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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Sauber, sauber
Eine etwas andere Annäherung an ein beliebtes Thema

Sauberkeit ist seit Jahren eines der Dauerthemen der Frankfurter Kommunalpolitik. Meistens geht es dabei um illegale Hunde- oder Sperrmüllhaufen. Aber auch Radfahrer/innen haben des öfteren Probleme mit mangelnder Sauberkeit. Wenn der Radweg voll Scherben liegt, weil der Glascontainer nur vom Radweg aus erreichbar ist, wenn an Baustellen die Fahrbahn so verdreckt ist, dass man sich Hosen und Schuhe einsaut, vor allem aber wenn im Herbst das gefallene Laub, im Winter Schnee und Eis und im Frühjahr das liegengebliebene Streumaterial für mangelnde Bodenhaftung sorgen – dann haben auch Radfahrer/innen Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Am Anfang steht das Gespräch
Aus aktuellem Anlass hatte der ADFC Frankfurt den Sauberkeitsbeauftragten der Stadt Frankfurt, Peter Postleb, um einen Termin gebeten. Am 16.12.2002 fand das Treffen bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) statt, die im Auftrag der Stadt die Straßenreinigung durchführt. Mit von der Partie waren neben Peter Postleb für die FES der zuständige Abteilungsleiter Steffen Rumler und Klaus Mieseler, Sachgebietsleiter Betriebliche Planung.

Lob für Verbesserung
Seit die Straßenreinigung nicht mehr Sache eines Amtes ist, sondern als Auftrag im Wege einer Ausschreibung vergeben wird, sind wirtschaftliche Gesichtspunkte stärker in den Vordergrund gerückt. Dass das für den Radverkehr kein Nachteil sein muss, zeigen die unübersehbaren Fortschritte bei der Sauberhaltung der Radwege in den letzten Jahren. Regelmäßiges Kehren findet jetzt tatsächlich statt. Steffen Rumler freute sich über das Lob. Es zeige, dass die eingeleiteten Reformen greifen.
Wie läuft es bisher?
Auch der ADFC ist in dieser Sache Lernender. So galten die ersten Fragen an die Vertreter der FES den aktuellen Regelungen. Zum Verständnis muss man wissen, dass es erhebliche Unterschiede gibt zwischen der allgemeinen Straßenreinigung und dem Winterdienst.

Straßenreinigung
Hier entscheidet die sogenannte Reinigungsklasse, wie oft saubergemacht wird. Das geht von mehrmals täglich bis einmal wöchentlich und gilt für die gesamte Straße, also auch für Geh- und Radwege. Häufiges Kehren geht natürlich ins Geld, das in diesem Fall die Anwohner bezahlen müssen. Deshalb ist das Hochstufen in eine teurere Klasse nicht ganz so beliebt wie das Schimpfen über den Schmutz.

Winterdienst
Auch hier gibt es unterschiedliche Prioritäten, die nacheinander abgearbeitet werden. Auf einer Karte sind in verschiedenen Farben die Straßen der Räumkategorien I und II eingezeichnet. Das heißt allerdings nicht, dass in diesen Straßen auch die Radwege mit gleicher Priorität geräumt werden. Für sie gibt es eine separate Liste. Alle anderen müssen warten. Völlig von der Räumung ausgenommen sind alle Straßen in den Tempo 30-Zonen.
Radwege, die nicht auf der erwähnten Liste stehen, werden bisher überhaupt nicht von der FES geräumt. Für einen Teil davon ist das Grünflächenamt zuständig, wieder andere unterliegen ähnlich wie Gehwege der Reinigungspflicht durch die anliegenden Eigentümer. Ein nicht unerheblicher Rest dürfte durch die Ritzen dieses Puzzles fallen, denn keines der beteiligten Ämter hat bislang wirklich einen aktuellen Überblick über die bestehenden Radwege

Radverkehrskonzeption Frankfurt am Main –
das unbekannte Wesen

Seit Dezember 1992, also seit immerhin zehn Jahren, ist die Radverkehrskonzeption (M 217/92) die verbindliche Radverkehrs-Leitplanung für die Stadt Frankfurt. Der ADFC wollte natürlich wissen, ob die Kunde davon schon bis zu den für die Straßenreinigung Verantwortlichen vorgedrungen ist. Das Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, das Thema aufzugreifen.

Fahrradstreifen
Seit Anfang der 90er Jahre wurden in Frankfurt eine ganze Reihe von Radfahrstreifen am Rande der Fahrbahn angelegt. In den Planungen der FES spielen sie bislang keine Rolle. Das erklärt, warum im letzten Winter die Fahrradstreifen in der Hansaallee noch wochenlang vom Eis blockiert waren, während der Autoverkehr direkt daneben schon nach kürzester Zeit wieder ungehindert Gas geben konnte. Auch in anderen Straßen ist immer wieder zu beobachten, dass die Fahrradstreifen nicht mitgeräumt und -gestreut werden (s. Fotos).

Fahrradrouten
Eine völlig neue Herausforderung für die Straßenreinigung stellen die neuen Fahrradrouten dar. Sie sind als durchgehend befahrbare Routen mit Wegweisung konzipiert und sollen als Hauptstraßen des Radverkehrs selbstverständlich ganzjährig befahrbar sein.
Sie setzen sich aus den verschiedensten Elementen zusammen, vom Radweg an Hauptverkehrsstraßen über Tempo 30-Straßen bis zu selbständigen Wegen durch Grünbereiche. Damit passen sie überhaupt nicht in das bisherige System der Reinigungsklassen und Prioritäten, die sich ausschließlich an den Erfordernissen des Autoverkehrs orientieren.

  • So ist die Fahrradstraße Goethestraße eine der wichtigsten innerstädtischen Verbindungen für den Radverkehr – in den Plänen der FES hat sie beim Winterdienst die unterste Kategorie.
  • So ist für Tempo30-Zonen keine Schneeräumung vorgesehen. Das leuchtet aus Sicht des Autoverkehrs ein, denn es handelt sich durchweg um untergeordnete Straßen. Aus Sicht des Radverkehrs ergibt sich ein völlig anderes Bild. Gerade die verkehrsberuhigten Straßen in Tempo 30-Zonen eignen sich hervorragend zur Führung wichtiger Radverkehrsverbindungen abseits der Hauptstraßen. Diese Funktion können sie nur erfüllen, wenn sie auch im Winter gefahrlos befahrbar sind, zumal dann die Gefährlichkeit der Hauptstraßen noch zunimmt.
  • So ist die Beseitigung von Herbstlaub, Schnee und Eis auf Fahrradrouten im Grünbereich (etwa die Verbindung zwischen Niddaufer und Hadrianstraße auf der Fahrradroute Nordweststadt-Innenstadt) bislang kein Thema. Zuständig ist hier das Grünflächenamt.

Weitere Probleme
Passende Fahrzeuge

In den letzten Jahren wurden von der FES neue Fahrzeuge für die Reinigung von Geh- und Radwegen angeschafft. Immer wieder kommt es allerdings vor, dass diese sich im engen Gewimmel der Pfosten, Stangen und Geländer gerade auf den Radwegen wegen mangelnder Durchfahrbreite festfahren. Die seit 1997 vorgeschriebene Mindestbreite von 1,50 Meter hat hier zu einer gewissen Entspannung geführt, allerdings nur für benutzungspflichtige Radwege. Die sogenannten anderen Radwege oder auch die gemeinsamen Geh- und Radwege sind mit ihren geringen Breiten oder den häufig enger stehenden Hindernissen weiter ein Problem.

Welches Streumaterial?
Seit einigen Jahren wird auf vielen Radwegen geräumt und gestreut. Allerdings wird dazu so gut wie ausschließlich Split eingesetzt, der nach dem Wegtauen von Schnee und Eis oft noch lange auf den Wegen herumliegt, bevor er wieder eingesammelt und der Wiederverwendung zugeführt wird.
Der ADFC will sich keineswegs in den Streit über die Schädlichkeit von Salz zwischen Straßenreinigung und Umweltschutz einmischen. Aber es muss erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass der bisher verwendete scharfkantige Split aus Sicht des Radverkehrs Probleme mit sich bringt. Man muss schon über sehr gute Reifen verfügen, um den wochenlangen Ansturm der spitzen Steinchen auf die Reifendecke ohne Platten zu überstehen. Und wer schon einmal gezwungen war, auf den herumliegenden Resten des Streumaterials scharf zu bremsen, der kann heilfroh sein, wenn er deren Bremswirkung nicht am eigenen Leib erleben musste.

Sonderreinigungen
Leider ist es bislang keineswegs üblich, dass die von Fall zu Fall nötigen Sondereinsätze auch den Radverkehr ausreichend berücksichtigen.
Die Probleme mit dem Herbstlaub wurden schon angesprochen. Während die Autos die mehr oder weniger matschigen Hinterlassenschaften des Sommers einfach zur Seite schleudern oder unter ihren Breitreifen zermahlen, halten sich auf den herbstlichen Radwegen oft wochenlang beträchtliche Laubschichten und führen dort zu gefährlichen Rutschpartien.
Ähnliches gilt für die Schlammspuren der Lastwagen an den zahlreichen Baustellen. Es ist zwar Aufgabe der verantwortlichen Bauleitung, hier Abhilfe zu schaffen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dies ohne „Nachhilfe“ von Seiten der Behörden häufig nicht funktioniert.
Auch die Hinterlassenschaften von Unfällen auf der Fahrbahn finden sich gar nicht so selten anschließend auf den Geh- oder Radwegen wieder. Auch hier muss bei Bedarf schnell gehandelt werden

Wie geht es weiter?
Zunächst ist festzuhalten, dass sich sowohl der Sauberkeitsbeauftragte der Stadt als auch die Vertreter der FES sehr aufgeschlossen zeigten. Alle Beteiligten betrachten das Gespräch als Startschuss, dem weitere folgen sollen. Schon im Januar wird es ein Treffen mit der FES geben, bei dem tiefer ins Detail eingestiegen werden soll. Es muss ein Konzept ausgearbeitet werden, wie die veränderten Bedürfnisse des Radverkehrs in konkretes Handeln umgesetzt werden können.
Für den ADFC stellen sich im Wesentlichen folgende Fragen:

  • Welche Forderungen gibt es aus der Sicht des Radverkehrs?
  • Was kann die FES im Rahmen ihres bestehenden Auftrags an Anregungen aufnehmen?
  • Wo sind andere Zuständigkeiten gegeben und was muss sich daran ggf. ändern?
  • Welche Probleme lassen sich nur unter veränderten Rahmenbedingungen angehen (Rechtslage, Finanzen)?

Die dafür nötigen Entscheidungen müssen, soweit sie nicht auf der Verwaltungsebene möglich sind, auf der politischen Ebene angestoßen und vorangetrieben werden.
Sollten Sie zwischendurch schon einmal eine dringende Meldung über unsaubere, ungeräumte oder ungestreute Radwege haben, so können Sie diese bei der FES Tag und Nacht loswerden unter der Rufnummer 069/212 3 32 86.
Fröhliches und rutschfreies Winterradeln wünscht Fritz Biel

alle Fotos: Fritz Biel

15. Januar 2003 ADFC Frankfurt am Main e. V. |