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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Muss das sein?
Manchmal fragt man sich schon, wo manche Zeitgenossen ihr Gehirn parken, wenn sie sich in den öffentlichen Raum begeben. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich niemals Fehler mache. Es gibt halt Tage, an denen ist man in Eile, genervt oder unaufmerksam oder gar alles zusammen und dann passieren Dinge, die man sich selbst nie zugetraut hätte. Aber folgende drei Begebenheiten lassen mich schon an der radfahrerischen und sozialen Kompetenz einiger Mitmenschen zweifeln.

Die S-Bahn gehört mir!
Morgens in der Hauptverkehrszeit an der S-Bahn-Haltestelle informiert mich eine gleichgültige Stimme darüber und bittet gleichzeitig um Verständnis dafür, dass eine Bahn aus technischen Gründen ausfällt. Die folgende ist damit doppelt gefüllt und bietet kaum noch den Komfort einer Sardinenbüchse. In Rödelheim passiert es dann. Ein Radler drängelt sich samt Gefährt in die völlig überfüllte S-Bahn. Ärgerlich genug, da in Rödelheim noch zwei weitere Linien fahren und somit praktisch ein 5-Minuten-Takt besteht. Da ließe sich mit etwas Warten sicher eine leerere Bahn finden. Der Gipfel der Unverschämtheit wird jedoch erreicht, als der Radler sich eine Station weiter am Westbahnhof wieder hinaus drängelt. Auch untrainierte Zeitgenossen schaffen diese Strecke in höchstens 15 Minuten. Mit Fahrrad auf den Bahnsteig und wieder runter schleppen und Warten auf die Bahn ging es so sicher nicht schneller. Das Wetter war nicht übermäßig warm, aber sonnig. Der einzige Zweck dieser Reise kann also darin bestanden haben, die Mitmenschen zu ärgern – und ich höre sie schon wieder alle auf diese Fahrradfahrer schimpfen.

Rechts vorbei, da stört man wenigstens richtig!
Wenige Tage später stehe ich an einer Bushaltestelle. Als mein Bus in der Haltebucht hält, fährt kurz dahinter ein Radler. Dessen natürliche Reaktion sollte jetzt doch sein, den Bus auf der Fahrbahn links zu überholen (einen irgendwie unglücklich angelegten Radweg, der einen zur Vorbeifahrt rechts am Bus zwingt, gibt es hier nicht). Doch was macht der Radler: mit elegantem Schwung rauf auf den Bordstein und mit nicht geringer Geschwindigkeit zwischen ein- und aussteigenden Fahrgästen hindurch auf dem Bürgersteig den Bus rechts überholen. Gleich danach wieder zurück auf die Fahrbahn. Was er sich von dieser Aktion versprochen hat, bleibt unklar. Dass dabei niemand verletzt wird, ist etwas mehr als Glück. Hier wundert man sich dann nicht mehr, wenn es Zeitgenossen gibt, die die Schwelle für die Nutzung des umweltfreundlichen Verkehrsmittels durch eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder (siehe Artikel auf Seite 8) noch ein ganzes Stück höher legen wollen. Aber ob das bei solchen Typen wirklich hilft?

Und aus Prinzip!
Wiederum ein paar Tage später bin ich zu Fuß am Roßmarkt vom Goetheplatz in Richtung Hauptwache unterwegs. Etwa in Höhe der inzwischen etwas überflüssigen EURO-Uhr fährt eine Radlerin erkennbar langsam und vorsichtig in Gegenrichtung an mir vorbei. Wenige Meter später schmeißt sich ihr ein älterer Herr in den Weg und fordert sie auf, ihr Rad zu schieben oder den (übrigens in üblicher Weise vollständig zugeparkten) Radweg gegenüber zu benutzen, dies sei schließlich ein Fußweg. Die Radlerin entschuldigt sich, steigt ab und schiebt ihr Rad. Ob des Verhaltens des älteren Herren etwas überrascht, spreche ich ihn darauf an und weise darauf hin, dass die Radlerin sehr vorsichtig gefahren sei. Außerdem führe der Radweg auf der Gegenseite in die falsche Richtung und sei zudem unbenutzbar, da durch parkende PKW belegt. Die Antwort war, dass ihm dies egal sei, es ginge schließlich ums Prinzip. Hier haben wir sicher einen begeisterten Anhänger einer Kennzeichnungspflicht für Fahrräder gefunden, denn Prinzipien lassen sich auf diese Weise bestimmt bestens durchsetzen.

Fazit
Durch diese drei Beispiele wird deutlich, dass das Miteinander im Straßenverkehr um Einiges besser funktionieren würde, wenn Verständnis, gegenseitige Rücksichtnahme und gesunder Menschenverstand etwas mehr an Bedeutung gewinnen würden. Wahrscheinlich könnte man dann sogar auf zahlreiche Regeln verzichten und niemand käme auch nur auf die Idee, eine Kennzeichnungspflicht für Fahrräder einzuführen.
Und sollte mich mal jemand beobachten, wenn ich als Fußgänger, Fahrradfahrer oder Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel irgendwelchen Blödsinn mache, bitte ich um entsprechende Hinweise, damit ich das in Zukunft unterlassen kann.

(rha)

12. Januar 2004 ADFC Frankfurt am Main e. V. |