Die vollständigen Ergebnisse zum Fahrradklima-Test online unter: fahrradklima-test.adfc.de
Noch besteht kein Grund zum Jubeln
Ein Blick auf die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests rund um Frankfurt
Bad Vilbel und Karben abermals sehr unterschiedlich bewertet
Im Wetteraukreis gelang beim Fahrradklima-Test 2024 acht Kommunen der Einbezug in die bundesweite Auswertung – mit teils sehr ernüchternden, teils leicht positiven Ergebnissen.
Erfreulich ist, dass die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die sich insgesamt in den acht Kommunen beteiligt haben, erneut gestiegen ist. Zu bedauern ist, dass in Bad Vilbel die Beteiligung jüngst recht stark nachgelassen hat (–34 Prozent). Auch in Karben ist sie mit 93 Personen leicht rückläufig (–9 Prozent). Gleichwohl ist Bad Vilbel mit 184 Teilnehmenden mit Abstand Spitzenreiterin im Wetteraukreis.
Die Ergebnisse für Bad Vilbel und Karben
Die Auswertung der Antworten zeigt, dass der Verbesserungsbedarf beim Thema Radverkehr weiterhin groß ist. Keine der Städte kann sich mit einer zufriedenstellenden oder gar guten Bewertung schmücken. Die Noten für die acht ausgewerteten Kommunen im Wetteraukreis liegen zwischen 3,61 (Karben) und 4,58 (Büdingen).
Bad Vilbel liegt mit der Note 4,04 im Mittelfeld. Damit hat sich die Bewertung im Vergleich mit jener im Jahr 2022 leicht verschlechtert; der längerfristige Trend über vier Jahre seit dem vorletzten Test (2020: 3,53) weist deutlich nach unten. Gelobt werden aktuell die Wegweisung und die Fahrradförderung in jüngster Zeit, gleichzeitig werden häufiges Falschparken, eine unzureichende Führung des Radverkehrs an Baustellen, beengte Radwege und Konflikte mit dem Kfz-Verkehr moniert. 74 Prozent der Teilnehmenden aus Bad Vilbel fühlen sich unsicher.
Für Karben hingegen ist die Bewertung im Zeitvergleich nahezu konstant. Gelobt werden die Zielerreichbarkeit und die Wegweisung. Nur 44 Prozent fühlen sich beim Radfahren unsicher – der beste Wert im Wetteraukreis.
Kreisweit fühlt sich die Mehrheit unsicher – mit Ausnahme der Radelnden in Karben
Ein zentrales Ergebnis für die Wetterau: In sieben der acht untersuchten Kommunen fühlt sich die Mehrheit der Radfahrenden unsicher. Nur Karben sticht mit seinem vergleichsweise niedrigen Unsicherheitswert hervor. In Wöllstadt liegt der Anteil bei 51 Prozent. Das Schlusslicht bildet Büdingen mit 87 Prozent, dicht davor rangieren Friedberg (81 Prozent) und Bad Nauheim (80 Prozent).
Kleine Verbesserungen sichtbar – aber noch zu wenig
Kreisweit wurden auch Verbesserungen erkannt – etwa bei geöffneten Einbahnstraßen und den neuen Radweg-Ausschilderungen. Solche Maßnahmen werden wahrgenommen und gewürdigt. Gleichzeitig wird sichtbar: Wo es an grundlegender Infrastruktur fehlt – etwa durchgängige Radwege, gute Baustellenregelungen oder konsequente Kontrollen gegen Falschparker auf Radwegen – fällt das Urteil hart aus.
Appelle zu wechselseitiger Rücksichtnahme auf einschlägigen Wegen, die sich der Fuß- und der Radverkehr zu teilen haben, können offenbar keinen Ersatz für eine Infrastruktur bieten, die beiden Gruppen neben dem motorisierten Verkehr ausreichend Platz gewährt.
Radwege enden im Nichts – und an der Ortsgrenze wird’s besonders kritisch
Neben der Bewertung mittels Schulnoten hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, ihre Eindrücke in einem Freitextfeld zu schildern. Hier zeigte sich über die Orte hinweg ein häufig genannter Kritikpunkt: Radwege enden oft abrupt im Nichts – ohne klare Fortsetzung. Dabei geht es nicht um fehlende Wegweiser, sondern um die grundsätzliche Frage: Wohin mit mir als Radfahrer/Radfahrerin? Muss ich auf die Straße? Gibt es einen weiteren Radweg? Wie komme ich sicher über eine Kreuzung?
Diese Unsicherheit hemmt die Freude am Radfahren und erhöht das Unfallrisiko. Besonders häufig wird die Kritik auf die Verhältnisse zwischen außer- und innerörtlicher Radinfrastruktur bezogen, wenn ausgebaute überörtliche Radwege an der Ortseinfahrt enden, ohne weitere sichere Radverkehrsführung. An solchen Übergängen fühlen sich viele Radfahrende allein gelassen. Auch die mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen ist insbesondere in Bad Vilbel ein Kritikpunkt – Note 5,1.
Systematische Verbesserungen sind notwendig
Zwar werden punktuelle Maßnahmen als positiv wahrgenommen, doch sind die Gemeinden im Wetteraukreis von Fahrradfreundlichkeit noch weit entfernt. Eine systematische Radverkehrsförderung setzt zusammenhängende, sichere Radwegeverbindungen voraus, auch in kleinere Ortsteile und zwischen den Kommunen. Wer das Fahrrad im Alltag nutzen will, darf nicht das Gefühl haben, sich selbst oder seine Kinder zu gefährden. Eine fahrradfreundliche Stadt ist ein Gewinn für alle, denn Radfahren reduziert den Stau, fördert die Gesundheit und schont das Klima. Leider zeigen die Umfrageergebnisse des Fahrradklima-Tests, dass insbesondere in Bad Vilbel der Weg dorthin noch weit ist – und der Abstand zur Nachbarin Karben noch immer groß ist.