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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Nägel in den Reifen
Erfahrungen mit Spikes

Als ich vor zwei Jahren die beiden von mir im Winter genutzten Maschinen mit Spikesreifen bestückte, hatte das einen Touch von Luxus ... Der Sturz eines Dunkeltour-Teilnehmers mit nicht ganz unkompliziertem Schlüsselbeinbruch vorletzten Winter gab mir denn doch zu denken. Die Ursache wurde nie geklärt, ich tippe aber auf lokales Glatteis. Mein Gerutsche kurz darauf bei gut 30 km/h über eine gefrorene Längskante gab dann den Ausschlag für die Luxus-Investitionen. Wirklich Luxus? Brauche nur ich solche Rentnerkrücken? Hier zwei Beispiele.

Eine Dunkeltour letzten Winter: Der „unbespikte Rest“ musste mehrmals schieben. Beim ersten Mal fragte ich noch, was denn los sei. Es sei glatt, hörte ich staunend. Aha, es ist glatt, hmhmm. Das hätte ich sonst „glatt“ übersehen. Einer stürzte dann noch auf vereistem Asphalt bergab. Ich war zwar vor ihm am Unfallort, konnte ihn aber nicht warnen, weil ich ja nicht wusste, dass es da glatt war. Das Eisopfer hatte zwar wohl ein paar Tage Freude an seinem geschwollenen Knie, aber letztlich doch Glück, meine ich. Übrigens war der Herr sogar im Besitz von Spikesreifen, aber die lagen Zuhause, wo sie eher wenig nützten ...

Eine gut besuchte ADFC-Sonntagstour letzten Januar, drei Sterne: Klarer Himmel, kein Schnee, ein freundlicher, sonniger Tag. Subbähr Wetter eyh. Was eben nicht ausschließt, dass die Fahrbahnen in schattigen Lagen bis in den Nachmittag rein vereist sind ... und wieder war ich der Einzige mit zur Jahreszeit passenden Reifen. Der Tourenleiter, Jürgen L., warnte uns immerhin: Im Schatten kann es glatt sein – was er zwei Minuten später, in einer Kurve einer Nebenstraße elegant wegrutschend, selbst demonstrierte. Später gab es auf einer ebenfalls scheinbar eisfreien, von einer Lärmschutzwand beschatteten Straße noch einen Gruppensturz, als sich Ivo„wutsch!“K.;-) zu den Hinterherfahrern umdrehte und sagen woll... pladderpladderrutschrutsch, vier oder fünf Leute gingen zu Boden. Keine ernsthaften Folgen.

Beide Vorfälle kann man so oder so sehen. Z.B. so, dass es gans lustich war, zweifellos einen gewissen Unterhaltungswert hatte, war echt prima, näxte Tour ...

Oder so: Jeder Sturz mit einem Zweirad, auch bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten, ist für den Performer der Zirkusnummer potentiell lebensgefährlich – auch, wenn er/sie einen Fahrradhelm trägt. Unterm Strich haben die Umfaller mit den dekorativen Sommerreifen viel Glück gehabt.

Nein, Spikesreifen sind nicht so schick wie Styropor-Hutmoden. Sie sehen nicht schnell aus, sind nicht leicht und nicht billig. Außerdem laufen sie laut und haben einen hohen Rollwiderstand. Dafür kommt man damit deutlich sicherer durch den Winter.

Luxus? Naja ... vielleicht dann, wenn man sich die Gasse freiklingeln muss, weil mal wieder ein paar ängstlich im Schneckentempo rutschende Autisten im Weg rumstehen. Ach Soja, es scheint mal wieder glatt zu sein ;o)

Was sind Spikes?

Siehe Foto: So ein Spike sieht aus wie ein dicker Reißnagel. Billigspikes sind aus profanem massivem Stahl. Gute Spikes dagegen haben Stifte aus Wolframcarbid – ein sehr hartes, aber auch sprödes Material. Der „Topf“ um den dünnen Stift herum ist meist aus Stahl, bei dem abgebildeten „High-End-Spike“ aus Aluminium.

Die Nägel sind in die Gummi-Lauffläche des Reifens eingebettet, die deshalb relativ dick sein muss. Das Gewebe des Reifens liegt unter dem Nagelkopf, dort stützt er sich unter Belastung ab.

Die Nagelspitzen ragen nur etwa einen Millimeter über das Profil hinaus. Das Ergebnis ist eine Art Mischhaftung auf der Straße: Ein Teil der Gewichtskraft wird über die Spikes übertragen, die sich in den Asphalt (oder ins Eis) krallen, aber zwischen den Spikes rollt, wie bei normalen Reifen, die flexible Gummilauffläche auf dem Boden ab.

Was können Spikes?

Sie geben Haftung auf Eis und nassem Holz. Auf diesen rutschigen Böden kann man fast normal fahren, als wären sie gar nicht nass oder vereist.

Punkt, das war's schon. Was Spikes nicht können:

Sie helfen nicht auf weichglatten Böden, auf Schnee, Matsch, oder (das zweiradmäßig Schwierigste und Ekligste überhaupt, finde ich) verdichtetem Schneematsch. Nein, sie bringen nichts auf verschneiten Waldwegen. Nein, sie helfen nicht auf der Skipiste oder auf der Rodelbahn – es sei denn, die sind so dick vereist, dass dort keiner mehr skiläuft oder rodelt.

Spikes greifen nur wirklich auf Eisschichten, die fest genug sind, waagerechte Kräfte auf den Boden zu übertagen, also auf gefrorenen Straßen oder dick überfrorenem Schnee. Vergesst die gängigen Ammenmärchen, die auch in der Presse kursieren, z.B. Spiegel.de (siehe Kasten „Links“). Woher sollten die schreibenden Autofahrer es auch wissen, sie dürfen ja nicht mehr – leider kein Praxisbezug, dafür müsste man ja radfahren ...

A propos Dürfen: Motorisierte dürfen hierzulande nicht mehr, weil sie mit ihren Spikes die Fahrbahnen zerstörten. Radfahrer dürfen, weil sie das nicht tun. Einer der Vorteile, wenn man mit einem Fünfhunderstel(!) der Leistung auskommen muss, die ein Autist aufwendet, nur um sich selbst zu transportieren – mit im Winter ständig radierenden Reifen. Eingesparte Energie (die bei uns fehlenden 499 fünfhundertstel) kann nix kaputtmachen ...

Die Nachteile

Spikesreifen sind schwerer und laufen schwerer als Reifen mit vergleichbaren Profilen. Messwerte habe ich nicht gefunden. Die gehörten subjektiven Eindrücke dieser Bremswirkung schwanken zwischen „kaum spürbar“ bis „mindestens 5 km/h“. Nach meinen Erfahrungen würde ich sagen: Bei 20 km/h kosten Spikes auf Asphalt 1 bis 3 km/h, je nach Reifen (Spikeszahl, Profil) und Zustand (neue Reifen reiben stärker). Etwa vergleichbar mit der Bremswirkung durch einen mittelprächtigen Seitenläufer-Dynamo. Subjektiv, wie gesagt, Forschung tut not. Wer systematisch misst und vergleicht, hat Chancen, auf entwicklungsfähige verlustmindernde Merkmale zu stoßen – die in der sonstigen (Auto-) Spikes-Forschung bisher keine Rolle zu spielen scheinen.

Auf Asphalt oder Beton knirschen Spikes ziemlich laut. Das ist einerseits gewöhnungsbedürftig, andererseits vorteilhaft im Umgang mit Fußgängern: Klingeln meist überflüssig, das Geräusch der sich schnell nähernden Gerölllawine hat sogar viel mehr Autorität als eine schnöde Fahrradklingel: Keiner ignoriert es, alle drehen sich respektvoll um ;-)

Auf sehr harten Böden (Pflaster, Marmor, Feinestriche, Metall) ist Vorsicht geboten, weil Spikesreifen dort leichter wegrutschen können als normale. Die Behauptung in dem besagten „Spiegel“-Beitrag,

„... denn ohne Eis, auf nacktem Asphalt, bewirken Spikes genau das Gegenteil: Der Kurvenhalt geht gegen null, und der Bremsweg erreicht neue Dimensionen.“

... ist aber, mit Verlaub, aufgebauschter Quatsch. Die Haftung auf trockenem Asphalt mag etwas schlechter sein, aber aufgefallen ist mir das noch nicht. Sie reicht jedenfalls für normale Kurvenschräglagen und auch für Vollbremsungen mit schwebendem Hinterrad (mehr geht nicht, weil man sich sonst überschlagen würde).

Wem nutzen Spikes?

Der Maundenbaiker-Kampf auf verschneiten Waldwegen scheint mir, als einer, der beides kennt, ein geringeres Glätte-Sturzrisiko darzustellen als „Schwarzes Eis“ auf ganz normalen, scheinbar freien Fahrbahnen – siehe auch die von mir beschriebenen Stürze.

Der Mainstream sieht das aber oft umgekehrt. Ich leiste mir mal einen kulturellen Exkurs. Die Einleitung des besagten „Spiegel“-Artikels „... Die Skischanze überlässt man besser Autos. Aber mit dem Rad die Rodelbahn hoch, das ist für Mountainbike-Athleten kein Problem – dank Spikes.“ ... gibt, mal abgesehen von der schon widerlegten Fehlannahme, die Nägel würden auf der Rodelbahn nützen, die gängige Geschichtsverfälschung wieder, die darin gipfelt: „Inzwischen gibt es die Stahlstift-Reifen auch für normale Tourenräder. Die perfekte Winterausrüstung für Allwetterradler.“

Soso. Wie der historische Nokia-Prospekt zeigt, wird umgekehrt ein Schuh draus: Seit gut vier Jahrzehnten gibt es finnische Spikesreifen für Fahrräder. Das waren damals, lange bevor ein paar dekadente Kalifornier ihre ersten Schwinn-Cruiser im Downhill vom Repack Hill verschrotteten (so ungefähr wurde laut Legende in den Mittsiebzigern die Geburt des Mountainbikes eingeleitet), keine Spielzeuge, sondern Nutzfahrräder. In Finnland gibt es viel gefrorenes Wasser im Winter, man kann über den See abkürzen ...

Aber ja, mittlerweile sind zu dem damaligen Ur-Hakkapeliitta (hier nur einmal ausgeschrieben, mühevoll – schwierige Sprache ;o) viele andere Reifentypen hinzugekommen. Seit einigen (wenigen) Jahren bieten sogar deutsche und taiwanische Firmen Spikesreifen an. Auch für Maundenbaiks. Wir Alltagsradler finden es gut, dass es nun auch für Spaßfahrräder endlich eistaugliche Reifen gibt. Bikers, Welcome to the Club. Und die Autojournalisten des „Spiegel“ kriegen für ihre kulturbanausenhafte Arbeit – falsche Gerüchte wiederkäuen statt recherchieren – die verdiente Sechs, setzen.

Wem nützen Spikereifen also? Alltagsradlern viel, besonders auf „Schwarzem“ Eis. Das ist und bleibt die gefährlichste Glätte, eben weil man nicht damit rechnet. Der Umgang mit Schnee und Schneematsch ist viel weniger tückisch, das Zeug sieht man und stellt die Fahrweise drauf ein.

Am MTB können Spikes auch nützlich sein – je nach Einsatz. Wer nur Waldwege und Singletrails fährt (die sind verschneit und vermatscht, auch mal überfroren, aber selten unerwartet und unsichtbar spiegelglatt) und das Spaßrad mit dem Outo an- und abtransportiert, braucht halt Reifen mit Stollenprofil, kann aber auf Spikes eher verzichten als Alltagsradler.

Trotzdem hat auch mein Winterspielfahrrad Spikes. Nicht wegen des verschneiten Geländes, Trails, Rodelbahn usw. – sondern wegen des Hin-und-Rückwegs auf ungestreuten Nebenstraßen.

Langzeit-Performance

Bei der Recherche für diesen Artikel stieß ich auf ein unerwartetes Infovakuum. Bisher scheint noch niemand eine nennenswerte Menge von Langzeit-Nutzererfahrungen zusammengetragen zu haben ... also gut, packen wir's an: Bis auf weiteres sammle ich alle Erfahrungseindrücke und sonstigen einschlägigen Infos: raimai at gmx.de, 069-413085.

Rar sind die verfügbaren Erkenntnisse zum Thema Verschleiß und Haltbarkeit.  Meine Infos bestehen, neben den im Kasten (L)links angegebenen Internetlinks (die genau besehen fast nichts zum Thema Verschleiß hergeben), aus dem, was mir die wenigen in ADFC- und HPV-Kreisen erreichten langjährigen(seit den Achtzigern) Spikesnutzer sagten. Die wissen einiges. Langfristige Nutzererfahrungen gibt es allerdings nur mit den Reifen von Nokia (so hieß es, bevor der langjährige Markenname für so nützliche Produkte wie Reifen und Gummistiefel von der Händybranche gekapert wurde) bzw. Nokian (mit n, so schreibt es sich heute).

Dann gibt es noch meine eigenen Erfahrungen. Die sind nicht gerade üppig, und auch sie beschränken sich auf Nokian, weil ich „keine Experimente“ wagte und lieber das renommierte Original kaufte als die neumodischen Nachbauten (siehe Foto auf Seite 13): Am Alltagsrad W106, am Mountainbike WXC300, beide zwei Winter gefahren, je gut 2.000 km, dazwischen Vorder- und Hinterreifen getauscht, um den hinten größeren Verschleiß gleichmäßig zu verteilen.

Im Preis-Leistungs-Verhältnis ist der W106 eindeutig der Sieger: Verschleiß kaum sichtbar, keine Gummischäden, kein Nagel verloren. Diese Reifen werden vermutlich zehn Winter (10.000 km) halten. Bei dem mehr als doppelt so teuren WXC300 dagegen ist das Profil schon etwa halb runter. Die Stollen sind teilweise eingerissen, etwa 20 Spikes habe ich verloren (die gibt es immerhin als bezahlbare Ersatzteile, sie sind leicht montierbar). Sieht also nach nur vier Wintern und 5.000 km aus – höchstens.

Zur Ehrenrettung des scheinbar so schlechten WXC 300: Er tritt in einer völlig anderen Liga an als der W106. Er ist deutlich breiter und trotzdem leichter, die 300 auf vier Reihen verteilten Nägel haften auch in zügig gefahrenen Kurven prima auf Eis (mir fehlt allerdings der Mut, die Grenze auszutesten) und das Stollenprofil greift deutlich besser in Schnee und Schlamm. Beide Reifen halten, was sehr unterschiedliche Nutzer von ihnen erwarten: Hie Alltagsreifen, bezahlbar, robust und langlebig – dort Gelände-Sportreifen, leicht und maximal griffig, Verschleiß und Preis sind bei solchem Spielzeugzubehör traditionell nicht erste Priorität.

Platten? Keiner, nach (seit den Fotos und der letzten Sichtkontrolle etwas mehr gewordenen) inzwischen insgesamt etwa 5.500 km.

Soweit meine Newbie-Erfahrungen. Was berichten nun die besagten „alten Hasen/Häsinnen“? Allgemein, dass ihre nur im Winter benutzten Nokians etwa ein Jahrzehnt halten. Und dass sie anders sterben als nagellose Reifen: Mit fortschreitendem Profilverschleiß drücken sich die Spikes immer tiefer in den Reifen, arbeiten sich durchs Gewebe und erzeugen so Plattfüße. Mit Pannenschutzband lassen sich dann nochmal zwei, drei Jahre rausholen.

Langfristig gesehen sind Spikesreifen also nicht so teuer, wie es erstmal scheint – vorausgesetzt, man kauft ein alltagstaugliches Modell statt Eis-Speedway-tauglichen Vielspikes- Offroadern ...

Marktüberblick

Spikesreifen gibt es von Nokian, Schwalbe, Conti (siehe Weblinks) und Kenda. Die Reifen von Schwalbe und Nokian haben Hartmetallspikes, Conti und Kenda setzen dagegen auf Stahl.

Nokian bietet insgesamt 7 Typen an. Neben diversen Geländereifen mit sehr vielen Spikes drei alltagstaugliche: W106, Mount&Ground und A10. Dieser Klassiker ist in der 28-Zoll-Größe 32-622 wieder lieferbar. Er hat nur 86 Nägel – was, wie Nutzer berichteten, zwar nicht üppig ist, aber bei nicht zu waghalsiger Fahrweise ausreicht, um bei Glatteis nicht zu stürzen.

Von Schwalbe gibt es den MTB-Reifen Ice Spiker (304 Spikes, eine Konkurrenz zum beschriebenen WXC300) und, für den Alltagseinsatz, den Snow Stud mit (100, laut „Spiegel“) weit seitlich angeordneten Spikes in 40-622 und 50-559.

Conti bietet den 28-Zöller Nordic Spike (42-622) und den MTB-Reifen Spike Claw (54-559). Beide gibt es, zu verschiedenen Preisen, wahlweise mit 120 Spikes und 240 Spikes. Leider sind in den Prospekten und auf der Website immer nur die 240er-Typen abgebildet ...

Die alltagsradtypischen Reifen (100 bis 120 Spikes) haben durchweg empfohlene Verkaufspreise (eVP) im Bereich 35 bis 40 Euro das Stück. Nur der A10 ist mit 29,60 Euro deutlich billiger – die MTB-typischen „Vielnägler“ sind hingegen deutlich teurer, bis über 80 Euro.

Spikesreifen werden oft deutlich günstiger als ihr eVP angeboten, meist paarweise. Nicht nur von Versendern und bei Ebay – eine Runde durch die lokalen Fahrradläden lohnt sich fast immer.

Empfehlungen

Die Reifenwahl hängt vom Nutzerprofil ab, siehe oben. Fürs Alltagsrad reichen locker 100 Spikes. Sinnvoll ist ein schneetaugliches Profil – grob, aber zusammenhängend, keine verschleißträchtigen kleinen, langen Einzelstollen.

Einige Reifen mit zwei weit außenliegenden Nagelreihen werden damit beworben, dass man sie bei hohem Reifendruck verlustarm fahren könne – bei Bedarf senke man den Druck und bringe so die Spikes mit der Fahrbahn in Kontakt. Die Essenz meiner obigen Geschichten ist aber, dass man Spikes am nötigsten dann braucht, wenn man nicht mit Eis rechnet. Die hübsche Laborlösung kann ich daher nicht empfehlen.

Auch nicht empfehlen kann ich die Sparlösung, nur einen Spikesreifen zu montieren – am Vorderrad, das beim Wegrutschen schwerer zu kontrollieren ist das hintere. Okay, das ist viel besser als gar keine Spikes, aber ein wegschmierendes Hinterrad ist auch nicht ohne – also nur was für sehr arme und kompromissfähige Leute.

Zur Materialfrage: Laut Suomi Tyres (aktueller Hersteller von Nokian) sollen Hartmetallnägel etwa 6.000 km halten, Stahlspikes aber nur 500. Letzteres kann ich nicht nachprüfen, weil mir kein Nutzer von Stahlspikesreifen (Conti, Kenda) bekannt ist, der damit weit genug gefahren wäre. Aber ich weiß, dass Hartmetall deutlich verschleißfester ist als optimierte Stähle – und dass meine HM-Nägel nach 2.500 km schon deutliche Abnutzungserscheinungen zeigen. Und warum eigentlich verwenden renommierte Hersteller teure HM-Nägel, wenn es billiger Stahl auch täte? Also: Wer keine Experimente mag, legt besser ein paar Euro für Hartmetall drauf. Konkrete Empfehlung fürs Alltagsrad? Nokian W106, würde ich jederzeit wieder kaufen. Mit Olaf Schultz, ADFC-Technikexperte mit viel mehr Nagelpraxis als ich, gesagt: „Ein geiler Reifen.“

Viel Spaß noch beim Nageln, aber bitte ohne Diesel, wünscht

Rainer Mai

Links

Nokian-Importeur T und S:
http://www.tunds.com/nokian_ prospekt.htm

http://www.tunds.com/nokian_ hauptseite.htm (u.a. Link zu Suomi Tyres)

Schwalbe:
http://www.schwalbe.de -> Deutsch -> Fahrradreifen -> Spike Tires

Conti:
http://www.conti-fahrradreifen.de -> Fahrrad-Reifen ->MTB -> Spike Claw oder City/Trekking -> Nordic Spike

Die Kultsite: http://icebike.org zeigt ein ganzes Spektrum von Winterveranstaltungen – abgesehen von einigen wenigen schärferen Events wie Idi(o)tabike geht es aber durchweg um Weicherei, namentlich Helltouren ;-)

Zu den Risiken (warum man beim Autofahren im Winter Helm tragen sollte): http://icebike.org/Articles/HowSafe.htm

Pinkbike-Reifentest in der Eissporthalle: http://www.pinkbike.com/modules/news/?op=articleview&id=2340 Hübsch gemacht, sagt aber wenig über die Alltagstauglichkeit aus.

Video von einer (auf-dem) Fluss-Tour: http://www.digave.com/videos / ->Ice ice bzw. iceweb.mpg Achtung, 43 MB! Die restlichen Filme sind nicht ganz jugendfrei, aber verkehrspädagogisch wertvoll.  Wichtig: Lautstärkeregler auf „Max“ stellen ;o)

Der zitierte Spiegel-Online-Artikel vom 10.10.2005: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,378294,00.html

Wie viel Mist doch in einen kurzen Text passt ... z.B. das Zitat der ADFC-Sprecherin, im Winter den Sattel tiefer zu stellen: Nein, nicht empfehlenswert, das ist ineffizient und erzeugt Knieschmerzen.

25.01.2006 I ADFC Frankfurt am Main e. V. |