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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Eine Fahrt nach Alzenau

Der Autor ist "Teilzeitrentner" und arbeitet noch ca. zwei Tage pro Woche in Alzenau. Er versucht, den Weg dorthin so oft wie möglich per Fahrrad zu machen. Neulich ist am Ende leider etwas schief gegangen.

Mittwoch, 18.10. Es wird einer der letzten schönen Tage des Jahres – da "muss" ich den Weg zur Arbeit nach Alzenau per Fahrrad unternehmen.

7:17 Uhr: Eschersheimer Landstraße – es ist noch Nacht und nebelig, aber die Sonne wird sich durchsetzen. Weiter geht es die Hügelstraße entlang, durch Eckenheim und Preungesheim zum Lohrberg. Kondenswasser vom Helm tropft auf meine Hose. Lenker und Griffe sind nass!

Nun kommt Bergen und die Ampel an der Vilbeler Landstraße: warten, warten, warten – jetzt geht's weiter und natürlich ist die Ampel vor dem alten Rathaus rot (grrrrrr). Weiter durch Bergen und auf die Umgehungsstraße Richtung Bischofsheim. Da kann ich bergab richtig aufdrehen! Bald muss ich nach Hochstadt links abbiegen. Am Feldweg ist Gegenverkehr, also weiter zur Ampel. Da ist ein dicker Laster hinter mir, der nicht überholen kann (oder will) –ich gebe Signal und halte mich links in der entstehenden Abbiegespur und der Laster kann vorbei. Jetzt irgendwie über die Kreuzung. Was ist das? Es gibt Grün für Linksabbieger obwohl kein Auto hinter mir ist. Haben sie die Steuerung für Radfahrer ertüchtigt? Das ging doch bisher nicht.

Weiter durch Hochstadt, Hohe Tanne und Wilhelmsbad. Die Umgehungsstraße zu queren ist diesmal unproblematisch, nur zwei Autos abwarten. Weiter über den Klausenweg, am Nordbahnhof vorbei und zur Kinzig. Nun kommt der schönste Teil der Fahrt: an den Kinzigauen vorbei Richtung Industriepark Wolfgang. Der Weg ist nicht mehr matschig und lässt sich gut fahren. An der Holzbrücke macht jemand Liegestützen während sein Hund zuschaut.

Jetzt kommt die Überführung über die Bahn und die B43a. Vorsicht bei der Ausfahrt von der Schnellstraße. Der Fahrer des schwarzen Audis winkt und lächelt – ich winke zurück, er hat mich gesehen. Die Rodenbacher Chausee überquere ich am Flyover. Oh, da liegt Laub: aufpassen, die mit weißer Farbe markierten Beulen sind kaum sichtbar. Warum machen sie die Dinger nicht weg, statt sie anzumalen? Nun am Forsthaus und der Wildschweinwiese vorbei und durch den Wald Richtung Alzenau. Die Sonne und der goldene Oktober deuten sich an.

8:56 Uhr: ich nehme die letzte Kurve auf den Forstweg – es geht abwärts Richtung Kreuzung mit der Landstraße, danach kommt Asphalt. Nur zwei Autos sind rechts geparkt, auch die Ampelphase an der Kreuzung passt. In zwei Minuten bin ich da!

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Am gesamten Hang ist eine ausgewaschene Längsrille mitten im Weg. In meinem Traum wird sie immer größer.

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Ich liege auf einer Trage. Sanitäter schnüren mich fest, mein Kopf ist fixiert. Ich vernehme, dass ich zum Klinikum Aschaffenburg gebracht werde, es kommen einige Fragen, ich dämmere vor mich hin. Im Traumasaal stehen drei honorige Ärzte vor mir und sagen, ich habe Glück gehabt, auch dass ich einen Helm auf hatte. Ich spüre das Brennen am rechten Unterschenkel und meine (etwas flapsig): ja, der hilft so gut bei Schürfungen am Bein.

Es folgen Röntgenaufnahmen von Bein, Arm und Kopf und ich werde zur Beobachtung auf die Neurologie gebracht. Sie haben mein T-Shirt zerschnitten, also liege ich dort vorerst "oben ohne". Da kann ich endlich in den Spiegel schauen und sehe Krusten an der rechten Augenbraue und Schläfe. Ich untersuche den Helm und finde Blut am Kopfband. Ich nehme die flapsige Bemerkung zurück!! Es folgt eine zweite CT am Kopf – die erste hat Indizien für eine Hirnblutung gezeigt. Diesmal liegen die Schatten etwas anders. Ich bekomme auch ein Krankenhaushemd spendiert.

Am nächsten Tag folgen ein EEG und eine Kernspinuntersuchung. Warten. Viel warten! Am Tag darauf gibt es Entwarnung – doch keine Blutungen. Am Abend darf ich nach Hause. Ich verabschiede mich von den Krankenschwestern und meinem Zimmernachbarn – ein interessanter Mensch und ein Lichtblick in dieser sonst düsteren Situation. Meine liebe Frau holt mich ab – sie ist noch mehr erleichtert als ich es bin!

In der kommenden Woche fahre ich wieder nach Alzenau – diesmal mit dem Auto. Dann hole ich mein Fahrrad bei der Polizei ab. Vorher muss ich mich um eine neue Brille kümmern (das rechte Glas fehlt) und ich brauche einen neuen Helm – der alte hat seinen Dienst getan.

Gerhard Graebner

Das Fahrrad hat den Unfall besser überstanden als erwartet, eine neue Brille wurde inzwischen bestellt. Die Erinnerung daran, was genau passiert sein könnte, ist noch nicht zurückgekommen. Fremdeinwirkung wird jedoch ausgeschlossen.
(die Redaktion)