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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Hochtaunus

„Wir haben die Lücken satt“

Der ADFC Hochtaunus ruft für den 21. September zur Fahrraddemo für durchgehende Radverbindungen im Hochtaunus auf. Patrik Schneider-Ludorff, 1. Vorsitzender des Kreisverbands, nennt die Gründe und Forderungen des ADFC.

Für die Demo wird geworben mit dem Slogan „Wir haben die Lücken satt“. Welche Lücken sind damit gemeint?
Patrik: Radrouten zwischen den Orten gibt es im Hochtaunus entweder gar nicht oder nur auf Teilstücken, und sie sind oft in schlechtem Zustand. Es gibt jede Menge Lücken, eine direkte, sichere und komfortable Verbindung zwischen den Orten fehlt meistens. Das ist ein großes Manko für alle Alltagsradler, für Pendler, Schulkinder und Auszubildende. Im ADFC-Fahrradklima-Test war dies einer der wichtigen Kritikpunkte. Wir fordern durchgehende Routen, gern entlang der Landes- und Bundesstraßen.

Patrik Schneider-Ludorff ist der 1. Vorsitzende des ADFC Hochtaunus
Patrik Schneider-Ludorff ist der 1. Vorsitzende des ADFC Hochtaunus
Ulrike Heitzer-Priem

Kannst Du Beispiele für diese Lücken nennen?
Ich greife drei heraus: Zwischen Oberursel und Königstein gibt es nur einen schmalen Waldweg, der, mit Laub bedeckt, teilweise nicht zu erkennen ist. Auf der parallelen Kreisstraße und nach der Einmündung auf der B 455 ist das Radeln lebensgefährlich. Streckenweise gilt Überholverbot, Radfahrende werden trotzdem dicht überholt. Zweitens: die Saalburg, eine der wichtigsten Pendlerstrecken. Seit 10 Jahren wird ein Radweg entlang der B 456 geplant. Hier könnte man eine der drei Fahrspuren für den Radverkehr abgeben, bis irgendwann ein Radweg fertig ist. Das dritte Beispiel ist die Frankfurter Landstraße in Oberursel am Friedhof. Beschlossen wurde ein sehr guter Plan für eine Protected-Bike-Lane. Jetzt die Kehrtwende, der Weg wird nicht gebaut. Dabei hat diese Strecke im Oberurseler Radverkehrskonzept die höchste Priorität bekommen, weil sie eine extrem gefährliche Lücke im Radnetz ist.

Gibt es denn im Kreis keine Pläne zum Ausbau des Fahrradnetzes?
Patrik: Doch, natürlich gibt es die. Der ADFC hat auch an der Entwicklung mitgearbeitet und ist weiterhin mit den Verantwortlichen im Kreis und in den Kommunen im Gespräch. Das Radverkehrskonzept des Kreises wurde 2022 verabschiedet. Aber was nützen uns die schönsten Pläne, wenn sie nicht umgesetzt werden? Das ist im Kreis genauso wie in den Kommunen: Geplant ist, gebaut wird nicht. Seit Jahren tut sich nichts an spürbaren Verbesserungen.

Woran liegt das und was schlägt der ADFC stattdessen vor?
Es fehlt am politischen Willen, am Geld und an Planungskapazitäten oder an allem gleichzeitig. Aber dies sind für uns Ausreden, denn für Straßenbauprojekte fehlt es daran nicht, Beispiel A5-Ausbau oder auch in Oberursel die Verlängerung der Nassauer Straße. Ein Radverkehrskonzept mit knapp 700 Maßnahmen, davon 187 bauliche, wie das des Hochtaunuskreises, kann nur Stückwerk werden. Stattdessen wäre es sinnvoll, alle Ressourcen auf fünf Strecken zu konzentrieren. Wenn man die zügig eine nach der anderen baut, merken die Alltagsradler deutliche Verbesserungen. Sicher wird dann der eine oder die andere eher aufs Rad umsteigen, auch für Pendelstrecken.

Welche sind diese fünf Routen, die der ADFC priorisiert?
Das ist der Radschnellweg FRM 5 von Friedrichsdorf über Bad Homburg, Oberursel und Steinbach nach Frankfurt. Das sind auch Strecken vom Hintertaunus nach Bad Homburg bzw. Oberursel und weiter nach Frankfurt sowie 1. von Usingen über Wehrheim und die Saalburg nach Oberursel; 2. von Neu-Anspach nach Bad Homburg und weiter nach Nieder-Eschbach und 3. die Verbindung von Glashütten über Königstein nach Frankfurt. Die 4. Route ist die Verbindung von Königstein über Kronberg nach Oberursel an der B 455.

Noch mal zurück zur Demo: Warum findet die gerade jetzt statt?
Weil wir jetzt gut gegen drei Ausreden argumentieren können. 1. den fehlenden politischen Willen. Das können die Wähler:innen im März bei der Kommunalwahl ändern. 2. kann das fehlende Geld nicht mehr der Grund sein, weil der Bund hunderte Milliarden Euro für die Infrastruktur bereitstellt. Das muss in klimafreundliche Mobilität fließen, und die verantworten Land und Kommunen. Und 3. haben wir die Aussagen vom ADFC-Fahrradklima-Test, in dem die Menschen direkte und sichere Verbindungen fordern.

Zudem fällt die Fahrraddemo in den Zeitraum des Stadtradelns im Hochtaunuskreis. Man kann also auf der Demo leicht 40 Kilometer sammeln. Für „Radfahr-Gourmets“ gibt’s noch ein Schmankerl: Von der Saalburg fahren wir über die berüchtigte und steile Saalburgchaussee wieder runter nach Bad Homburg.

40 Kilometer sind eine ordentliche Strecke im bergigen Taunus. Wie gut muss die Kondition sein, um mitzufahren?
Ja, es gibt Steigungen, aber bis auf den kurzen Anstieg zur Saalburg ist das erträglich. Man kann auch nur ein Teilstück mitfahren und aussteigen, wo man will. Auf der Website www.adfc-hochtaunus-info.de sind Zwischenstopps, Pausen und Zustiegsmöglichkeiten aufgeführt.

Dann hoffen wir, dass viele Radfahr-Begeisterte aus dem Rhein-Main-Gebiet bei der Demo mitfahren. Vielen Dank, Patrik, für das Gespräch.

Die Fragen stellte Ulrike Heitzer-Priem