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Vor dem Start: Corker:innen-Einweisung in Königstein Harald Schuster (2)
Erfolgreiche
ADFC-TaunusRadDemo
„Auf meinem Schulweg zum Gymnasium in Bad Homburg gibt es keinen Radweg“
Zwei Jungen halfen zur Abschlusskundgebung beim Aufbau der großen Puzzleteile, mit denen Lücken im Radverkehrsnetz gezeigt werden sollen. Moderatorin Ulrike Heizer-Priem nutzte die Gelegenheit und befragte die beiden nach ihren Erfahrungen auf dem Rad.
Auf meinem Schulweg gibt es keinen Radweg“, antwortete der Ältere, der das Gymnasium in Bad Homburg besucht. Sein jüngerer Bruder ergänzte, er benutze Radwege auf dem Weg zur Grundschule, doch würden ihm dort jeden Morgen viele Geisterfahrer auf dem Rad begegnen. Beide äußerten, dass sie ständig aufpassen und auch auf die Fehler der anderen achten müssten. Es sei sonst viel zu gefährlich. Beide wünschen sich einen sicheren Weg mit dem Rad zur Schule.
Dies waren die Stimmen zweier Betroffener, auf deren Probleme die Fahrraddemo des ADFC hinweisen wollte. Denn gerade Kinder gehören zu den von der Politik in Hessen kaum beachteten Pendler:innen. Ulrike Heitzer-Priem ergänzte, dass auch viele Erwachsene sich auf dem Rad mehr Sicherheit wünschen. 70 % der Radfahrenden gaben beim ADFC-Fahrradklima-Test an, sich im Straßenverkehr unsicher zu fühlen.
Als dritter Betroffener berichtete David Rüger aus Neu-Anspach von seinen Erfahrungen als Radpendler zwischen Neu-Anspach und Frankfurt. Er ist nach einem Fahrradunfall auf sein Liegefahrrad angewiesen. Wenn er auf der Straße unterwegs sei, würden ihn viele Autofahrer:innen rücksichtslos und gefährlich eng überholen. Er muss auch die geschotterten Wege nutzen. Das kostet ihn viel mehr Kraft als auf geteerten Oberflächen.
„Allein der politische Wille kann schnell Raum für den Radverkehr schaffen“ so der Vorsitzende des ADFC Hessen, Ansgar Hegerfeld. „In Frankfurt wurde der fließende Verkehr, und dazu gehört der Radverkehr, höher priorisiert als der ruhende Verkehr und auf einmal war Platz.“ Er wünsche sich auch mehr Kontrollen im Straßenverkehr, denn ohne die wirken unsere Gesetze zum Schutz der Menschen zu Fuß und auf dem Rad nicht.“
Anja Zeller, Geschäftsführerin des VCD Hessen, zeigt sich beeindruckt von der TaunusRadDemo. Sie war bei vielen Aktionen zur europäischen Mobilitätswoche und betonte, wie wichtig es sei, dass die Radfahrenden für ihre Rechte eintreten. Sie berichtete unter anderem von der Wirkung der Schulstraßen in Baden-Württemberg.
Fast 150 Radfahrer:innen nahmen an der Demonstration trotz angekündigter Regenschauer teil und setzten ein deutliches Signal Richtung Politik gegen das lückenhafte Radnetz im Kreis. Begeistert äußert sich Jochen Teichmann vom Radentscheid Offenbach, wie auch viele andere Teilnehmende.
„Pendeln über die Saalburg, das konnte ich mir als Oberurseler bisher nicht vorstellen. Ich pendelte lange auf dem Rad nach Eschborn und Frankfurt. Nun da ich erlebt habe, wie unproblematisch das mit sicheren Radwegen funktioniert, kann ich das gut nachvollziehen.“, so Teilnehmer Udo Bittner, 68 Jahre, der mit seinem Fahrrad ohne E-Motor an der Tour teilnahm. Viele bemerkten überrascht, wieviel schneller sie vorankamen, ohne das ständige Einfädeln und auf guten Oberflächen.
„Es war ein rundum gelungener Demonstrationszug“, freute sich Patrik Schneider-Ludorff, Vorsitzender des ADFC Hochtaunus, auf dem Podium. Er dankte allen Teilnehmer:innen für ihr Engagement, den Mitorganisator:innen, Helfer:innen, dem Landkreis Hochtaunus und der Polizeidirektion West für ihre Beiträge zum Gelingen der Demonstration. „Rechtzeitig zu Beginn der Taunus-Fahrraddemo pausierte der Regen bis zur Schlusskundgebung. Wir alle haben genug von den Lücken in unseren Radverkehrsnetz. Das kam in vielen Gesprächen entlang der Strecke immer wieder auf.“
Abschließend ergänzt er: „Der Ausbau der vom ADFC Hochtaunus priorisierten fünf Routen im Radverkehrsnetz am Taunushang muss nun begonnen werden. Der Rückbau vorhandener Fahrradinfrastruktur oder das Zurückstellen fertig geplanter Projekte wie der Protected Bikeline an der Frankfurter Landstraße ist unerträglich.
Der ADFC Hochtaunus geht in der Vorbereitung der Kommunalwahlen gerne mit den demokratischen Parteien ins Gespräch, was vor Ort und zwischen den Kommunen die dringendsten Maßnahmen sind. Wir werden uns die Wahlprogramme gut ansehen und darauf hinweisen, wer wie viel für ein einladendes Radverkehrsnetz im Hochtaunus verspricht.“Susanne Bittner
6_2025 November/Dezember
TaunusRadDemo: Hier beim Passieren der Kronberger Waldsiedlung Bengt Köslich
Freie Fahrt bergab von der
Saalburg nach Bad Homburg














