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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Im Westen viel Neues

Denis Scholz wird bald das Radsporthaus Kriegelstein mit Sitz in Zeilsheim übernehmen. Und das in nun vierter Generation.

„Für alle mittwochs frei und samstags ab 14 Uhr Feierabend. Das ist schon etwas Besonderes im Handwerk.“
Denis Scholz, Firma Kriegelstein

Fast 100 Jahre ist das Unternehmen alt. Es fing in Karlsbad im ehemaligen Sudetenland mit einer Fabrik u.a. für Lastendreiräder an, gegründet von Erwin Kriegelstein. Güter und Waren konnten so von jedermann und jederfrau transportiert werden, Kinder und Hunde damals wahrscheinlich eher nicht. Die „Rekord“-Werke Karlsbad waren sozusagen der Zeit weit voraus. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden 11 unterschiedliche Lastenräder, ein Invaliden-Dreirad mit Handantrieb, ein Rollstuhl und ein gefederter Transportwagen mit Pneumatik konzipiert und hergestellt. Alles gesetzlich geschützt und bei Nachahmung strafbar. Nachzulesen und nett anzuschauen im Originalkatalog der „Rekord“-Werke auf der Kriegelstein-Website. Nach 1948 ging es dann turbulent weiter, zuerst der Neubeginn in Höchst, später ein zweites Standbein durch Übernahme einer Tankstelle in Zeilsheim, die 2002 zu einem reinen Fahrradgeschäft und Hauptsitz aufwändig umgebaut wurde. Die Filiale in Höchst wurde 2022 geschlossen.

Die Firma bleibt in all den Jahren in Familienhand. Erwin Kriegelstein übergab an Helmut Kriegelstein und der wiederum an Tochter Heike und ihren späteren Ehemann Stefan Scholz. Nicht nur der Großvater war der Zeit voraus, auch Heike Kriegelstein war es. Sie erlangte schon als 25-jährige den Meistertitel als Zweiradmechanikerin und war 1991 die erste Frau in ganz Hessen, die das geschafft hat.

Auch Sohn Denis Scholz hat die Liebe und Leidenschaft zum Fahrrad früh entdeckt. Immer schon in der Werkstatt mit dabei, konnte es gar nicht anders kommen. Direkt nach dem Abitur begann er eine Ausbildung im elterlichen Betrieb. Und nach sage und schreibe 22 Monaten hatte er den Gesellenbrief und ein Jahr später seinen Meisterbrief in der Tasche. „Da weiß das Herz, wo es schlägt. Den Meisterkurs fand ich cool“, erinnert sich Denis Scholz. Nun, mit gerade einmal 26 Jahren, ist er kurz davor, die Firma zu übernehmen. Hineingewachsen in den Job weiß er, wie das Geschäft läuft und was der Kundschaft wichtig ist – Beratung und Kundenorientierung sind essentiell für den Betrieb. Die Kunden kommen – „Wir sind das westlichste Geschäft in Frankfurt“ – aus den umliegenden Stadtteilen, aber natürlich auch aus dem nahegelegenen Vordertaunus.

Eine besondere Herausforderung ist die Reparaturannahme. „Schon immer arbeiten wir ganz ohne Terminvergabe. Jederzeit kann das Fahrrad vorbeigebracht werden und in der Regel drei bis vier Tage später wieder abgeholt werden“. Manchmal stehen 50 bis 100 Fahrräder im Hof, dann wird nach Auftragseingang abgearbeitet. Es werden alle Arten von Rädern angenommen und Reparaturen durchgeführt, aber „Bio“-Bikes zu reparieren sei immer noch spannender als E-Bikes, man sei kreativer und habe alles unter Kontrolle, meint Denis Scholz. Zu Hause habe er noch eine alte Sachs-Fünfgang-Nabe, die er gerne zerlegt und wieder zusammenbaut. Er nennt es „eine schöne Fingerübung“.

Insgesamt arbeiten sechs Mitarbeiter, davon zwei Auszubildende, in der Werkstatt und im Laden. Scholz’ Eltern sind weiterhin dabei, ebenso seine Ehefrau Malin im Verkauf. Denis Scholz würde gerne auch weibliche Auszubildende einstellen. „Aber es gibt einfach keine passenden Bewerbungen“, bedauert er.

Vergrößern möchte der Geschäftsführer in Spe den Betrieb nicht, aber zukunftsorientierter ausrichten, das schon. Einige Ideen sind bereits umgesetzt. Ein Elektrolastwagen ist angeschafft, ein Stromanbieter nachhaltiger Energien beauftragt und das Beste: eine Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich wurde eingeführt. Alle Angestellten haben mittwochs frei und samstags ab 14 Uhr Feierabend. Das ist schon etwas Besonderes im Handwerk und wirklich sehr mitarbeiter- und mitarbeiterinnenfreundlich!

Mit dem ADFC ist das Radsporthaus Kriegelstein schon lange eng verbunden. Als Fördermitglied unterstützt es die Fahrradlobby, zwei Mal im Jahr kommt die Codiergruppe des Frankfurter ADFC für die Käufer und Käuferinnen neuer Fahrräder zum Einsatz und last but not least gab es dieses Jahr eine sehr großzügige Spende von Fahrradbekleidung aus dem Firmen-Bestand. Viele unserer ehrenamtlich tätigen Mitglieder haben davon profitiert!

Für dieses starke Engagement bedankt sich der Vorstand im Namen des ADFC ganz herzlich!

Dagmar Berges