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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Das Ziel der ganzen Quälerei

Mike "The Bike" (richtiger Name ist der Redaktion bekannt) war mit den Adlersuchern im Taunus unterwegs. Er fand's gut.

Liebe Ditty,

ich habe mich schon lange nicht mehr gemeldet, ich bin halt ziemlich schreibfaul.

Aber im letzten Halbjahr hat sich einiges verändert: neue Wohnung in Bornheim (kleiner, dafür etwas teurer), neuer Halbtagesjob (eher Nachtjob) in einer Bar und ein neues Fahrrad. Ich habe diesmal richtig Geld in die Hand genommen und mir ein Superbike gekauft, mit tollen Bremsen, richtiges Licht ­(Nabendynamo) und Tacho.

Frankfurt wird plötzlich viel kleiner. Stelle fest, wie die Ampeln doch sehr den Verkehrsfluss hemmen, habe mich deshalb den Frankfurtern angepasst und fahre situationsorientiert, geht erstaunlich gut. Aber allein fahren macht nicht so viel Spaß, deshalb war ich auf der Suche nach einer Radgruppe. Aber das meiste waren Seniorengruppen und ich hätte den Altersdurchschnitt drastisch gesenkt.

Schließlich fand ich in einem ADFC (?) Programm einen Hinweis auf eine "Adlersuche", Startpunkt 18.30 Uhr, Praunheimer Brücke. Auf dem Stadtplan nachgesehen, schien nicht so schwer zu finden zu sein. Fuhr früh los, lernte einige neue Stadtteile kennen und landete schon nach einer Stunde an der Brücke. Etwas ratlos stand ich nun da und überlegte, wo es hier losgehen könnte. Kein Schild, keinerlei Hinweis. Ich ging rüber zum Getränkekiosk (Wasserhäuschen). Kam schnell ins Gespräch mit einigen Langzeittrinkern. Bestellte ein Wasser und musste feststellen, dass Wasser in Frankfurt ein kostbares Gut ist.

Bald tummelten sich auf der anderen Uferseite einige Radler und ich vermutete richtig: hier startet der ADFC. Ein bisschen unsicher war ich schon, worüber spricht man unter Bikern, was sind so die Themen, welche Tabus gibt es? Jedenfalls wurde ich freundlich aufgenommen. Sie schienen sich alle gut zu kennen. Man sprach übers Wetter, Platten (Reifen) und die letzten Ausflüge. Da konnte ich mitreden, ich warf kurz ein, dass ich auch schon ein paar längere Touren hinter mir hatte, fast 3 Stunden am Stück gefahren (über 25 km). Ich sah einen skeptischen Blick bei einigen. Naja, vielleicht habe ich ja auch ein bisschen angegeben.

Ein kurze Ansprache, Ziel sollte die "Irgendwie-Wiese" sein. Ich habe es in dem Getümmel nicht mitbekommen, ein Klingelzeichen und schon setzte sich die Horde ohne Diskussion in Bewegung. Hier scheint noch das Führerprinzip zu gelten. Souverän schlängelten wir uns aus der Stadt ins Ländliche, es ging stetig bergauf auf wunderbaren Wegen. Nach gefühlten Stunden sah ich vor mir eine S-Bahn Station aufleuchten. Mein Hinweis, dass wir nun schon ein ordentliches Stück unterwegs waren und wir mit der Bahn zurückfahren könnten, wurde mit dem Hinweis, die Bahnfahrt würde genauso lange wie die Radtour dauern, abgelehnt.

Bald erreichten wir den Waldrand, ein letztes Sammeln. Schon ging es in die Wildnis.

Der Weg wurde zusehends schlechter. Ich erfuhr unterwegs, dass es die Spezialität dieses Vereins ist, gerade solche Wege zu nutzen, in der Hoffnung, wenn es viele sind, der Weg irgendwann einmal benutzerfreundlich gestaltet wird. Wir kreuzten zwei Straßen (geteert, verkehrsarm, abwärts führend) und erreichten bald eine Berghütte (unbewirtschaftet). Hier teilten sich viele Wege, würde mein (unser) Führer den richtigen Weg finden? Nach einer kurzen Trinkpause (wo hatte ich mein Wasser?) ging es entschlossen weiter bergauf. Der Verkäufer hatte mir ver­sichert, mit dieser Gangschaltung hätte ich in den Bergen überhaupt keine Probleme. Nun ja, ich schaltete und schaltete, der Weg wurde immer steiler und bald war ich an das Ende meiner Gänge aber noch nicht am Ende des Weges angekommen. Plötzlich ein Ruf "Achtung Gegenverkehr!!" Zwei Radfahrer stürzten an uns vorbei. Sah ich Panik in ihren Augen? Hatten sie das "Nichts" gesehen und flüchteten? Unbeeindruckt kurbelten wir uns nach oben zur nächsten Berghütte (unbewirtschaftet). Die Wiese war noch immer nicht in Sicht. Spürte ich nicht auch erste Zweifel an den Fähigkelten unseres (meines) Führers? Das Elend nahm kein Ende, wir drehten nach Westen ab. Bald schien auch unser Scout einzusehen, dass das nicht richtig sein konnte, scheinbar erlöst ging es endlich bergab und wieder nach Osten, ich wurde den Verdacht nicht los, im Kreis zu fahren. Wir kreuzten noch einen Bach und erreichten bald eine Lichtung im Wald. Das ist also nun die lang gesuchte "Hünerbergwiese", das Ziel der ganzen Quälerei. Die Sicht auf Frankfurt war nicht so ungewöhnlich. Die übliche Hochhauskulisse, an der sich anscheinend die Frankfurter nicht sattsehen können. Der alte schlechte Weg war bald wieder erreicht und mit neu gewonnener Sicherheit stürmten wir an die Nidda und in den "Adler". Schnell hatte ich die nötigen Promille erreicht, um mit einigen ­Leidensgenossen den Weg nach Bornheim sicher zu finden.

Nächste Woche Mittwoch findet die nächste Tour statt. Ich bin dabei!

Dein Mike "The Bike"