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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Radler als Geisterfahrer – oftmals unbewusst

Im November des vergangenen Jahres wandte sich der Bad Vilbeler Verkehrsdezernent Jörg Frank über die Presse mit einer Klage an die Öffentlichkeit. Bei vielen Bad Vilbeler Radfahrern sei mittlerweile der unzutreffende und gleichermaßen gefährliche Eindruck entstanden, das Radfahren entgegen der erlaubten Fahrtrichtung in Einbahnstraßen, insbesondere im innerstädtischen Bereich der Frankfurter Straße, sei erlaubt.

Nach Franks Beobachtungen steigt die Anzahl der Radfahrer, die gegen die Einbahnregelung verstoßen, ständig. Nicht nur Autofahrer würden sich beschweren, sondern auch Fußgänger, die die Frankfurter Straße queren und nicht mit Radfahrern aus der Gegenrichtung rechnen. Radfahrer würden „auch andere Verkehrsverstöße in Kauf nehmen, um ihr Ziel möglichst kurz und ohne längere Unterbrechungen erreichen zu können“. Ein Radler habe die rote Ampel an der Kreuzung Homburger Straße/Kasseler Straße missachtet, sei mit einem Auto zusammengestoßen und schwer verletzt worden. Am Fußgängerüberweg in der Frankfurter Straße habe ein Radler einen vor dem Zebrastreifen wartenden Lastwagen überholt und einen Kinderwagen angefahren. Das fünf Monate alte Kind sei dabei auf die Straße geschleudert und verletzt worden.

Das mangelnde Schuldbewusstsein der radelnden Geisterfahrer kommt nicht ganz von ungefähr. Allerdings würde man Bad Vilbels Radfahrern Unrecht tun, würde man die bemängelte Verhaltensweise pauschal als Ausdruck von Rücksichtslosigkeit oder zumindest Gedankenlosigkeit werten. Denn es hat sich wohl auch in Bad Vilbel hier und da herumgesprochen, dass die Straßenverkehrsordnung seit 1997 das Fahren gegen die  Fahrtrichtung in Einbahnstraßen erlaubt. Das wiederum ist nur die halbe Wahrheit, denn diese Bestimmung in der StVO ist nur dann nutzbar, wenn die Kommune sie für ihren Verantwortungsbereich eigens in Kraft setzt und zudem die fraglichen Einbahnstraßen mit entsprechenden Schildern versieht. Und hier hat sich Bad Vilbel bislang nicht als sonderlich radfahrerfreundlich hervorgetan.

Jörg Frank hat sicherlich Recht, wenn er den Zeigefinger hebt und die Erwachsenen mahnt, sie würden ihre Vorbildfunktion für Kinder im Straßenverkehr vernachlässigen; meist seien es gerade sie, die gegen das Verbot verstoßen, gegen die erlaubte Richtung zu fahren. Radler sind nicht die besseren Menschen – sie haben jedoch das bessere Verkehrsmittel. Bezeichnend ist, dass die von Jörg Frank angeführten Unfälle andere Ursachen haben als die Hinwegsetzung der beteiligten Radfahrer über eine Einbahnregelung. So gibt auch der Verkehrsdezernent zu, dass es bei den „Geisterfahrern“ bislang noch nicht zu Unfällen gekommen ist. Warum dann aber diese verbalen Ablenkungsmanöver?

Seit Jahren schon sperrt sich die Stadt gegen die von uns geforderte Aufhebung der Einbahnregelung für Radler auf der Frankfurter Straße zwischen dem Alten Rathaus und dem Biwer-Kreisel. Die dabei angeführten Argumente sind wenig überzeugend. So sei etwa die Fahrbahn nicht breit genug, um dem dort verkehrenden Vilbus genug Platz zu bieten, entgegen kommende Radler gefahrlos passieren zu lassen. Darüber hinaus äußerte Jörg Frank im Jahr 1993, als die Neugestaltung der Frankfurter Straße in Angriff genommen wurde, er wolle das Radfahren in Einbahnstraßen in beide Richtungen zulassen, wenn nur die Rechtslage dies zuließe. Weshalb wollte er sich 1997, als die Straßenverkehrsordnung entsprechend geändert wurde, nicht mehr daran erinnern?

Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass es notwendig und sinnvoll ist, die Frankfurter Straße im innerstädtischen Bereich für Radfahrer in beiden Richtungen freizugeben. In der Bad Vilbeler Innenstadt gibt es nicht mehr Kfz-Verkehr als etwa auf der Leipziger Straße in Frankfurt. Die Main-Metropole will demnächst das Radeln in beiden Richtungen flächendeckend in Tempo-30-Zonen erlauben. Auch der Bad Vilbeler Innenstadt würde eine solche Regelung gut zu Gesicht stehen – wenn auch erst ihre Sperrung für den Kfz-Durchgangsverkehr einen entscheidenden Durchbruch zu mehr Wohn- und Einkaufsqualität brächte.

Dr. Ute Gräber-Seißinger, Wulfhard Bäumlein

ADFC Bad Vilbel

Wulfhard Bäumlein
Tel. 0 61 01-1 26 07

Dr. Ute Gräber-Seißinger
Tel. 0 61 01-54 22 56

www.adfc-bad-vilbel.de

13.01.2005 I ADFC Frankfurt am Main e. V. |