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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Verletzt und getötet

Im Jahre 2003 wurden auf Frankfurter Straßen 1040 RadfahrerInnen und FußgängerInnen verletzt oder getötet. Im Jahr davor waren es 909. Jetzt (am 14.02.05) lesen wir in der Frankfurter Rundschau „immer mehr Fahrer rasen in die Radarfalle“. Warum nimmt die Raserei immer mehr zu? Warum wird nicht mehr dagegen getan?

Etwa zeitgleich mit der Jahrtausendwende ist ein Trend zu höheren Geschwindigkeiten (nicht nur) in der Stadt zu vermerken (FR vom 14.02.05). Was ist passiert?

Wahrscheinlich hatten/haben viele Angst das neue Jahrtausend nicht zu erreichen, könnte man(n) meinen. Bei diesem Wettfahren findet kein Miteinander im Straßenverkehr statt. Der schwächere Verkehrsteilnehmer, meist Fußgänger und Radler, bleibt förmlich auf der Strecke. Ungeschützt sind sie/wir der Entgrenzung der Geschwindigkeit ausgesetzt.

Was soll und kann der Fußgänger machen? Aufrüsten! Zum Einkaufen seinen All-Round-Airbag mit 40-fach nach allen Seiten wirkenden Startdüsen, sowie dem Aufprall-Überrollbügel mit eingebautem Fallschirmbremssystem anlegen!
Was soll und kann Radfahrer machen? Aufrüsten! Mit dem All-Round-Überrollbügel aus hochwertigem, dreifach verschweißtem, kalt gezogenem Alustahl der Sorte Passiertschonnix, mit eingearbeiteten Airbags, mit den nach allen Seiten wirkenden Startdüsen, dem Aufprall-Überrollbügel und dem modular wirkendem Fallschirmbremssystem ausrüsten!

Sicher, ich überziehe hier völlig, denn die Mehrheit der motorisierten FahrerInnen verhält sich im Großen und Ganzen vernunftvoll. Doch die Unfallzahlen sprechen Bände.

Der Autofahrer hat es hier einfacher, voll isoliert und abgeschirmt durch All-Round-Airbags (einer Art modernster Ritterrüstung mit ca. 100 Pferden unter dem Hintern).
Radarkontrollen, sie sind eine mobile und flexible Überprüfungsvariante mit präventivem Charakter. Sie sollen die Verkehrteilnehmer zur Einhaltung der Regeln und Vorschriften auffordern. Zum Beispiel in Tempo 30 Zonen eben nur diese Geschwindigkeit zu fahren, denn bei einem Aufprall mit 50 km/h werden 8 von 10 Fußgängern tödlich verletzt, bei Tempo 30 sind es drei (FR 14.02.05).
Sicherlich, nicht jeder Raser ist gleich ein Unfallverursacher, doch die Reaktionszeit wird kürzer und damit steigt die Gefahr eines Unfalls deutlich an. Schutzsysteme sollen schützen, den Schwächeren gegenüber dem Stärkeren. Wurde diese Prämisse aufgekündigt?

Wo stehen wir heute?
Radarkontrollen werden als Abzocke diffamiert und „Schneller – höher - weiter“ kann sich voll ausleben. Viele Leicht- und Schwerverletzte mit den „Folgen und Kosten“, den Getöteten und dem Leid der Hinterbliebenen sind die Folge.

„Der Markt hat gerichtet, doch er richtet es nicht“, ist die klare Erkenntnis. Im Gegenteil – bei einigen Rasern führt der Geschwindigkeitsrausch zu einem völlig obskuren Verhalten und hat allein mit „Mobilität“ nichts mehr zu tun. Der Messwagen wird von ihnen demoliert und das Personal sieht sich bedroht. Es hat den Anschein, als gehörten jene Geschwindigkeitsberauschten auf einen Entzug und das Thema Suchtverhalten in allen Facetten auf die Tagesordnung.

Wo sind die Starken, die die Schwachen beschützen und die Entgrenzten wieder zurück bringen, auf das Maß der Dinge.

Seit gut vier Jahren sind die meisten im 21. Jahrhundert angekommen ... manche jagen noch „voll Speed“ – der Zeit hinterher.

Lothar Hennemuth

10.03.2005 I ADFC Frankfurt am Main e. V. |