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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Ausgabe 6/2000   Nov. / Dez.


10 Jahre Tour de Natur

für eine umweltverträgliche Verkehrspolitik und Lebensweise

Vom 26. Juli bis 05. August fand die zehnte Auflage der Tour de Natur statt. Die vom ADFC-Landesverband Thüringen, BUND, VCD, Grüne Liga und anderen Organisationen ausgestaltete Tour hatte in diesem Jahr erstmals zwei Startpunkte. Der traditionelle Startpunkt Kassel, von dem der größte Teil der Teilnehmer loszog und zum ersten mal von Würzburg aus.

Wie durch diesen Artikel nicht anders zu erwarten, waren zwei ADFCler aus Frankfurt bzw. Bad Vilbel mit von der Partie. Wulfhard zog es vor, schon mal mit dem Rad nach Kassel zu ziehen, um von dort zu starten und Sven nahm sich den Startpunkt Würzburg vor. Der Kasseler Tourenteil radelte über Eschwege (1. Tag), Schloss Hohenhaus/Herleshausen (2. Tag) zum Vereinigungspunkt Meinigen (3. Tag). Ab Kassel fuhr auch das Mampfmobil (Verpflegungsfahrzeug) mit. Auf der Tour de Natur werden alle Teilnehmer mit vegetarischer Vollwertkost verpflegt, d. h. es gibt Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Der Würzburger Teil kam über Schweinfurt, Rödelmeier bei Bad Neustadt zum Treffpunkt in Meiningen. Leider hatte das Wetter mit der Fraktion aus dem Süden wenig Gnade, sodass wir die ersten beiden Tage strömenden Regen über uns ergehen lassen mussten. Aus organisatorischen Gründen fuhr kein Verpflegungsfahrzeug mit, sodass wir uns bis Meinigen selbst verpflegten. Dies war aufgrund der kleinen Anzahl von Radlern aus Würzburg (16 Teilnehmer) auch nicht weiter tragisch.

Die äußeren Umstände taten der wirklich tollen Stimmung keinen Abbruch und die Vereinigung der beiden Tourengruppen wurde zuerst auf dem Meininger Marktplatz und später in der nahe gelegenen Turnhalle bis spät in die Nacht gefeiert. Am 4. Tag ging es gemeinsam mit nun insgesamt ca. 120 Mitstreitern bei gutem Wetter weiter nach Friedrichsanfang bei Hildburghausen wo wir das Ökologiezentrum Breitenbach vorgestellt bekamen und dort auch übernachteten. Tags drauf (5. Tag) ging es durch das schöne Coburger Land hinein nach Coburg und dort machten wir auf dem Schlußplatz eine lange Mittagspause. Wulfhard und Sven konnten es sich währenddessen nicht nehmen lassen, die Festung Coburg zu erstürmen um die Menschen mit Hilfe der wunderschönen Tour de Natur-Plakate auf die Raddemo aufmerksam zu machen. Nebenbei haben wir natürlich auch die Aussicht von der Festung genossen. Nach der Mittagspause ging es auch weiter nach Staffelstein. Von dem Staffelberg, wo sich lange vor unserer Zeitrechnung eine große Keltische Burg befand, konnten wir einen eindrucksvollen Ausblick genießen. Von dort aus machten wir uns auch ein Bild von der geplanten Autobahntrasse (A73), die das Coburger Land von Nord nach Süd durchschneiden und diese wunderschöne Landschaft ruinieren würde. Der 6. Tag führte uns nach Grub am Forst. Auf dem Vereinsgelände des örtlichen Sportvereins wurde uns Quartier geboten. Wir machten dort eine Begehung der geplanten Trassenführung, erfuhren dabei, dass die Wälder und Felder, die wir durchschritten von einer insgesamt 120 Meter breiten Autobahntrasse zerstört werden würden. Der 7. Tag führte uns über Neustadt bei Coburg und Sonneberg nach Ludwigstadt. Die freundliche Begrüßung des örtlichen Bürgermeisters wurde mit einer Einladung zur Benutzung des beheizten Freibads versüßt. Das war für den anstrengenden Tag eine willkommene Abkühlung, die sich kaum jemand entgehen ließ. Am 8. Tag fuhr der Radlertross fast pünktlich um 10 Uhr ab und ca. 10 Minuten später begann ein recht durchnässender Regen, der uns bis gegen Mittag begleitete. Wir fuhren durch Saalfeld und Rudolstadt nach Partschefeld. Der dortige Anstieg kurz vor dem Ziel wird wohl noch vielen Tourenteilnehmern in Erinnerung bleiben. Bis zu 18% Steigung auf knapp zwei Kilometer hat selbst die wackersten unter den Teilnehmern kräftig ins Schwitzen gebracht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt merkten wir unser reichhaltiges Gepäck. An dem Abend machten wir frohen Mutes noch einen Abstecher in den Nachbarort Mötzelbach, wo wir von Leuten eines Gemeinschaftsprojektes auf einem teilsanierten alten Bauernhof bei Lagerfeuer, Abendessen und Musik den Tag ausklingen ließen. Der anschließende 3 km weite Rückweg zum Übernachtungsort in tiefster Dunkelheit und verschlammten Feldwegen war hingegen ein eher eingeschränktes Vergnügen. Die Tourenleitung hatte sich mit dieser Idee wenig Freunde gemacht und musste sich anschließend einiges dazu anhören. Der folgende 9. Tag ging bis Jena und die Teilnehmer der Tour de Natur fielen mit viel Pedalpower in das Stadtzentrum ein. Die "freundliche" Begrüßung von örtlichen kurzgeschorenen Stiefelträgern in Form von einer in Svens Nähe zerberstenden Bierflasche und wenig nettem Gegröhle machte ihm bewusst, dass nicht alle Menschen uns froh gesonnen sind. Am Abend fand eine Podiumsdiskussion zum Thema "Mitte-Deutschland-Bahn: Quo vadis?" statt. Organisiert und moderiert wurde diese von einem mitradelnden Vertreter des VCDs (Verkehrsclub Deutschland) mit Vertretern der Deutschen Bahn AG sowie des Oberbürgermeisters von Jena. Der 10. Tag ging weiter Richtung Norden zu einem geschichtsträchtigen Ort namens Auerstedt bei Bad Sulza. Dort fand eine der Schlachten in den Napoleonischen Kriegen im Jahr 1806 statt. Dies war aber nicht der Grund weshalb dieser kleine Ort aufgesucht wurde. Nach der netten Begrüßung durch den Bürgermeister besuchten wir dort den einmalig schönen Weidenpalast und bekamen abends exklusiv ein Konzert mit archaichen Musikinstrumenten, den altkeltischen Dord (sind verwandt mit den australischen Didgeridoos) und Trommeln vorgeführt. In dieser Kulisse war dies ein großartiges Erlebnis. Für weitere Infos zum Auerstedter Weidenpalast, hier die Internetadresse: www.auerworld.de .

Der letzte Tag führte die Staffette über Weimar nach Erfurt wo die Abschlusskundgebung der Tour de Natur am Rathausplatz stattfand. Leider gab es keinen Empfang durch den Oberbürgermeister. Die bekanntgegebene Bergründung ist, dass es in der Stadt keinen Widerstand gegen die geplanten Straßenbauprojekte gibt. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Erfurt ist ja auch gleichzeitig Landeshauptstadt und die Landesregierung ist ja großer Förderer der Thüringer Waldautobahn. Nach der Abschlusskundgebung ging es Abends zur großen Abschlussparty. Der folgende Morgen war Tag des Aufbruchs. Nach dem Frühstück fuhr Wulfhard weiter durch das Saaletal ins Fichtelgebirge nach Tschechien hinein. Sven fuhr weiter nach Eisennach um dort dann in den Zug nach Frankfurt zu steigen. So ging die 10. Tour die Natur zu Ende. Die Tour kann insgesamt als gelungen bezeichnet werden und ist für jeden halbwegs fitten Radler zu empfehlen. Es fuhren Familien mit Kindern mit, aber auch Behinderte waren dabei. Die allermeisten werden wohl im nächsten Jahr wieder dabeisein. Wir natürlich auch. Also, falls jemand von Euch nächstes Jahr in der Zeit vom 25.08. bis 05.09.2001 noch nichts geplant hat, so ist dies eine sehr gute Möglichkeit, das Hobby Radfahren mit umweltpolitischen Themen zu verbinden. Wir werden nächstes Jahr frühzeitig auf die Tour hier im frankfurt aktuell aufmerksam machen.

Sven Hechler und
Wulfhard Bäumlein

Spendenaufruf

Betreffs der A44 (Kassel-Eisenach) plant der BUND Kreisverband Werra-Meißner eine Verbandsklage. Da diese BUND-Gliederung eine der kleinsten Hessens ist, und auch der Landesverband Hessen nicht über die Finanzkraft eines ADAC verfügt sowie Schwarzstorch, Wildkatze und Uhu ebenfalls keine finanziellen Möglichkeiten haben, wären alle genannten auch für Spenden aus dem Rhein-Main-Gebiet dankbar. Das Spendenkonto lautet: Sparkasse Werra-Meißner, BLZ 522 500 30, Konto 51000842, Kennwort: A44

Die Idee der Tour de Natur

Die Tour de Natur ist eine Protestradtour und wendet sich gegen eine der größten geplanten Naturzerstörungen Deutschlands, die Thüringer Waldautobahn A71/73, die den Thüringer Wald von Nord nach Süd durchschneiden wird. Mittlerweile richtet sich diese Tour auch gegen Autobahnprojekte in Nordhessen (A44 Kassel - Eisenach), im Coburger Land bis ins Maintal (Verlängerung der A71). Gefordert wird vielmehr eine mensch- und umweltgerechte Verkehrspolitik mit Vorrang von Bus und Bahn statt Auto- und Lasterwahn, die Bewahrung unersetzbarer Natur- und Kulturlandschaften und die Forderung nach einem landschaftsangepassten Ausbau bestehender Straßen statt neuer Lärm und Abgasschneisen. Informationen zur Tour de Natur sind im Internet abrufbar unter: http://tourdenatur.home.pages.de

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