Skip to content

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main   

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

Artikel dieser Ausgabe

Sachen aus Draht

Bild zum Artikel Fotos � Matthias Wenger Fotografie

Was ein Erfinder aus einer Fahrradspeiche machen kann

Walter Günther ist Erfinder. Der Frankfurter Schlossermeister, im Nordend ansässig, erfindet Korkenzieher, Feuerzeuge oder Kartoffelkocher, meist in anachronistischer Technik. Jetzt hat sich der Erfinder der Fahrradspeiche gewidmet.

Als Rohmaterial gehört dieses Stück Metall sowieso zur Grundausstattung der Erfinderwerkstatt. Haken, Ösen, ja sogar Federn lassen sich daraus je nach Bedarf herstellen. Im Rahmen eines Projekts, bei dem der Erfinder häufig mit einer großen Zahl an Zetteln konfrontiert wurde, wuchs vor dem geistigen Auge des Mannes eine Büroklammer. Eine große Büroklammer, eine, mit der man enorm viele Zettel zusammenheften kann. Da lag es nahe, statt mit dünnem Draht erste Versuche mit einer Fahrradspeiche auszuführen. Das Ergebnis war dann eine Büroklammer von etwa 6 cm Länge, 2 cm Breite und einer Spannkapazität von fast 7 mm.

Die Klammer erwies sich als Hingucker, und sie hatte einen praktischen Wert. Es entstand also ein neues Projekt im Erfinderkeller. Und da der Erfinder nicht nur erfindet, sondern im Hauptberuf als Fachkraft für Berufsförderung in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet, wurde die Klammer dort gleich in großer Stückzahl hergestellt.

Der nahezu überall herumliegende Rohstoff Fahrradspeiche stand problemlos zur Verfügung, weitere Produktideen folgten alsbald. Vom Schraubkarabiner, bei dem alle Teile einer Speiche Verwendung finden, über Schlüsselringe bis hin zu kleinen Ketten. Upcycling heißt es neudeutsch, wenn aus alten Fahrradspeichen neue Produkte werden. Und ein weiterer Umweltaspekt wäre noch zu erwähnen: Bis auf eventuelle Beleuchtung wird für all diese Arbeiten kein Strom benötigt.

Bild zum Artikel Fotos � Matthias Wenger Fotografie

Gleichzeitig entstand der an dem Frankfurter Stadtteil sich orientierende Name des Projektes (natürlich nicht ohne einen gewissen Hauch von Retro): "Fechenheimer Drahtwaren".

Die Einrichtung, in der Walter Günther arbeitet, bietet inzwischen Handwerkskurse an, vermittelt werden Grundkenntnisse der Metallverarbeitung. Die Kurse firmieren passenderweise unter dem Titel "Sachen aus Draht".

Im Internet ist der Erfinder unter www.die-mechanische-bratwurst.de präsent. Hier stellt er auch sein absolut sehenswertes Buch vor. Technisch anspruchsvolle, aber meist skurrile Erfindungen werden darin mit Zeichnungen und wunderbaren Fotos (von Matthias Wenger) präsentiert. Ein Klick dorthin lohnt in jedem Fall. Das Buch und die "Fechenheimer Drahtwaren" eignen sich vorzüglich dazu, velomobilen Freunden eine Überraschung zu bereiten. Das nächste Weihnachtsfest kommt schneller, als ihr denkt.

Peter Sauer