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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Ingolf Biehusen

Das Geheimnis des alten Schlosses

Es war eine Begegnung an einem der öffentlichen Bücherschränke, bei der es nicht um Gedrucktes ging.

Mein Gegenüber hatte an meinem Fahrrad einige Besonderheiten entdeckt, die für mich längst alltäglich geworden sind. Es wäre ja auch ein Wunder, wenn ich mein Fahrrad nicht im Laufe der Jahre an meine Bedürfnisse angepasst hätte. Ein sehr nützliches Detail allerdings hatte ich bisher weder verstanden noch überhaupt bemerkt. Das solide Schloss, das an einer um die Sattelstütze geschlungenen dicken Kette baumelt, hat auf der Rückseite eine kleine kreisrunde Öffnung. Dadurch kann man, so erfuhr ich, einen abgebrochenen Schlüssel von der Rückseite her mit einem Dorn heraustreiben. Dieses nützliche Detail, das bekam ich auch noch erläutert, sei aber nicht bei allen so gebauten Schlössern anzutreffen. Schließlich sei es ja dazu da, in bestimmten Fällen die Lebensdauer eines Schlosses zu verlängern, anders ausgedrückt also den Kauf eines neuen Schlosses zu verzögern.

Mit diesem Wissen sah ich mir ein zweites Schloss an, das ich an einem anderen Fahrrad verwende. Es ist von gleicher Bauart, etwas moderner, deutlich größer und schwerer – und es hat kein Loch auf der Rückseite. Erst später machte ich mir klar, dass hier der Schlüssel auch ganz anders aussieht, so dass man ihn kaum jemals wird abbrechen können.

Es war reiner Zufall, dass ich einige Tage später beim Eisenwarenhändler um die Ecke eine ganze Reihe solcher Fahrradschlösser am Verkaufsregal hängen sah. Ich drehte sie alle um – und alle hatten diese kleine charakteristische Öffnung auf der Rückseite. Dies ist also wohl nach wie vor Standard. Der Ladeninhaber teilte gleich mein Interesse an rundlichen Fahrradschlössern, obwohl auch er nie davon gehört hatte, wozu dieses Detail gut ist. Er riss gleich die Verpackung des Produkts eines anderen Herstellers auf. Auch da war das Loch an genau der richtigen Stelle vorhanden.

Wie dem auch sei, wer sein Schloss pfleglich behandelt, wird nicht so bald ein neues brauchen. Ich kenne da einen Fahrradhändler, der nicht nur die in Auftrag gegebenen Reparaturen durchführt, sondern gleich auch noch das Fahrradschloss mit einem Tropfen Spezialöl versieht, damit es länger hält. Es gibt also noch mehr Menschen, die mitdenken und etwas dafür tun, dass empfindliche Feinmechanik möglichst lange klaglos ihren Dienst versehen kann.

Ingolf Biehusen