Frankfurt bewegt!
In der Sonderausstellung „Bewegung! Frankfurt und Mobilität“ zeigt das Historische Museum noch bis zum 1.2.2026 die Geschichte der Mobilitätskonzepte in Frankfurt von den Anfängen bis heute.
Noch bevor man den Ausstellungsraum betritt „zieht“ man an einem typischen, grünen Fahrkartenautomaten ein Ticket. Mit einem Digitalcode loggt man sich ein und kann sich so durch die Ausstellung führen lassen – und das mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln. Zu Fuß, mit dem Rad, dem Nahverkehr, ebenso mit dem Auto oder einem Flugzeug durchkreuzt man die einzelnen Stationen. So bewegt man sich flanierend und langsam von Ort zu Ort oder „bucht“ eine 25-minütige Runde mit dem Flieger. Auch ein Wechsel der Verkehrsmittel zwischendurch ist immer möglich.
Tritt man in den Ausstellungsraum, wandert der Blick gleich zu einem „antiken“ Objekt. Eine wunderschöne Laufmaschine aus Holz, Metall und Leder schwebt über der ersten Themeninsel.
Kuratorin Nina Gorgus, die mich exklusiv durch die Ausstellung führt, erläutert ihre Beweggründe, sich dem Thema Mobilität in Frankfurt in einer Sonderausstellung zu nähern. Zum einen sind es berufliche Hintergründe. Denn Frankfurt als Verkehrsknotenpunkt und die historische Sicht auf die städtische Infrastruktur hat Nina Gorgus schon im Rahmen der Museums-Dauerausstellung konzeptuell bearbeitet. Auf der anderen Seite stehen persönliche, subjektive und lebensweltliche Erfahrungen als Bürgerin der Stadt und als Fahrradfahrende, die sie vor dem Hintergrund der positiven verkehrspolitischen Fortschritte in Frankfurt in den letzten 20 Jahren gemacht hat. Außerdem gibt es schon lange den Wunsch, ein Museumsstück aus der ständigen Sammlung herauszuheben und ein wenig in den Mittelpunkt zu rücken: die Draisine, ein wunderschönes, aber viel zu wenig beachtetes Laufrad, 1818 als Patent von Karl von Drais angemeldet. Nun kann man es von allen Seiten bewundern. „Diese Laufmaschine ist quasi das Urfahrrad. Es war damals nicht besonders erfolgreich, es galt als viel zu schnell“, erklärt Nina Gorgus. Kaum zu glauben, wenn man heutzutage die Knirpse auf den kleinen Laufrädchen durch die Gegend preschen sieht.
Die Ausstellung zeigt die Mobilität in all ihren unterschiedlichen Facetten. „Ein komplexes Thema und wir versuchen, davon möglichst viele Perspektiven zu zeigen“, so Nina Gorgus.
Insgesamt 10 Themeninseln beschäftigen sich mit Tempo, Stillstand, Pendeln, Klima und Wandel, auch chronologisch, aber insgesamt eher assoziativ aufgebaut. Künstlerische Positionen von regionalen Künstler:innen, die sich mit allen möglichen Formen von Bewegung auseinandergesetzt haben, ergänzen immer wieder die Thematik Mobilität. Z. B. haben die Urban Sketchers Rhein-Main den Mainkai an drei Terminen illustriert: autofrei, während der Fußballeuropameisterschaft und im Normalbetrieb. Der Unterschied macht nachdenklich.
Das Fahrrad spielt immer wieder eine besondere Rolle. Nicht nur das Laufrad ist ausgestellt, auch ein Faltrad, das eingeklappt von der Decke baumelt, oder das erste Lastenrad vom VCD. Ein Foto eines Fahrrades, das während der Startbahn West-Demonstrationen Anfang der 80er in einem von Protestierenden besetzen „Hüttendorf“ für Fahrten genutzt wurde, gehört zur Themeninsel Luftraum, Entwicklung des Rhein-Main-Flughafens.
Aber auch alle anderen Mobilitäts-Themen werden auf unterschiedlichen Ebenen gestreift. Auto, Schiene, Öffentliche Verkehrsmittel, Flugzeuge, Fußgänger, Barrierefreiheit und das Thema Gerechtigkeit werden unter historischen, technischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Aspekten und mit vielseitigen Mitteln, wie Fotos, Objekten, Video- und Audioaufnahmen und interaktiven Angeboten hervorgehoben.
Ergänzt wird die Ausstellung mit einem interessanten Begleitbuch, das sich mit allen Themen intensiv auseinandersetzt und noch offene Fragen am Ende umfangreich beantwortet.
Bewegung! Frankfurt und die Mobilität.
Historisches Museum Frankfurt
Öffnungszeiten:
Di-So 11-18 Uhr, Do bis 21 Uhr