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Kleine Ode an den
Morgen
Impressionen vom STADTRADELN 2025
Von Bad Vilbel die Nidda abwärts – das ist schon seit vielen Jahren mein geliebter Arbeitsweg. Vor zehn Jahren entdeckte auch mein Nachbar diese Vorzüge, und seitdem sind wir morgens meist gemeinsam unterwegs. Ja, morgens! Start ist immer um fünf Uhr. Um diese Uhrzeit ist aus uns unerfindlichen Gründen noch nicht allzu viel los. Umso eher nimmt man die anderen Radler:innen und Jogger:innen wahr, die ebenfalls nach festem Rhythmus schon unterwegs sind.
So überholen wir mit schöner Regelmäßigkeit eine Radlerin zwischen Westkreuz und Nied. Irgendwann hat sich die Angewohnheit eingeschliffen, dass wir uns mit einem freudigen „Morsche“ begrüßen. Und tatsächlich: Wenn wir sie bis Nied nicht eingeholt haben, dann wartet sie auf uns – dort, wo sich die Wege trennen –, um diese schöne Tradition pflegen zu können, trägt sie doch zum Gelingen eines Arbeitstags bei.
An einem Morgen im September startete ich etwas früher, um die bekannte Unbekannte früher einzuholen und mal etwas ausgiebiger zu plaudern. Zu unser beider Überraschung starten wir beide in Bad Vilbel und haben damit eine deutlich längere gemeinsame Wegstrecke als bislang gedacht, treffen wir uns ja im Normalfall erst nach rund 20 Kilometern Fahrt. Dann, da wurde es richtig crazy, zeigte sich, dass wir beide es sind, die sich seit zwölf Tagen beim STADTRADELN im ADFC-Team um die Plätze 1 und 2 duellieren – sie mit dem längeren Arbeitsweg an den fünf Arbeitstagen, ich dagegen bin zusätzlich auch am Wochenende unterwegs.
Nachdem wir diese Erkenntnis verdaut hatten, kam von ihrer Seite eine klar formulierte Kampfansage. Die kann man ignorieren – oder aber annehmen. Ignorieren ist eher nicht so meins. Also legte ich am nächsten Tag, einem Samstag, gleich mal 160 Kilometer vor: morgens ‘ne schöne Rennradrunde durch die Wetterau, nachmittags noch zum Langener Waldsee. Zwei Tage lang saß ich dem Irrglauben auf, damit ihren Kampfgeist gebrochen zu haben. Dann kam der Konter, und schon war ich wieder im Rückstand. Nun war klar: Die Kampfansage war echt. An den noch verbleibenden STADTRADELN-Tagen pushten wir uns gegenseitig; auch zwei Tage Dauerregen konnten uns nicht ausbremsen. Am die Kampagne abschließenden Wochenende pfiff sie darauf, aufs Radeln zu verzichten, und ließ nichts mehr anbrennen. Zwar konnte ich mit einer weiteren Rennradrunde am Schlusstag, bezeichnenderweise bis zur Seufzerbrücke in Staden, meinen Rückstand verringern, doch ihre Position konnte ich ihr nicht mehr streitig machen.
Und so haben wir erstmals eine Teamsiegerin beim ADFC Bad Vilbel / Karben. Das finde ich umso bemerkenswerter, als in den vergangenen Jahren die ersten Plätze immer eine reine Männerdomäne waren – und ich bin überzeugt, dass dies nicht nur für unser ADFC-Team gilt. Chapeau!
Hatte ich erwähnt, dass wir bei all dem unser morgendliches Grüßen beibehalten haben? Es ging uns um den Spaß, und den hatten wir definitiv – auf jedem der über 1200 Kilometer, die wir in den drei Wochen jeweils pedalierten, und beim abendlichen Checken der Platzierung.
Der Rest ist schnell erzählt: Im Vergleich mit 2024 waren die Teilnahme und die Gesamtstrecke in Bad Vilbel etwas geringer. 455 Radelnde strampelten gut 72.000 Kilometer. In einer anderen Liga fuhr wieder das Team des Georg-Büchner-Gymnasiums, das allein mit 330 Radelnden und fast 44.000 Kilometern zum Gesamtergebnis beitrug – und damit dennoch nicht an sein Vorjahresergebnis herankam. Unser ADFC-Team erreichte wie gewohnt den zweiten Platz, wie im Vorjahr mit 20 Teammitgliedern, aber mit gut 7000 Kilometern etwa 10 Prozent mehr Strecke. Danke und Glückwunsch all denen im Team, die außer den beiden oben genannten dazu beigetragen haben! Den dritten Platz eroberten die Grünen, die damit einen Platz besser abschnitten als im Vorjahr. Auf ein Neues im nächsten Jahr!














