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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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ADFC-Pannenhilfe: Und sie funktioniert doch!

Rettung einer Radfahrerin aus dem absoluten Niemandsland

Zugegeben: Auch ich war skeptisch, als es hieß, drei Euro der letztjährigen Beitragserhöhung seien für die Pannenhilfe. Wer braucht das und wie soll das gehen? Hier nun der Bericht einer kühnen Radlerin (ja, einer Frau!) aus der Wetterau, die trotz langer Anreise an Bad Homburger ADFC-Touren teilnimmt:

Am 12. März 2017 war schönes Wetter vorausgesagt. Also suchte ich mir als Ziel den Edersee in Nordhessen aus. Schon oft hatte ich den herrlichen Blick vom Schloss Waldeck genossen. Diesmal wollte ich nach Umrundung des Edersees dort übernachten. Also fuhr ich mit dem Zug von Friedberg nach Herzhausen und startete von dort die südliche Runde. Auf idyllisch verschlungenen Wegen führt sie am Wasser entlang. Schön war es, auf guten Waldwegen zu fahren.

Dann kam ich nach etwa 15 km um eine Kurve und sah plötzlich vor mir Äste auf dem Weg. Ich sprang vom Rad, aber schon hatte sich ein Ast in meiner Gangschaltung verheddert. Weiteres Treten war unmöglich, weil der hintere Umwerfer abgebrochen war und die Schaltung in die Speichen drückte. Guter Rat war jetzt teuer: 10 km zurück zur letzten Ortschaft schieben oder 5 bis 6 km zur nächsten? Und wie sollte ich dann mit dem kaputten Rad zum Hotel kommen? Ich stand ganz schön bedeppert allein in der Wildnis des Nationalparks. Meine Familie anrufen? Aber die war ja weit weg ...

Da erinnerte ich mich, dass in meinem ADFC-Beitrag seit einem Jahr die Pannenhilfe enthalten ist. Den Mitgliedsausweis hatte ich glücklicherweise dabei. Also rief ich die angegebene Nummer an. Ein freundlicher Herr antwortete, ich nannte meine Mitgliedsdaten. Nur "einfache" Mitgliedschaft – das bedeutet aber trotzdem Anspruch auf Hilfe. Ich beschrieb ihm, wo ich und in welchem Zustand mein Rad war. Er werde versuchen, eine Werkstatt zu finden, die mein Rad reparieren könne, und bat mich zu warten, bis er meinen Standort auf der Landkarte gefunden habe. Ein wenig entspannter setzte ich mich ans Ufer. Weitab im Kellerwald zu sein mit defektem Rad und meinem ganzen Krempel in den Radtaschen: kein gutes Gefühl. Ich habe eine Gehbehinderung und kann nicht sehr gut laufen. Alles zu schleppen wäre mir gar nicht möglich gewesen. Zuhause anrufen wollte ich auch nicht, da meine Lieben es ohnehin verrückt finden, dass ich alleine zu solchen Touren losziehe. Sind eben keine begeisterten Radler.

Kurz danach rief der freundliche Herr zurück. Du befindest dich ja im absoluten Niemandsland, weit weg vom nächsten Ort, meinte er. Ja, das konnte ich bestätigen. Er wollte noch mal in Ruhe nachdenken, wie er mir helfen könnte. Ich setzte mich noch ein wenig entspannter ans Ufer und schaute den Tieren am Wasser zu.

Wieder rief er an: Er habe bisher noch keine Werkstatt gefunden. Wir vereinbarten, dass ich vorwärts zur nächsten Siedlung schiebe und mich dann melde, während er in der Zwischenzeit eine Werkstatt finden wolle, zu der ich dann irgendwie hingebracht werden solle. Mit einem festen Gummiband (hat eine Frau immer dabei) band ich die Schaltung hoch, rollerte und schob ca. 5 km zur nächsten Siedlung. Es war ein Samstag und mittlerweile etwa 12.00 Uhr. Er rief mich wieder an und sagte mir, dass er eine Werkstatt etwa 40 km weit weg gefunden habe, die mein Rad reparieren könne. Er werde jetzt auch nach einer Transportmöglichkeit suchen.

Ich war mittlerweile im Freizeitgebiet Knippenberg an der Seestraße angelangt. Das Restaurant des dortigen Segelclubs öffnete gerade nach der Winterpause zum ersten Mal. Dort Rückruf des Pannendienstes: Wir finden kein Taxi, das bereit ist, dich mit dem Rad zu transportieren, bitte wundere dich nicht, wenn dich ein Autopannendienst anruft, um dich abzuholen. Und so kam es denn auch: Ein Autopannendienst holte mich ab und brachte mich in mein etwa 20km entferntes Hotel.

Fazit: Kaum Kilometer gemacht an diesem Tag, aber viel erlebt, darunter eine ADFC-Pannenhilfe vom Feinsten. Ich war total begeistert! Und alles war bester Service und hat mich nichts gekostet!

Bitte weitersagen!

L. H./ Günther Gräning