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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Bad Homburg stellt Mobilitätskonzept vor

Bis 2035 plant Bad Homburger die Umsetzung von 51 Maßnahmen, um damit eine nachhaltige und klimaverträgliche Mobilität zu erreichen. Zehn dieser Maßnahmen sind zur kurzfristigen Umsetzung vorgesehen. Dazu zählen auch die fahrradfreundliche Gestaltung der Hauptverkehrsachsen und die Realisierung von Rad(schnell)wegen zu den Nachbarkommunen.

Die Erwartungen waren hoch, als die Stadt Bad Homburg im Jahr 2020 mit der Erarbeitung eines Mobilitäts- und Verkehrskonzepts (MOKO) begann. Es sollten nichts geringeres als die Voraussetzungen für eine nachhaltige und klimaverträgliche städtische Mobilität definiert, entwickelt und langfristig sichergestellt werden. Dabei sollten insbesondere die Aufwertung der städtischen Verkehrsräume zugunsten des Radverkehrs wie auch der Fußgänger:innen sowie Ansätze zur Minderung des motorisierten Individualverkehrs als zentrale Bestandteile des Konzepts vorgesehen werden. Mit dieser Vorgabe wurde auch in das Projekt gestartet.

Der erste Rückschlag kam aber bereits im Juli 2021, als dem Arbeitskreis zum MOKO mitgeteilt wurde, dass Bad Homburg eine hohe Affinität zum Individualverkehr und zum PKW aufweise. Mit Blick auf die nicht konkurrenzfähige Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr, insbesondere des weiteren Umlandes, sind die Menschen auch stark auf den eigenen PKW angewiesen. Es wurde der „Bad Homburger Weg“ ausgerufen.

Erreichbarkeit nur durch PKW-Nutzung gewährleistet

Auch bei der Vorstellung des MOKO im Oktober 2023 wurde Oberbürgermeister Alexander Hetjes nicht müde zu betonen, dass das Konzept auch die Erreichbarkeit Bad Homburgs berücksichtigen und gleichzeitig zur Reduktion der Emissionen beitragen solle. Viele Zuhörer waren verwundert, dass eine Erreichbarkeit nur durch eine hohe Pkw-Nutzung gewährleistet sein sollte und hatten auch kein Konzept erwartet, bei dem Bad Homburg von der Außenwelt abgeschnitten würde.

Die 51 Maßnahmen bilden einen bunten Strauß von Aktivitäten ab, die alle Aspekte umfassen und in sieben Leitziele unterteilt sind: Fußverkehr stärken, Radverkehr fördern, Bus und Bahn optimieren, Neue Mobilität fördern, Straßenraum attraktiv gestalten, Pendel- und Wirtschaftsverkehre effektiv gestalten und mobil mit dem Auto. Im Bereich „Radverkehr fördern“ sind neben den beiden oben genannten Bereichen der Radwege zu den Nachbarkommunen und der fahrradfreundlichen Gestaltung der Hauptverkehrsachsen noch die Felder „Onlinekarte zum Umsetzungsstand des Radverkehrskonzepts“, „Pop-up-Radwege“, mehr Fahrradständer im öffentlichen Raum und Parkhäusern“, „Frühere Öffnung von Fußgängerzonen für den Radverkehr“ (also nicht etwa vollständige Öffnung), „Radverkehrsachse über die Brunnenallee“, „Sichere Umleitungen für Fuß- und Radverkehr“, „Ausbau von Fahrradstraßen“ „Kommunale Förderprogramme für E-Lastenräder“, „Fahrradkonforme Aufzüge und Treppen am Bahnhof“, „Radverkehr in Neubaugebieten“ und „Bessere Radfahrbedingungen für E-Bikes und Lastenräder“ enthalten.

Die genannten Maßnahmen klingen ebenso wie weitere Ideen, wie z. B. die Erweiterung und Optimierung des Busliniennetzes, der Errichtung von Mobilstationen oder der Angebotsverdichtung für E-Carsharing, auf dem Papier sehr zukunftsweisend und progressiv. Würden sie so schnell umgesetzt, wäre dies ein wesentlicher Fortschritt für Bad Homburg.

Unwucht in Richtung Radfahrer vermeiden

Die bisherigen Diskussionen um den „Bad Homburger Weg“ und die Begleitumstände machen jedoch äußerst skeptisch. So wird selbst im besten Szenario des Konzepts immer noch mit einer Zunahme der im Stadtgebiet von Bad Homburg zurückgelegten Kfz-Kilometer von über 9 Millionen gerechnet (von ca. 257 in 2020 auf 266 Mio. km/a in 2035). Mit einem deutlichen Umstieg auf den Umweltverbund, so dass die Fahrleistung wenigstens gleich bliebe, rechnet selbst das beste Szenario also nicht. Diese Entfernungen müssen auf den innerstädtischen Straßen zurückgelegt werden. Damit nimmt die Konkurrenz um den bisher schon nur begrenzt vorhandenen Platz zwischen Kfz, Radverkehr und zu Fuß Gehenden weiter zu. Dies sind keine guten Voraussetzungen für die Umsetzung der oben genannten Maßnahmen, insbesondere für die fahrradfreundliche Gestaltung der Hauptverkehrsachsen. Denn wie hatte Oberbürgermeister Hetjes vor der Vorstellung des Konzepts verlauten lassen: Die Stadt will eine Unwucht in Richtung Radfahrer vermeiden – weil Bad Homburg Auto-affin ist, und sich von der Online-Befragung vor allem Radfahrer angesprochen gefühlt hätten.

Alle Details zum Verkehrs- und Mobilitätskonzept können nachgelesen und heruntergeladen werden: www.bad-homburg.de/moko

Ralf Gandenberger