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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Von: Bertram Giebeler am 27. November 2020, Kategorie: Politik/Verkehr

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Aktuell: 3.12.2020

Gedenkfahrt
für die tötlich Verletzen

Start: 5. Dez. 2020 - 14:45 Uhr
Goetheplatz (Nördlich des Roßmarkts)

Wir laden alle Radfahrerinnen und Radfahrer ein, am Samstag, den 5.12.2020, an einer Gedenkfahrt für die vor zwei Wochen auf der Oskar-von- Miller-Straße tödlich Verletzten teilzunehmen. Wir sammeln uns am Samstag ab 14:15 Uhr auf dem Goetheplatz. Von dort starten wir um 14:45 Uhr in Richtung Junghofstraße.
An den Kreuzungen Taunusanlage/Junghofstraße und Battonstraße/Kurt-Schumacher-Straße findet eine Schweigeminute mit kurzer Rede statt. An beiden Orten steht bereits ein Ghostbike, ein weiß lackiertes Fahrrad, zum Gedenken an die dort Getöteten.
Der Unglücksort in der Oskar-von-Miller-Straße wird etwa um 15:45 Uhr erreicht. Um 15:57 Uhr, dem Zeitpunkt des Unfalls, soll auch dort mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht und ein neues Ghostbike aufgestellt werden.

Alle Details hierzu findet ihr in dieser Pressemitteilung

Ein Geschoss aus zwei Tonnen Blech…
…rast plötzlich in drei schutzlose Menschen. Zwei davon sind jetzt tot.

Der Unfall am letzten Samstag im Ostend muss Konsequenzen haben! Aggro-Autofahren ist potentiell tödlich und kein Spaß für dumme junge Männer!

Drei Menschen waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein junger Mann, Radkurier für Lieferando.de, und ein älterer Mann, Fußgänger, aus Württemberg, eine Frau mittleren Alters aus Frankfurt. Alle drei waren am Samstag den 21. November am frühen Nachmittag zufällig zu einer bestimmten Sekunde auf dem – völlig normal und korrekt gebauten - getrennten Geh- und Radweg am Westende der Oskar-von-Miller-Straße unterwegs, als das über zwei Tonnen schwere Firmenauto eines 38-jährigen Mannes mit enormer Geschwindigkeit in sie hineinraste. Sie hatten keine Chance, die beiden Männer starben noch an der Unfallstelle. Der 38-jährige hatte in der eigentlich harmlosen Rechtskurve hinter der Einmündung der Uhlandstraße völlig die Kontrolle über seinen PS-gewaltigen SUV verloren. Er selbst wurde nur leicht verletzt.

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Mahnwache am letzten Dienstag von VCD (Verkehrs-Club Deutschland) und FUSS-e.V. an der Unfallstelle – vielen Dank für diese Aktion, auch vom ADFC. Seitdem erinnern Kerzen und Blumen an die zwei Unfallopfer
Fotos: li: Jan Holle, re: Falko Görres

Es gab am Dienstag 24.11. eine Mahnwache vor Ort, organisiert von VCD und FUSS-e.V., der ökologisch orientierten Fußgänger-Lobbyorganisation. Gleich nach dem tragischen Unfall wurden in der Öffentlichkeit zwei Fragen gestellt: wäre dieser Unfall bei Tempo 30 auch passiert? Hätte dieser Unfall genauso mit einem Kleinwagen passieren können? Über die zwei Fragestellungen muss man ernsthaft nachdenken.

Zunächst das Tempolimit. An der Unfallstelle selbst müsste auch bei Tempo 50 niemand die Kontrolle über sein Auto verlieren. Wahrscheinlich ist es auch so, dass jemand, der so eine Amok-Aktion bringt, sich in dieser Situation eh an kein Tempolimit hält. Trotzdem: Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts hätte einen Disziplinierungseffekt. Wenn sich die große Mehrheit daran gewöhnt und hält, bremst sie Raser physisch aus und sorgt für ein insgesamt entspannteres Klima im Straßenverkehr. Das bringt asoziale Typen womöglich dazu, ihr Aggressionspotential wenigstens nicht im Straßenverkehr auszutoben. Zum Argument "es hält sich eh keiner dran": Tempo 30 kann man effektiv erzwingen. Unsere belgischen, schweizerischen und französischen Nachbarn beherrschen das mit massenhaft Kreisverkehren und mit "Speedbumps", die jede Raserei sofort mit einem hässlichen "Knirsch und Krack" aus der Karosserie abstrafen, sogar bei hochgebockten SUVs.

Dann die Frage: wäre dieser schreckliche Unfall auch mit einem "Smart" passiert? Ein Polizeisprecher sagte dazu richtigerweise, dass Smart-Fahrer*innen eben andere Persönlichkeitstypen sind. Das stimmt sicherlich, aber mit dieser Erkenntnis können wir uns nicht zufriedengeben. Welcher Bewusstseins- und Gemütszustand bringt einen altersmäßig reifen, nicht betrunkenen Mann dazu, seinen Wagen auf ein so irres Tempo hochzudrehen, dass er es in einer eigentlich trivialen Straßensituation nicht mehr beherrscht? Der 38-jährige ist laut Polizeibericht bislang noch nicht einmal einschlägig in der "Raser-Poser-Tuner" – Szene aufgefallen. Was bewirkt es in so einem offensichtlich labilen Typen, mit dem Gasfuß über 300 oder mehr PS zu gebieten?

Es geht nicht nur um die PS-Zahl. Es rollen immer mehr Autos durch die Städte, die wie Angriffswaffen designt sind und andere Menschen regelrecht terrorisieren sollen. Schon manche "normale" Serienautos sind so designt, dass sie dem Vorausfahrenden beim Blick in den Rückspiegel Angst machen. Erst recht trifft das auf die gepimpten und getunten Boliden zu, denen nicht nur lautes Röhren als Fahrgeräusch angezüchtet wird, sondern als besonderer Knalleffekt auch noch computergenerierte Fake-Fehlzündungen. Die Autoindustrie hat sicher umso mehr Spaß daran, je mehr Deppen solche völlig unnützen Autos kaufen, denn die hohe Profitspanne dieser Geschosse lässt die Konzernkasse fröhlich klingeln. Für andere Verkehrsteilnehmer*innen, insbesondere auf dem Fahrrad und zu Fuß, ist der Spaß schon lange vorbei. Wir sollten uns das nicht länger gefallen lassen!

Frankfurt ist eine nicht ganz unbedeutende Stadt und hat im Städtetag durchaus Gewicht. Von dort sollte, initiiert von Frankfurts OB und Verkehrsdezernat, eine druckvolle Initiative für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts ausgehen. Für uns Radfahrer*innen ist das wichtig, weil bei geringerer Tempodifferenz im Stadtverkehr das Radfahren objektiv und subjektiv sicherer wird, es werden sich dann mehr Menschen zutrauen Rad zu fahren. Sage niemand, das sei unrealistisch oder unpopulär. Tempo 130 auf Autobahnen befürwortet mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Deutschen – vor 10 Jahren noch undenkbar!

Was auch noch von Frankfurt im Städtetag und von den Bundestagsabgeordneten aus dem Rhein-Main-Gebiet ausgehen sollte, ist eine Initiative in Richtung verschärfter Kriterien der Straßenverkehrs-Zulassung. Kein Mensch braucht eigentlich ein Auto, das größer, schneller und lauter ist als, sagen wir, ein VW Golf. Was darüber hinaus geht, an Größe (vor allem Breite) und Motorkraft, darf andere Menschen nicht belästigen, schon gar nicht ängstigen oder gar gefährden. Für harmlose Fahrräder gelten die strengen Regeln der STVZO, der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung – vom Licht bis zum Klingelton. Warum darf dann ein Kraftfahrzeug, das technisch auf Rennsport hochgezüchtet ist und auch noch Höllenlärm emittiert, überhaupt auf eine normale Stadtstraße? Wird Zeit, dass sich das ändert!

Gemeinsame Pressemeldung:
ADFC Frankfurt, VCD Regionalgruppe Rhein-Main, Ghostbike Frankfurt, Betriebsrat Lieferando Ffm/Of:

Fahrrad-Gedenkfahrt für die Unfallopfer

Frankfurt, 03.12.2020: Radfahrerinnen und Radfahrer können am Samstag, 5.12.2020, an einer Gedenkfahrt für die vor zwei Wochen auf der Oskar-von- Miller-Straße tödlich Verletzten teilnehmen. Zu der Abschlussveranstaltung am Ort des Unglücks sind alle eingeladen, die Anteil nehmen wollen und mehr Sicherheit für alle am Verkehr Beteiligten fordern, die täglich zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind.

Erst vor wenigen Wochen fand der "Ride Of Silence" statt, die alljährliche Gedenkfahrt für getötete Radfahrerinnen und Radfahrer. Da sah die Bilanz für 2020 noch gut aus – keine Toten. Mit dem schweren Unglück auf der Oskar-von-Miller-Straße hat sich das geändert. Der Fahrer eines tonnenschweren, hochmotorisierten Autos verlor nach übermäßiger Beschleunigung die Kontrolle und tötete mit seinem SUV einen Radfahrer und einen Fußgänger, eine Fußgängerin wurde schwer verletzt.

Dieser Unfall ist tragisch, aber leider keine Seltenheit. 2019 sind vier Rad oder Pedelec Fahrende und vier zu Fuß Gehende auf Frankfurter Straßen getötet worden, zudem wurden 214 von ihnen schwer verletzt. Insgesamt starben auf Deutschlands Straßen täglich rund neun Menschen. Die Zahl sinkt zwar über die Jahre, aber der Anteil derer, die mit dem Rad unterwegs sind und dabei getötet werden, die steigt.

Darum verlangen wir vom Gesetzgeber, und den für die Verkehrssicherheit in unserer Stadt Zuständigen, nunmehr konsequentes Handeln für mehr Sicherheit:

  • Rad- und Gehwege müssen stadtweit ein durchgängiges, breit ausgebautes Netz bieten und an kritischen Stellen vor Falschparkern baulich geschützt werden.
  • Es ist kein Kavaliersdelikt, Radwege oder Gehwege zu versperren oder den sicheren Übergang der Straße zu behindern! Intensivere Kontrollen und härtere Sanktionen gegen Falschparker, besonders auf Wegen zum Kindergarten oder der Schule, im Umfeld von Senioren-, Kranken- oder Pflegeeinrichtungen und an Kreuzungen, Straßenmündungen oder Zebrastreifen.
  • Tempo 30 rettet Leben! Die Kollision mit einem Auto ist hier vergleichbar mit einem Sturz aus 3,60 Metern Höhe. Bei Tempo 50 ist es wie ein Sturz aus 10 Metern Höhe! Deshalb stadtweit 30, mit mehr Kontrollen durch die Verkehrs- und Landespolizei, sowie deutlich mehr verkehrsberuhigte Bereiche.
  • Technische Einschränkungen für übermäßig motorisierte PKW! Mit Hilfe der Elektronik kann für Neufahrzeuge die Beschleunigung und die Geschwindigkeit begrenzt und mit Geofencing das Befahren von gesperrten Bereichen wie beispielsweise Fußgängerzonen verhindert werden. All das senkt die direkte Bedrohung von Menschen ohne Auto erheblich und vermeidet unnötigen Lärm, Luftverschmutzung und CO2- Ausstoß durch unverhältnismäßiges Beschleunigen.

Die Veranstaltung und die Forderungen werden unterstützt von den regionalen Gruppen des ADFC, des FUSS e.V., Greenpeace, Lieferando Deutschland, des Radentscheids, Riders United und des VCD.

Wir sammeln uns am Samstag ab 14:15 Uhr auf dem Goetheplatz. Von dort starten wir um 14:45 Uhr in Richtung Junghofstraße. An den Kreuzungen Taunusanlage/Junghofstraße und Battonstraße/Kurt-Schumacher-Straße findet eine Schweigeminute mit kurzer Rede statt. An beiden Orten steht bereits ein Ghostbike, ein weiß lackiertes Fahrrad, zum Gedenken an die dort Getöteten. Der Unglücksort in der Oskar-von-Miller-Straße wird etwa um 15:45 Uhr erreicht. Um 15:57 Uhr, dem Zeitpunkt des Unfalls, soll auch dort mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht und ein neues Ghostbike aufgestellt werden.

Link auf die gesamte Route

Es wird erwartet, dass die Frankfurter Radkurierdienst-Szene und sehr viele Teilnehmer aus etlichen Initiativen an diesem Rad-Korso teilnehmen werden. Es gelten spezielle Corona-Regeln für Radkorsos, auf deren Einhaltung zu Beginn hingewiesen wird.

Wir bitten die Presse und das Fernsehen, Interviews nur bis zur Abfahrt auf dem Goetheplatz, 14:45 Uhr und nach der Schlusskundgabe (ca. 16:15 Uhr) vorzunehmen. Im zeitlichen Rahmen der Kundgebungen während und nach den Schweigeminuten bitten wir, darauf zu verzichten. Es wird in diesen Phasen der komplette Verkehr auf allen Spuren angehalten, um diesen Momenten eine, wenn auch kurze, aber doch besondere Prägung zu geben. Film- und Fotoaufnahmen in dieser Zeit steht jedoch nichts im Wege.

Pressekontakte:

Ansgar Hegerfeld, ADFC Frankfurt
0176-91365378
ansgar.hegerfeld@adfc-frankfurt.de

Falko Görres, Ghostbike Frankfurt
0176-80299137
kontakt@ghostbike-ffm.de

António Fernandes Coelho, Stv. Brv. Betriebsrat Lieferando Ffm/Of
0177-2778996
https://twitter.com/bigrelative
https://www.instagram.com/bigrelative
antonio.fernandescoelho@workscouncil-takeaway.com

Mathias Biemann, VCD Rhein-Main
0151-26846475
mathias.biemann@vcd-rhein-main.de

Orry Mittenmayer, Aktivist und Gewerkschaftler
0157-39444052
https://www.instagram.com/workingclassjustice https://twitter.com/OrryMittenmayer
orrymittenmayer@gmail.com

Technische und organisatorische Gesamtleitung und –Verantwortung:
Werner Buthe
0177-6664078
werner.buthe@gmx.de