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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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links: Keine Radwege-Benutzungspflicht mehr am Lidl-Kreisel
rechts: Der neue Nidda-Radweg an Bad Vilbels Mediatheksbrücke
Fotos: Joachim Brendel

Es tut sich was in Bad Vilbel

Nachdem sich die Stadt Bad Vilbel beim ADFC-Fahrradklimatest 2012 auf den hinteren Rängen wiedergefunden hatte, ist zunehmend ein Umdenken im Rathaus zu spüren. Bei vielen langjährigen Forderungen des ADFC zugunsten des Radverkehrs stoßen wir zunehmend auf Gehör, und es tut sich einiges!

Radwege-Benutzungspflicht überwiegend aufgehoben
Bei der Aufhebung überflüssiger Radwege-Benutzungspflichten dürfte Bad Vilbel inzwischen sogar zu den Spitzenreitern aufgeschlossen haben. Während vor einigen Jahren noch über 30 Straßenabschnitte mit benutzungspflichtigen Bordsteinradwegen ausgestattet waren, sind es heute nur mehr zehn.

Zuletzt hatte die Straßenverkehrsbehörde Ende Mai die Benutzungspflicht der umlaufenden Radwege an den Kreisverkehrsplätzen am Südbahnhof und auf dem Heilsberg aufgehoben. Dort haben Radler nun die Wahl: Sie dürfen entweder als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer auf der Fahrbahn fahren oder unter Rücksichtnahme auf die Fußgänger die umlaufenden Wege auf dem Bordstein nutzen. In einer Pressemitteilung erläuterte die Stadt, dass damit der veränderten rechtlichen Bewertung der Zulässigkeit einer Benutzungspflicht ebenso wie der zunehmenden Bedeutung des innerstädtischen Radverkehrs Rechnung getragen werde. Die Führung des Radverkehrs auf der Kreisfahrbahn werde aufgrund der dort annähernd gleichen Geschwindigkeiten von Rad- und Kraftfahrzeugverkehr als sichere Lösung erachtet und entspreche den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA).

Aus der Sicht des ADFC Bad Vilbel war die Aufhebung gerade an diesen beiden Plätzen überfällig. Am Lidl-Kreisel auf dem Heilsberg hatte die frühere Beschilderung verlangt, dass Radfahrer aus der Alten Frankfurter Straße in Richtung Innenstadt den Kreisel in Gegenrichtung auf einem gemeinsamen Zweirichtungs-Rad-/Fußweg umfahren. Dies stand in klarem Widerspruch zu den Anforderungen der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung (Vwv-StVO, Rn 33 ff.), denen zufolge eine Benutzungspflicht linksseitiger Radwege innerorts nur in absoluten Ausnahmefällen und bei ausreichender Breite und Sicht angeordnet werden darf. Am Lidl-Kreisel gibt es jedoch eine schlecht einsehbare Kurve entlang einer Mauer, in der ich auch selbst schon Konflikte mit entgegenkommenden Radfahrern und Fußgängern erlebt habe – ganz abgesehen von solchen mit Autofahrern, die nicht mit Radfahrern aus der Gegenrichtung rechnen.

Die bauliche Gestaltung der Radwege um den Biwer-Kreisel am Südbahnhof widersprach in jeder Hinsicht den ERA. Darin wird dreierlei gefordert: Erstens sollen Radwege kreisbetont trassiert werden, zweitens sollen abrupte Verschwenkungen auf die Kreiszufahrt vermieden werden, und drittens soll die Absetzung nicht mehr als fünf Meter betragen, damit eine bevorrechtigte Führung überhaupt noch möglich ist. Keine dieser drei Anforderungen war durchgehend erfüllt. Bei der Frage, ob der Radweg ohne Benutzungspflicht erhalten bleiben soll (Piktogramm-Lösung), setzte sich die Einschätzung durch, dass die Gefahren aufgrund der baulichen Gestaltung und des emsigen Fußgängerverkehrs zu groß wären, sodass die Stadt sich letztlich für einen Neuausweis als Fußweg mit Zusatz "Radfahrer frei" entschied.

Bei den noch verbliebenen Radwege-Benutzungspflichten handelt es sich fast ausnahmslos um Radfahrstreifen auf der Fahrbahn oder Radwege an Hauptstraßen. In die Planung der drei neuen, derzeit im Bau befindlichen Kreisverkehre entlang der Homburger Straße wurde der ADFC frühzeitig eingebunden. Derzeit liegt uns die Planung der Beschilderung zur Stellungnahme vor. Auch diese aktive Einbindung zeugt von einer zunehmenden Anerkennung der Expertise des ADFC.

Innerörtliche Hauptverbindungen und Anbindung an Nachbargemeinden
Ein weiteres unserer Schwerpunktthemen betrifft die Hauptverbindungen zwischen den Bad Vilbeler Stadtteilen und den Nachbargemeinden. Seit einiger Zeit bemühen wir uns verstärkt um Verbesserungen dieser Verbindungen. Innerorts ist das neue, kürzlich freigegebene Ausbaustück des Nidda-Radwegs zwischen S-Bahn-Brücke und Kurhausplatz als jüngster Fortschritt zu vermelden. Ein größeres Ausbaustück zwischen Wasserburg und Niddertalbahn wurde unter Einbeziehung des ADFC bereits abschließend geplant. Die Ausführung verzögert sich leider aufgrund von Verhandlungen über Grundstücksankäufe, die an einigen Stellen eine breitere Fahrbahn erlauben würden.

Auch zum Neubau eines Radwegs entlang des Berkersheimer Wegs zwischen Südbahnhof und Berliner Straße werden bereits konkrete Überlegungen angestellt. Der Berkersheimer Weg verbindet Bad Vilbel mit den Frankfurter Stadteilen Berkersheim und Frankfurter Berg. Nachdem wir mit unserer Forderung nach einer Freigabe der Einbahnstraße für Radfahrer in Gegenrichtung nicht durchgedrungen waren, wurde die Idee geboren, auf dem angrenzenden Grünstreifenweg entlang der Bahnlinie einen Zweirichtungsradweg zu bauen. Hierfür liegt inzwischen eine Kostenschätzung vor, die sich auf rund 100.000 Euro beläuft.

Immer mehr Rückenwind erhält auch eine langjährige Forderung des ADFC Bad Vilbel – der im Übrigen auch die Mitglieder aus Karben betreut – nach dem Ausbau des Karbener Wegs, besser bekannt als Pappelweg. Diese direkte Verbindung zwischen Bad Vilbel-Dortelweil und dem Industriegebiet Karben besteht seit Jahrzehnten in Form einer gefährlichen Schlaglochpiste, deren Ausbau bisher stets mit dem Verweis auf umfangreichen Kfz-Schleichverkehr abgelehnt wurde. Ein erster Anlauf der Stadt, unzulässigen Kfz-Verkehr auf dem Pappelweg mithilfe einer Schranke abzuwehren, wurde in den 1980er Jahren aufgrund der Klage eines Landwirts gerichtlich untersagt. Nun hat der Ausbau im Rahmen des Projekts "Kurze Wetterau", initiiert vom Landrat des Wetteraukreises, Joachim Arnold, und Bad Vilbels Erstem Stadtrat, Jörg Frank, neuen Schwung bekommen. Dieses Projekt ist dem Ziel gewidmet, schnelle und kurze Rad-Verbindungen in Nord-Süd-Richtung durch die Wetterau zu realisieren. Basierend auf der bestehenden Route des Nidda-Radwegs sollen für besonders weitschweifige Teilstrecken, beispielsweise für die Niddaschleife zwischen Bad Vilbel und Karben, zusätzliche Abkürzungen geschaffen werden. Im weiteren Verlauf nach Norden sollen eine Anbindung an den Usa-Radweg bzw. die Städte Friedberg und Bad Nauheim und eine Weiterführung bis Butzbach gefunden werden. Als südlicher Abschluss der "Kurzen Wetterau" sind derzeit noch Anbindungen an das Frankfurter Radwegenetz zu definieren. Auch hierzu gibt es bereits Ideen. Neben einigen Verbesserungen existierender Wege stehen die Schaffung eines neuen Radwegs nach Bergen-Enkheim entlang der Vilbeler Landstraße und eine bessere Anbindung an die Regionalparkroute "Hohe Straße" auf der Wunschliste der Bad Vilbeler Radler ganz oben.

Joachim Brendel