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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Durch den "Alpentaunus"

Eine Tagestour in heimischen Hügeln als ein never-ending Auf und Ab

Ankunft am Eichelbacher Hof, der Ostflügel des ehemaligen Renaissanceschlosses
Foto: Andrea Maier-Pazoutova

Wieder angenehm erfrischt nach zwei Wochen mountainbiken in den Schweizer Alpen (Ffa berichtete schon in 3/2014), wo wir es wieder bis in den Junischnee geschafft haben, radelt es sich leicht und unbeschwert in heimischen Gefilden der vertrauten Taunushänge. Füße trippeln auf den Pedalen mühelos jede Anhöhe durch schattige Wälder ohne Lawinengeröll hoch, die würzige Luft füllt die Lunge und bringt uns nicht durch alpinen Sauerstoffmangel zum Schnappen.

Unsere legendäre Tour "Zum ­Eichelbacher Hof" im Juli wird schon traditionell von Bad Homburger ADFClern gemieden, aber bei ähnlichem Bilderbuchwetter wie vor einem Jahr kommen immerhin 5 mutige Biker. Mit Schweißtropfen trotz kurzer Verschnaufpausen absolvieren sie den Aufstieg auf dem Ferdinandweg über Sandplacken und Feldbergkastell. Ich war nämlich in meinem Temporausch solo oben und wartete dann artig bis mein Mann und Tourenleiter die Gruppe wohlbehütet hochgebracht hat. Auf dem vor kurzem gelifteten Weg nach Seelenberg geht es schon zügiger und luftiger weiter. Leider wird der Taunus in der letzten Zeit mancherorts mächtig geliftet, einige schwierige, alpenähnliche Trails erwachen zwar aus dem Dornröschenschlaf, aber die früher matschigen, buckligen, mit Steinen garnierten und der Natur überlassenen Forstwege und Pisten mit rutschigem Schotter werden plötzlich verbreitert, veredelt, plattgewalzt, bequem und wintertauglich für Spaziergänger gemacht. Fast schon wie die Promenadenwege im Bad Homburger Kurpark.

Segelflugplatz Obernhain, dicht an den Vögeln vorbei
Foto: Andrea Maier-Pazoutova

Vor allem die Windkraftanlagen beim Eichelbacher Hof im Hintertaunus haben die Landschaft verändert, im ganzen Waldgebiet hinter Riedelbach entstanden breite "Straßen", deren ebener Belag fast wie weißer Asphalt aussieht, man kann da zwar herrlich "runterbrettern", aber die ursprüngliche Taunuslandschaft ist verlorengegangen und mit ihr unsere ursprünglichen Herausforderungen.

So stehen wir zu früh vor dem Tor, Hunde bewachen das beliebte Ausflugsziel, das erst punkt 12 Uhr mittwochs, samstags und sonntags öffnet und den Ansturm geselliger Wandergruppen mit flottem Service und bodenständiger Küche mit phantasievollen Gerichte-Bezeichnungen standhält. Die Mägen sind reichlich gefüllt, als wir bei der Mittagshitze über den Segelflugplatz Riedelbach ins Tal gleiten, dann wieder hoch und auf malerischem Sträßchen uns ins Finstertal stürzen, wo diesmal keine Spur von Finsternis liegt.

Bei schwülem Wetter mit dunklen Wolken am Horizont kommt das Sahnehäubchen unserer Tour: wir schrauben uns hoch auf den Treisberger Skihang zur berühmten Schwarzwälder Kirschtorte im Café Sachs, das oben am Horizont mächtig in der sanften grünen Landschaft thront. Die Radfahrer haben sich unserem pausenlosen Tempo angepasst und kommen mit kurzem Abstand auch hoch.

Die Sonne brennt noch erbarmungslos, als sich das nicht zu Ende kommende Hoch und Runter wiederholt, nach Hunoldstal zur Weil und über üppig blühende Bergwiesen vor Merzhausen, wo wir in den Wald eintauchen und dann endlich die Füße im angenehm temperierten Grünwiesenweiher in der Nachbarschaft der Karpfen und vorbeischwimmenden Enten baumeln lassen. Ausblick ins Anspacher Tal auf dem Weg nach Westerfeld, über die saftige Wiese zum Obernhainer Segelflugplatz, wie überdimensionale Vögel glänzen die blankgeputzten eleganten Maschinen weiß vor grünem Hintergrund im sanften Licht der tiefer liegenden Sonne. Nur noch das letzte Hopp über die Saalburg, es waren "nur" 65 Kilometer, aber immerhin stolze 1.450 Höhenmeter, das ist unsere Vuelta à Taunus. Fazit: auch in einem kleinen ­Gebirge kann man ziemlich große Sprünge machen.

Andrea Maier-Pazoutova

An einem Wochenendtag Mitte Juli 2016 findet die Tour von Andrea und Wolfgang Maier wieder statt, Start am Gotischen Haus in Bad Homburg, Zustieg möglich beim Forellengut (erreichbar von U-Bahn-Station Hohemark). Weitere Infos in Tourenplaner ADFC Bad Homburg 2016.