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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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"Hier macht doch sowieso jeder, was er will"

Viele von euch werden das kennen: Es ist Mitte Dezember, du sitzt im Bürgerhaus Bockenheim, Bläser haben dich im Treppenhaus empfangen, die Einladung zur Weihnachtsfeier des ADFC Frankfurt hat über 100 Gleichgesinnte in den Saal gespült, der Schatzmeister hat zum Vergnügen Aller Jahreszeitlich-Kabarettistisches vorgetragen, die Bläser haben ihre Instrumente wieder verpackt – und nun kommt Anne.

Anne Wehr lässt einem kurzen Abriss über die Ereignisse des vergangenen Fahrradjahres die Präsentation der vielfältigen Vereinsaktivitäten folgen. Doch es bleibt nicht bei der reinen Aufzählung der Aktivitäten, auch die darin Verstrickten werden namentlich genannt und erheben sich aus diesem Anlass von ihren Stühlen. Tourenleiterinnen grinsen ins Publikum, Mitarbeiter des Infoladens, verkehrspolitisch Aktive, Tourenprogramm-Redakteure, Internet-Tüftlerinnen, Codierer, Kartografen, Zeitungsausträgerinnen und, irgendwann, die Redaktion dieser Mitgliederzeitung. Und genau in diesem Moment denke ich: Man müsste mal etwas sagen. Etwas sagen zu diesem Verein, in dem offensichtlich jede/-r macht, was er oder sie will.

Foto: Eckehard Wolf

Die einen fahren Rad, die anderen schrauben daran herum, wieder andere fotografieren das. Weil die, die Rad fahren, keine Lust haben, dies allein zu tun, suchen sie Mitfahrer. Wie kommt man an Mitfahrer? Ein Tourenprogramm muss her, meinen die Organisierer, und legen los.

Die Schrauber sind offensichtlich irgendwann mit ihren eigenen Velos fertig und müssen deshalb notgedrungen auf anderer Leut' Räder ausweichen. Deshalb bieten sie Technikkurse an, in denen sie Normalsterbliche in die Kunst des Schraubens einweisen. Die Kartografen nervt schon immer, dass sie irgendwo im Acker auf das Ende eines Weges treffen, das in keiner Karte verzeichnet ist. Ordentliche Radkarten müssen her, meinen sie. Die Kartografen tun folglich das, was sie sowieso am liebsten tun – Kartografieren.

Dann gibt es die Tüftler. Die fahren auch gerne Rad, denken aber bevorzugt darüber nach, wie man dieses Fahrzeug halbwegs diebstahlsicher abstellen kann oder, wenn dies nicht gelingt, wie das Velo nach dem Diebstahl den Weg zurück in den heimischen Hof findet. Die Tüftler werkeln gerne mit feinmechanischen Maschinen, bevorzugt vor Publikum. Dort feiern sie Erfolge mit dem, was sie sowieso am liebsten tun: Codieren.

So geht das weiter: Wer sich täglich über die Verkehrssituation in Frankfurt ärgert, schart Gleichgesinnte um sich. Wer trotzdem gerne Auto fährt, übernimmt den Transport der Mitgliederzeitung. Wer als Tourenfahrer/-in die eigenen Routen präsentieren möchte, organisiert einen Radreisemarkt. Wer gerne im Internet umher klickt, bastelt eine Website. Wer meint, dass das alles auch mal an die Öffentlichkeit muss, macht eine Zeitung oder arbeitet im Infoladen und beteiligt sich bei jedem Wetter an Infoständen. Und wer sowieso gerne große Party macht, veranstaltet halt ein Radlerfest.

Es gibt sogar Leute, die viel, viel mehr wollen. Die wurschteln dann überall mit, bei den Verkehrsleuten, der Redaktion, dem Internet oder den Codierern. Oder sie bilden den Vorstand. Ohne den wär's kein Verein!

Ist es nicht großartig, was dieser Verein auf die Beine stellt, obwohl hier alle einfach nur machen, was sie wollen? Auf der jährlichen Weihnachtsfeier des Frankfurter ADFC wird mir das immer wieder bewusst. Das wollte ich endlich einmal los werden.

Wie es auf der Feier war? Beeindruckend wie immer. Auch dank Anne, dem Vorstand und den zahlreichen Helfer/-innen.

Peter Sauer