit auffällig weniger Unfällen. Der große Abstand zu Nürnberg ist sicher auf die Kriterien zurückzuführen, nach denen Unfälle in die Statistik aufgenommen werden. Dies sind im wesentlichen dieselben. Doch gibt es offenbar gegenüber Nürnberg einen Unterschied, der die dortigen Zahlen kleiner werden lässt. Verkehrsunfälle mit Sachschaden, bei denen „nur geringfügige Verkehrsordnungswidrigkeiten (Verwarnung oder Belehrung) bzw. keine Straftat festgestellt wurden, unabhängig von der Schadenshöhe oder der Fahrbereitschaft der beteiligten Fahrzeuge“ (S. 4 des Unfallberichtes der Stadt Nürnberg 2003), werden dort nicht mehr förmlich aufgenommen. In Frankfurt dagegen gilt ein Unfall, bei dem ein Fahrzeug nicht mehr fahrbereit ist, als Unfall mit schwerwiegendem Sachschaden und geht damit in die Statistiken ein (S. 47 des Verkehrsberichtes 2004 des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main). Im übrigen gelten die gleichen Kriterien, vor allem was die Zuordnung von leicht und schwer Verletzten angeht. Setzt man also voraus, dass die Zahlen im Wesentlichen vergleichbar sind, so kann man feststellen, dass Frankfurt bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Vergleich sehr günstig liegt. Erstaunlich bleibt die hohe Zahl der Verkehrsunfälle in Düsseldorf. Hierzu erfährt man aus dem dortigen Polizeipräsidium, dass Düsseldorf als autofreundlich strukturierte Stadt mit hohen Pendlerzahlen und dichter Veranstaltungsfolge stets eine hohe Unfallhäufigkeitszahl hatte. Dies wird bestätigt durch den hohen Anteil des motorisierten Individualverkehrs in der Hauptstadt Nordrhein-Westfalens. Dieser beträgt in Düsseldorf 46 % gegenüber z.B. 38 % in Frankfurt am Main. Dagegen ist der Anteil des Fußverkehrs in Düsseldorf nur 24, in Frankfurt 30 %. Der Radverkehr ist mit 9 % in beiden Städten gleich hoch oder niedrig (S. 8 des Gesamtverkehrsplans – GVP – Frankfurt am Main).

Betrachtet man nun die Zahlen der Verkehrsunfälle mit Personenschaden und der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer insgesamt, so zeigt sich ein anderes Bild. Hier liegt Frankfurt an der Spitze, allerdings dicht gefolgt von Düsseldorf. Bei diesen Positionen liegt Duisburg am Ende, während Nürnberg und Dortmund um den dritten Platz wetteifern. Im Jahre 2002 lag Nürnberg mit 3.233 Verkehrsopfern sogar an zweiter Stelle dicht hinter Frankfurt. Bei der Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden hat Nürnberg in allen drei Jahren als kleinste der Städte andauernd den dritten Platz, allerdings über alle drei Jahre mit deutlich abnehmender Zahl der Unfälle.

Ein Blick auf die einzelnen Zahlen und der Vergleich der Jahre 2003 und 2004 zeigt sowohl Ähnlichkeiten zwischen den Städten als auch geradezu Gegensätzliches. In Frankfurt, Düsseldorf und Duisburg gab es in 2004 deutlich mehr Unfälle als in 2003. Besonders hoch ist die Zunahme mit 4,8 % in Duisburg. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden hat dagegen in allen fünf Städten abgenommen, in Frankfurt nur sehr gering. Eine Abnahme in 2004 gegenüber 2003 zeigen auch die Zahlen der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer insgesamt. Nur Dortmund weist hier trotz Abnahme der Unfälle eine erschreckende Zunahme auf, nämlich um knapp 18 %. Da dort die Zahl der verletzten Radfahrer gesunken und die der Fußgänger fast unverändert ist, muss es sich hierbei vor allem um Insassen von Motorfahrzeugen handeln. Wird in Dortmund zunehmend schneller gefahren und sind die Unfälle schwerer? Ist die Zahl der Insassen in den PKWs erhöht und sind damit bei einem Unfall mehr Menschen betroffen? Gab es größere Unfälle mit mehr Beteiligten? Dem sollte nachgegangen werden.

Bezüglich der Radfahrer wurde schon im letzten Jahr festgestellt, dass 2003 die Zahl der Unfallopfer besonders hoch war. In allen fünf Städten war sie deutlich höher als 2002. Frankfurt hatte mit 644 die meisten verletzten und mit 4 neben Nürnberg auch die meisten getöteten Radfahrer zu beklagen. Düsseldorf folgt mit 634 Verletzten.

2004 ist die Zahl der verunglückten Radfahrer in drei der fünf Städte wieder gesunken, in Duisburg sogar um ca. 20 %, während sie in Düsseldorf unverändert blieb und in Nürnberg sogar gestiegen ist. Ist in Nürnberg dieser Anstieg nur bei den leicht verletzten zu beklagen, so ist in Düsseldorf – und nur hier – die Zahl der schwer verletzten Radfahrer angestiegen und die der leicht verletzten gesunken. Düsseldorf liegt also 2004 mit den verunglückten Radfahrern an erster Stelle, gefolgt von Frankfurt und Nürnberg. Duisburg hat die wenigsten Unfallopfer unter den Radfahrern, durchgehend für alle drei Jahre.

Ein ähnlich uneinheitliches Bild bieten die Zahlen für die Fußgänger. Im Vergleich der Jahre schwanken die Zahlen zum Teil erheblich, am stärksten in Düsseldorf, das in allen drei Jahren die meisten Unfallopfer zu beklagen hatte. Von 2003 auf 2004 gab es einen Anstieg von über 10 %. Auffällig ist mit 13 auch die hohe Zahl der getöteten Fußgänger in Düsseldorf. Dortmund liegt in allen drei Jahren an zweiter Stelle. Erst dann kommt Frankfurt. Duisburg liegt auch bei den Fußgängern an letzter Stelle.

In den letzten Wochen wurden die Ergebnisse des Fahrradklimatests 2005 veröffentlicht, an dem alle fünf Städte beteiligt waren. Unter den Großstädten über 200.000 Einwohner erreichte Nürnberg 2003 nur einen Platz im Mittelfeld (Rang 18). Die anderen vier Städte landeten auf noch weiter hinten liegenden Rängen, Frankfurt Rang 23, Dortmund Rang 26, Düsseldorf und Duisburg gar erst auf 31 und 33. Beteiligt waren insgesamt 35 Städte in dieser Kategorie.

Erfreulicherweise hat sich die Einschätzung der Radfahrer in den letzten beiden Jahren zum Positiven hin entwickelt. Den größten Sprung machte Duisburg, das im letzten Test Rang 22 erreichte und damit vor Düsseldorf rangiert, das sich nur auf Rang 26 vorarbeiten konnte.

Frankfurt und Dortmund haben sich immerhin auch um 9 Positionen verbessert und liegen nun auf Rang 14 und 17. Auch Nürnberg konnte um 5 Plätze vorrücken, liegt jetzt auf Platz 13 und damit immer noch einen Rang vor Frankfurt und an der Spitze der fünf Städte.

Im Hinblick auf die in unserem Städtevergleich festgestellten Unfalldaten kommt Duisburg dabei eigentlich immer noch zu schlecht weg, Nürnberg auf der anderen Seite zu gut, während die Plätze für Frankfurt und Dortmund in etwa adäquat erscheinen. Allerdings spielen Unfallzahlen bei dem Klimatest keine Rolle, sondern es sind zahlreiche und ganz andere Beurteilungskriterien wie zum Beispiel das Sicherheitsgefühl, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, die Breite der Radwege, das Vorhandensein von Abstellanlagen und vieles mehr (siehe auch Seite 1 ff.: „Klimatest“ von Fritz Biel. Weitere Ergebnisse findet man unter www.adfc.de).

Zusammengefasst stellen wir fest: im Vergleich der genannten fünf Städte hinsichtlich der Unfallzahlen kommt Frankfurt zwar nicht schlecht weg, doch sollten die Unfallzahlen bei den Radlern trotz hoffentlich weiter steigender Radnutzung deutlich gesenkt werden. Erstes Ziel ist, wieder unter die Zahlen des Jahres 2002 zu kommen.

Fitz Bergerhoff

17.12.2005 I ADFC Frankfurt am Main e. V. |