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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Herr D. bittet um Geduld

Warum ein Rettungsdienst auf eine Baugenehmigung wartet

Bild zum Artikel Vor dem Haus Eschersheimer Landstraße 28 behindert seit Monaten eine Barriere den Radverkehr
Foto: Peter Sauer

Überrascht war ich schon, als ich Mitte Januar auf dem Radweg der Eschersheimer Landstraße von einer quer über dem Weg liegenden Barriere ausgebremst wurde. Ein einfaches Stromkabel wurde durch diese massive Barriere geschützt.

Das Kabel dient offensichtlich dazu, Einsatzfahrzeuge eines Rettungsdienstes, die in einer Parkbucht abgestellt sind, mit Strom zu versorgen. Damals ging ich davon aus, dass diese Barriere nur vorübergehend bestände, vielleicht wegen einer Veranstaltung in der Nähe, zu der die Hilfe der Retter notwendig sei. Nachdem einige Tage später keine Veränderung der Situation zu erkennen war, sprach ich einen Mitarbeiter des Hilfsdienstes an. Das könne noch dauern, teilte mir der Mann mit, man baue die Niederlassung um und müsse die Autos für diesen Zeitraum vor dem Haus parken. Die Kabelbrücke solle verhindern, dass Fußgänger sich in der Verlängerungsschnur verhedderten und stürzten. Und die Radfahrer? Mehr wisse er auch nicht, sagt der freundliche Retter und verweist an die Geschäftsstelle. Herrn D. möge ich kontaktieren, der sei zuständig.

Herr D. ist telefonisch schwer zu erreichen. So mache ich ihn per´E-Mail auf die mehr als unglückliche Situation aufmerksam und schlage vor, das Kabel einfach über den Rad- und Fußweg zu verlegen – zwei Latten sollten reichen, schreibe ich etwas naiv, um in einigen Metern Höhe die Verbindung zwischen Steckdose und Rettungswagen herzustellen. Bis dahin solle man wenigstens Warnhinweise aufstellen, denn bei Dunkelheit sei die Barriere nur schwer zu erkennen. Herr D. bedankt sich und verspricht, sich um eine Verbesserung der ­Situation zu kümmern.

Dem inzwischen informierten Radfahrbüro gefällt die Angelegenheit auch nicht, doch sieht es keine rechte Handhabe, ernsthaft dagegen vorzugehen.

Einige Wochen später, die Barriere liegt unverändert, beantwortet Herr D. meine Nachfrage nach dem Projektstand. Sobald die Baugenehmigung vorliege, werde man tätig werden. Er bleibe dran an der Sache, gehe aber jetzt in Urlaub.

Baugenehmigung? Ja, erläutert er mir nach seinem Urlaub am Telefon, die sei nötig für das Gerüst, über das er das Kabel verlegen könne. Er entschuldigt sich für die Behinderung und bittet weiterhin um Geduld – er warte auf die Baugenehmigung. So will es das Amt für Straßenbau und Erschließung. Inzwischen habe sich noch jemand bei ihm beschwert, er bleibe dran an der Sache. Das Gerüst sei fertig und werde umgehend gestellt, wenn die Baugenehmigung eintrifft. Er werde bei der Behörde noch einmal nachhaken.

Wir plaudern freundlich weiter. Ich erzähle, dass ich in Mainz ähnliche Barrieren auf einem Volksfest gesehen hätte, die jedoch durch zusätzliche Rampen leichter zu überwinden gewesen seien. Ja, erwidert Herr D. zerknirscht, auch ihm sei inzwischen zugetragen worden, dass die von ihm verlegten Barrieren gar nicht im öffentlichen Straßenraum liegen dürften. Sie seien, habe er gehört, ausschließlich für Veranstaltungen auf einem abgeschlossenen Gelände, wie die Dippemess, vorgesehen.

Ich frage nicht nach, woher er dieses Wissen hat. Wir beenden das Gespräch so freundlich, wie es begann. Dabei bestätigt mir Herr D. noch einmal, dass er an der Sache dran bleiben werde.

So weit, so (hoffentlich bald) gut. Erstaunt allerdings bin ich darüber, welche Eingriffe in den Straßenverkehr (und dazu zählt der Radverkehr) ungeahndet möglich sind. Ein Rettungsdienst verlegt recht blauäugig eine hierfür nicht vorgesehene Barriere. Diese behindert über Monate die Fahrt auf einem Radweg entlang einer Hauptstraße, auf deren Fahrbahn auszuweichen unzumutbar ist. Die Behörden, durch die Meldeplattform Radverkehr und den Rettungsdienst selbst informiert, monieren dies nicht. Die Polizei, in Form eines Motorradpolizisten, verweist gar unter Blaulichteinsatz zwei Rennrad-Fahrer von der glatt asphaltierten Straße auf den Radweg, direkt vor die Barriere (wie neulich gerade geschehen). Und das Allerbeste: kaum jemand beschwert sich darüber.

Wenn wir ernst genommen werden wollen, muss das anders werden. Ergreift die Initiative, kümmert euch! Der alte Sponti-Spruch "Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt" hat, gerade beim Thema Radverkehr, nichts von seiner Gültigkeit verloren.

Peter Sauer