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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Es geht voran
Fahrradfreundliches Frankfurt – Zwischenbericht von einem langen Weg
Es ist kaum noch zu übersehen: Zehn Jahre nach dem Beschluss des Stadtparlaments, mit dem die Radverkehrskonzeption Frankfurt am Main das alte Schulradwegenetz aus den frühen 80er-Jahren als Leitplanung für den Radverkehr ablöste, werden die Erfolge der Umsteuerung zu mehr Raum für den Radverkehr auch auf den Straßen langsam sichtbar. Mehrere Großprojekte sind bereits fertiggestellt oder stehen kurz davor. Grund zur Freude für den ADFC, Grund zur Freude für alle radfahrenden Menschen in Frankfurt, Grund zur Freude für alle Velofreunde in Politik und Verwaltung, die in diesen zehn Jahren viel Kraft investiert haben, damit das zarte Pflänzchen nicht verdorrt, bevor es Wurzeln fasst.

Fahrradroute Bornheim-Bockenheim
Fast zwei Jahre sind vergangen, seit mit der teilweisen Fertigstellung der Fahrradroute Nordweststadt-Innenstadt die letzte Einweihung stattfand. Martin Wentz (SPD), der frühere Planungsdezernent, hatte damals vor Ort eine Pressekonferenz angesetzt.
Franz Zimmermann (FDP), seit Ende letzten Jahres neuer Baudezernent, lud dieses Mal zur gemeinsamen Radtour. Anlass war die Fertigstellung der dritten Frankfurter Fahrradroute, die nördlich der Innenstadt auf direktem Weg die Stadtteile Bornheim und Bockenheim verbindet.
Der Weg war für die Beteiligten nicht schwer zu finden. Während die Anbringung der wegweisenden Beschilderung an der Fahrradroute Nordweststadt-Innenstadt fast zwei Jahre nach der Eröffnung noch immer auf sich warten lässt, hatte es das Straßenbauamt dieses Mal rechtzeitig zur Einweihung geschafft. Zum ersten Mal kamen die neuen Schilder zum Einsatz. Sie sind größer als die bei der ersten Fahrradroute von Seckbach in die Innenstadt montierten. Die Schrift ist entsprechend der einheitlich für Hessen festgelegten Ausführungsbestimmungen grün auf weiß und sie reflektieren nun bei Dunkelheit den zarten Lichtschein der Fahrradscheinwerfer.
Bei Brezeln und Äppelwoi wurde am Ziel heftig über gelungene und weniger gelungene Abschnitte der neuen Strecke debattiert. Die Presse schrieb eifrig mit. Selbstverständlich sind dem ADFC die vorhandenen Schwächen bekannt, aber es ist gute Tradition, die Feierlaune bei solchen Anlässen nicht durch kleinliche Kritik im Detail zu stören.
Manche Mängel waren schon in der Planungsphase erkennbar, aber leider nicht zu verhindern. Andere haben sich auf dem langen Weg vom Beschluss zur baulichen Umsetzung eingeschlichen. Vor allem im Bereich des Friedberger Platzes muss nachgebessert werden.
Der ADFC wird seine Verbesserungsvorschläge den zuständigen Stellen zuleiten. Gelegenheit dazu bietet ein Angebot von Franz Zimmermann. Der Baudezernent will sich künftig einmal im Monat auf’s Rad schwingen, um mit dem ADFC die großen und kleinen Probleme der Radfahrer in Frankfurt persönlich in Augenschein zu nehmen.

Fahrradroute Museumsufer-Bockenheim
Fast fertig ist auch die nächste Fahrradroute, die das Museumsufer vom Holbeinsteg über Bahnhofsviertel und Westend mit Bockenheim verbindet. Die bauliche Umgestaltung ist praktisch beendet. Was noch fehlt, ist die Beschilderung (Öffnung der Einbahnstraßen und Wegweisung).
Noch immer wartet der ADFC allerdings darauf, dass der Magistrat endlich seine Vorschläge für die Schließung der Lücke durch das Bahnhofsviertel zwischen Holbeinsteg und Niddastraße vorlegt. Ungelöst ist auch noch die Fortsetzung in Richtung Heerstraße und über die Stadtgrenze hinaus weiter bis nach Steinbach. Das Stadtparlament hat im Juni den Magistrat beauftragt – wie vom ADFC seit langem gefordert – eine entsprechende Ergänzungsplanung zu erarbeiten.

Adickesallee
Schon seit einigen Wochen in Betrieb ist der neue Radweg auf der Südseite des Alleenrings zwischen Eschersheimer und Eckenheimer Landstraße. Dem wahrlich nicht verwöhnten Frankfurter Radfahrer erschließen sich hier neue Dimensionen komfortablen Radelns. Besonders die Aufpflasterungen von Geh- und Radweg an den Straßeneinmündungen tragen erheblich zu dem völlig neuen Fahrgefühl bei. Aber auch ausreichende Breite und glatter Asphalt sind noch immer keineswegs selbstverständlich auf Frankfurts Radwegen.
Probleme bereitete bei der Planung die lange Zeit umstrittene Querung der Fahrradroute Ostparallele Eschersheimer Landstraße im Verlauf der Bertramstraße / Eysseneckstraße. Um auf der Südseite mehr Platz für den Radverkehr in beiden Richtungen zu schaffen, wurde sogar die Breite der innenliegenden Fahrspuren des Alleenrings von 3,25 Meter auf 3 Meter verringert.
Auch auf der Nordseite werden die Bauarbeiter bald fertig sein. Aber während in der Gegenrichtung Geh- und Radweg auch im Bereich der Grundstückszufahrten durchgehend gestaltet wurden, ist man bei den Zufahrten zu einer Großtankstelle in alte und für den Radverkehr gefährliche Gewohnheiten zurückgefallen. Breite Einfahrtstrichter unterbrechen die Geh- und Radwege und suggerieren dem Autofahrer Vorfahrt, wo er keine hat.
Weniger schön ist auch, dass durch die Gestaltung der Bushaltestelle Bertramstraße wieder Konflikte zwischen wartenden Fahrgästen und den Radfahrern verursacht werden. Es gibt keine Abgrenzung des Wartebereichs vom Radweg und die Taststreifen für Sehbehinderte liegen genau in der Fahrlinie der Radfahrer.

Friedrich-Ebert-Anlage
Ein weithin erfreuliches Kapitel im Buch der Fortschritte ist auch der Umbau der Friedrich-Ebert-Anlage zwischen Messe und Mainzer Landstraße im Gefolge des U-Bahn-Baus. Der Radweg auf der Ostseite war hier schon vor einiger Zeit im Bild zu bewundern (Was ist das Ziel? FRANKFURT aktuell 1/2002). Nun geht auch die gegen heftige Widerstände erkämpfte Strecke in der Gegenrichtung im Schatten des Messeturms ihrer Vollendung entgegen.
Vor allem der Ludwig-Erhard-Kreisel, seit Jahrzehnten ein Paradebeispiel für den unfreundlichen Umgang mit nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern, wird für Fußgänger und Radfahrer erheblich leichter zu passieren sein. Dafür sorgen unter anderem drei neue Ampeln, deren Anforderungsknöpfe bei mehreren Überquerungsversuchen erstaunlich schnell für grünes Licht sorgten.
Gut auch, dass es nun endlich möglich ist, auf durchgehenden Radwegen von der Senckenberganlage in Richtung Hauptbahnhof zu fahren. Bislang endete der Radweg an der Georg-Voigt-Straße und entließ die Radfahrer ungeschützt in den vierspurigen Autostrom.
Zu Füßen des „Hammering Man“ haben seit der Fertigstellung des Messeturms zu Anfang der 90er-Jahre an der Stelle des früheren Radwegs die Taxifahrer ihr Revier. Sie müssen sich erst noch daran gewöhnen, dass jetzt wieder ein Radweg ihre Warteschlangen quert. An dessen Verschwenkung am Ende des Taxihalteplatzes sollte eine Furt markiert und ein Piktogramm aufgebracht werden, um die aus dem Gleisbereich der Wendeschleife nachrückenden Taxifahrer daran zu erinnern, den Radweg freizuhalten. Das könnte sicher helfen, unnötige Konflikte zu vermeiden.
Weniger schön ist allerdings, dass das Straßenbauamt abweichend von der abgestimmten Vorplanung zwischen dem Platz der Einheit und der Hohenstaufenstraße einen Radstreifen statt des ursprünglich vorgesehenen Radwegs auf dem Bordstein anlegen ließ. Nicht dass der ADFC etwas gegen Radstreifen hätte, aber an dieser Stelle besteht die Gefahr, dass der Radstreifen zum Anhalten oder gar zum Parken missbraucht wird. Nicht zuletzt deshalb hatte sich der ADFC mit dem Straßenbauamt darauf verständigt, dass die Radwege in der Friedrich-Ebert-Anlage durch sogenannte Bordsteinaufsätze gegen die Begehrlichkeiten der Automobilisten geschützt werden sollen.
Das Ärgerlichste an der Sache ist aber, dass der so entstandene Radstreifen mit einer Breite von 1,40 Meter von der erforderlichen Regelbreite (1,85 Meter) weit entfernt ist und sogar noch unter der nach der StVO vorgeschriebenen Mindestbreite von 1,50 Meter liegt. Anscheinend wollte man die Markierung nicht in der wasserführenden Rinne anordnen und zog es vor, sie zu Lasten der Radfahrer zu verschwenken. Gerade an einer so hoch belasteten und schnell befahrenen Straße ist das unverantwortlich. Hier muss dringend nachgebessert werden.
Die berechtigte Kritik darf aber nicht den Blick dafür verstellen, dass die Neugestaltung der Friedrich-Ebert-Anlage für den Radverkehr insgesamt einen großen Fortschritt bedeutet. Dazu passt auch, dass die Hohenstaufenstraße nun endlich den vom ADFC seit vielen Jahren geforderten Radweg in Gegenrichtung erhalten hat. Er schließt die ärgerliche Lücke zwischen Friedrich-Ebert-Anlage und Güterplatz und schafft so eine Verbindung zwischen Innenstadt / Westend und dem Gallus einschließlich dem künftigen Europaviertel.

Fahrgasse
An der Kreuzung Berliner Straße, Fahrgasse, Braubachstraße kann man derzeit erste Teile einer Fahrradroute besichtigen, für die bislang noch nicht einmal eine Vorplanung existiert. Im letzten Jahr hatte das Stadtparlament auf Antrag der Grünen noch einmal bekräftigt, dass bei der anstehenden Umgestaltung der Braubachstraße zur Kulturmeile die in der Radverkehrskonzeption enthaltenen Fahrradrouten zu berücksichtigen seien. Das bereitete den städtischen Planern an der Kreuzung der Fahrgasse mit der Berliner Straße erhebliches Kopfzerbrechen.
Die Bauarbeiten sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber die neue Verkehrsführung ist bereits seit einigen Tagen in Betrieb. Sie ermöglicht Radfahrern, auf der künftigen Fahrradroute die Berliner Straße in beiden Richtungen zu überqueren und so die Fahrgasse zur Umgehung der fahrradfeindlichen Rennstrecke Konrad-Adenauer- / Kurt-Schumacher-Straße zu nutzen.
Der erste Eindruck ist positiv, auch wenn die Markierung, die es den Radfahrern ermöglichen soll, an wartenden Autos vorbei nach vorne zu gelangen auf die Aufstellfläche vor der Ampel, arg kurz geraten ist: Schon das zweite wartende Auto blockiert den Weg nach vorne.

Wie geht es weiter?
Ein großer Brocken ist die vom ADFC mit Unterstützung der Stadtverordneten durchgesetzte Schaffung eines durchgehenden Zweirichtungsradwegs auf dem Hochkai am südlichen Mainufer. Hier fällt demnächst der Startschuss mit dem Umbau des Schaumainkais zwischen Friedensbrücke und Alter Brücke, auch wenn hier sicher die prekäre Haushaltslage – wie selbstredend bei allen anstehenden Projekten – noch für Überraschungen gut ist.
Zugesagt ist vom Baudezernenten der Baubeginn für den Radstreifen in der Eschersheimer Landstraße stadteinwärts von der Bremer Straße bis Schillerstraße für Anfang nächsten Jahres – auch das ein Meilenstein auf dem Weg in ein fahrradfreundlicheres Frankfurt.
Überreif ist auch die Umsetzung der Anfang 1998 beschlossenen Planung für die Fahrradroute vom Museumsufer nach Neu-Isenburg. Einem Beschluss der Stadtverordneten vom 20.6.2002 nachkommend teilt der Magistrat in einem Bericht (B 837/02) nun mit, dass an der Ausführungsplanung gearbeitet wird und „in Kürze“ der Förderantrag nach GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) beim Land Hessen eingereicht werden soll.
Es gibt also genug zu tun für Franz Zimmermann und sicher bald wieder Gelegenheit, sich auf Kosten der Stadt an „Apfelwein und Brezeln“ zu laben –

hofftFritz Biel

16. September 2002 ADFC Frankfurt am Main e. V. |