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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Der Leserbrief von Erich Lücker hat in der Redaktion unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Von „Auf dem Seitenstreifen der B3 bin ich immer nach Darmstadt gefahren, das war der schnellste Weg und nachts der sicherste“ bis zu „Das ist nur eine Option für Radfahrer vom Typ ,stark und furchtlos‘, da fahr ich lieber im Dunkeln durch den Frankfurter Stadtwald“ zeigt sich ein breites Meinungsbild. Wir nehmen das zum Anlass, auf den Leserbrief etwas ausführlicher einzugehen.

Radschnellwege – schon heute ein Kompromiss

Planung und Bau der Radschnellwege gehen zu langsam, in diesem Punkt sind sich praktisch alle Beteiligten einig. Auch wir bemängeln das seit Jahren und wünschen uns mehr Tempo!

Damit es schneller geht und konkrete Ergebnisse zu sehen sind, werden aber bereits heute Kompromisse gemacht: Die Mindestbreite wird beispielsweise bei weitem nicht überall eingehalten, sowohl auf dem neu gebauten Abschnitt als auch bei den noch geplanten Abschnitten. Ob der FRM1 (Darmstadt-Frankfurt) beispielsweise am Ende überhaupt noch als „Radschnellweg“ oder „Raddirektverbindung“ (eine Stufe darunter) bezeichnet werden darf, müssen wir abwarten. Auch bei der Routenführung werden an vielen Stellen Kompromisse gemacht und Interessen abgewogen, um die Umsetzung zu beschleunigen. Aber immerhin wird gebaut, was den Druck auf die langsameren Kommunen erhöht.

Wir möchten aber unabhängig vom Begriff auch Radinfrastruktur für alle Menschen schaffen und nicht nur für die furchtlosen, die sich bereits heute z. B. auf stark befahrenen Bundesstraßen ihren Platz nehmen. Die genannte B 3 hat abschnittsweise zwar einen breiten Seitenstreifen, von entspanntem Radfahren ist man aber auch dort trotzdem weit entfernt. Das ist nicht attraktiv, wenn man vom Auto aufs Fahrrad umsatteln möchte. Und das größte aktuelle Problem, die Fahrt durch den Frankfurter Stadtwald, ist damit auch nicht gelöst. Die B 3 zwischen Sachsenhäuser Warte und Neu-Isenburg ist mangels Seitenstreifen nur etwas für wirklich leidensfähige Menschen.

Aus unserer Sicht sind wassergebundene Decken für den Alltagsverkehr keine Option. Auch der Welscher Weg hat (oder hatte) diese Oberflächenart. Leider schwimmt bei Regen die Oberfläche weg und muss ständig erneuert werden. Wie man nicht nur am Welscher Weg schön sehen kann, kommen die Behörden schon heute nicht mehr mit der Sanierung der vielen so angelegten Wege hinterher. Übrig bleiben steinige Buckel- und Schlaglochpisten. Da sich Starkregenereignisse weiter häufen werden, hoffentlich aber auch der Radverkehr wächst, wird die Instandhaltung zukünftig noch aufwendiger. Die wassergebundenen Decken bieten keinen einzigen Vorteil, außer vielleicht den initial etwas geringeren Baukosten. Dieser Vorteil verschwindet aber bereits nach kurzer Zeit wegen der hohen Instandhaltungskosten. Von der Sauerei bei Nässe, des kaum möglichen Winterdienstes usw. ganz zu schweigen.

Ein Blick in die anderen Bundesländer zeigt uns leider auch, dass aktuell mehrere Radschnellweg-Projekte wegen Widerständen oder der Finanzierung komplett beendet werden. Beim FRM1 sind wir dagegen guter Dinge, dass wir in den nächsten Jahren endlich eine seit Jahrzehnten überfällige Anbindung an Neu-Isenburg und darüber hinaus erhalten werden. Die größte Hürde der Strecke, der politische Widerstand unserer ehemaligen Umweltdezernentin bzgl. der Führung durch den Frankfurter Stadtwald, wurde inzwischen erfreulicherweise überwunden.

Ansgar Hegerfeld