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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Lass Dich sehen
Neue Runde im Kampf gegen dunkle Gestalten

Verkehrssicherheit ist in Frankfurt Chefsache. Zweimal im Jahr sollen in Zukunft die Ordnungskräfte Aktionswochen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchführen. So hat es Verkehrsdezernent Lutz Sikorski im letzten Jahr angekündigt (Mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr, Magistratsbericht B 892 vom 5.12.2007).
Nachdem im letzten Herbst Rote Karten für Gehwegradler und blaue Zettel für Radwegparker verteilt wurden, stand im Frühjahr das „Elterntaxi“ im Zentrum des Geschehens der „Schulweg-Safari“. Nun also die Sicherheit bei Dunkelheit. Motto der Aktion ist die imperative Aufforderung: Lass Dich sehen!
In einer Pressekonferenz wurde die dreiwöchige Kampagne von Lutz Sikorski und Sabine Thurau, der Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Frankfurt, Mitte Oktober vorgestellt.

Den ernsten Hintergrund der Aktion untermauerte Ulrich Schöttler, Leiter des Straßenverkehrsamtes mit Zahlen. Bei Dämmerung und im Dunkeln passieren demnach drei Mal so viele Unfälle wie bei Tageslicht. Kommen Regen und Schnee hinzu, ist das Risiko sogar zehn Mal so hoch.
Ob es zu einem Unfall kommt, hängt naturgemäß eng zusammen mit der Zeit, die den Beteiligten für eine Reaktion bleibt. Dass unbeleuchtete Fußgänger und Radfahrer mit dunkler Kleidung schlechter zu sehen sind als solche mit heller Kleidung und reflektierenden Bändern, leuchtet wohl jedem ein. Während dunkle Gestalten erst auf 25 Meter zu sehen sind, warnen reflektierende Materialien im Scheinwerferlicht eines Autos schon auf 150 Meter Entfernung.
Die Bedeutung einer gut funktionierenden Lichtanlage kam bei all den Signalbändern und Signalfarben leider ein bisschen zu kurz. Das war sicher nicht zuletzt ein Tribut an das Konzept, sich zeitgleich an völlig unterschiedliche Zielgruppen zu wenden. Es blieb dem ADFC vorbehalten, darauf hinzuweisen, dass es in Frankfurt gerade bei jungen Leuten noch immer als „schick“ gilt, mit Fahrrädern unterwegs zu sein, die über keinerlei Beleuchtung verfügen und dass das Fahren ohne Licht sich keineswegs auf die sogenannte „dunkle Jahreszeit“ beschränkt.
In der ersten der drei Aktionswochen sollte es vor allem um Sicherheit und Sichtbarkeit der radelnden Bevölkerung gehen. Drei Aktionsteams waren vorwiegend in der Innenstadt an den beliebtesten Fahrradrouten im Einsatz, um über korrekte Beleuchtung und vernünftige Bekleidung beim Radfahren im Dunkeln aufzuklären und neongelbe Federbänder zu verteilen. Das geschah weitestgehend bei Tageslicht. Um 19 Uhr endete der Einsatz gegen die potenziellen Dunkelmänner und -frauen.

Schwerpunkt in der zweiten Woche waren in Fortführung der „Schulwege-Safari“ vom Frühjahr Aktionen an den Schulen. Fünf Frankfurter Grundschulen beteiligten sich mit Sicherheitstrainings, die sich spielerisch mit dem Thema „Sicherheit bei Dunkelheit“ befassten. Dazu kamen Fahrradchecks und Aufklärungsaktionen vor den Schulen über die erhöhten Unfallgefahren durch das gerade im Winter beliebte „Elterntaxi“.
Im Zentrum der dritten Woche stand ein Gewinnspiel. Vom 3.–8. November waren städtische Aktionsteams abends unterwegs, um sechs City-Bikes unter die Leute zu bringen, jeden Abend eines. Wer sich besonders gut sichtbar gemacht hatte, durfte an der Verlosung teilnehmen.

Medienpartner der Stadt war diesmal nicht die fahrradbegeisterte Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau, sondern die Frankfurter Neue Presse.
Die Wirksamkeit solcher Aktionen ist naturgemäß schwierig abzuschätzen. Rainer Michaelis, Abteilungsleiter Verkehrssicherheit im Straßenverkehrsamt, freute sich, dass schon nach wenigen Tagen viele Leute an den Kontrollpunkten über die Aktion informiert waren und vorbeikamen, um sich „ihr“ Signalband abzuholen.
Nachhaltige Wirkung ist auf diesem Terrain zweifellos nur mit langem Atem zu erzielen. Dabei müssen viele Faktoren zusammenspielen. Von den Eltern muss man erwarten, dass sie als Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen. Nicht zuletzt sollten sie viel stärker darauf dringen, dass ihre Kinder sich nur mit Fahrrädern im Verkehr bewegen, die den Anforderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung (Puh, was für ein Wort!) genügen. Erleichtert wird das sicher durch die rasante Entwicklung der Technik. Leichtlaufende Nabendynamos und zuverlässige Diodenleuchten sind auf dem Vormarsch und gehören zunehmend zur Erstausrüstung auch erschwinglicher Fahrräder. Nicht einmal einschalten muss man das Licht noch selber. Das übernimmt ein elektronischer Sensor.

Der ADFC war übrigens an der konzeptionellen Vorarbeit der Aktion nicht beteiligt. Wir waren trotzdem bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten mitzumachen, aber dazu hätte es einer etwas längerfristigen Terminplanung bedurft. So blieb es bei einer symbolischen Beteiligung (siehe Foto).

Eine Anregung des ADFC fiel bereits auf fruchtbaren Boden. Ulrich Schöttler kündigte am Rande der Pressekonferenz an, dass das Thema Beleuchtung im nächsten Jahr auch an lauen Sommerabenden eine Rolle spielen soll. Denn dunkel wird es auch im Sommer, wenn auch ein bisschen später. Aber da sind die Radler ja auch länger und häufiger draußen unterwegs.

Ob es gelingt, die notwendigen Verhaltensänderungen allein durch Aufklärung zu erreichen, muss wohl mit einem Fragezeichen versehen werden. Es wäre sicher hilfreich, wenn sich das Risiko von lichtlosen Radfahrern, des Abends von einer Fahrradstreife gestoppt zu werden, signifikant erhöhen würde, auch außerhalb von Aktionswochen
Das ist jedenfalls die Meinung von

Fritz Biel

Mehr über die Aktion unter
www.lass-dich-sehen-frankfurt.de

17. 12. 2008 I ADFC Frankfurt am Main e. V. |