Skip to content

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main   

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

Artikel dieser Ausgabe
"

Lesermeinungen

Zu dem Beitrag über die Verkehrsführung auf der Eckenheimer Landstraße in Höhe der U-Bahnstation Hauptfriedhof erreichten die Redaktion und den Verkehrspolitischen Sprecher des ADFC Frankfurt mehrere Leserbriefe. Wir greifen exemplarisch den Beitrag von Ralf Pietsch heraus, den wir in Auszügen abdrucken, bedanken uns aber gleichzeitig bei all den Lesern, die sich kenntnisreich und kritisch mit der schwierigen Situation in der Eckenheimer Landstraße auseinander setzen.
Foto: ADFC

Zu viel ist meiner Meinung nach schiefgegangen bei der Planung und Umsetzung der neuen Radführung an der Station "Hauptfriedhof" auf der Eckenheimer Landstraße. Vorab gesagt ist es ein Irrtum, daß ein bisschen Farbe eine bessere Radfahrinfrastruktur und mehr Sicherheit bedeutet.

Was hier fehlt ist kein Piktogramm, sondern eine nicht überfahrbare Barriere zwischen motorisiertem Verkehr und Radverkehr. Hier wird ganz offen von Radfahrern gefordert sich mutig dem Autoverkehr entgegenzustellen? Ich glaube an dieser Stelle wird etwas viel von Radfahrenden erwartet. Stellt Euch doch bitte einfach mal an dieser Stelle ein 10jähriges Kind auf dem Weg zur Schule vor!

Zur Benutzung des Schutzstreifens frage ich mich, ob denn auch jeder Autofahrer weiß, daß Radfahrer den Schutzstreifen verlassen dürfen? Und insbesondere, daß der Sicherheitsabstand beim Überholen von Radfahrern trotz Farbe auf der Straße einzuhalten ist? Meiner Erfahrung nach hat sich das immer noch nicht rumgesprochen. Solche Linien werden eher als physische Barriere wahrgenommen und als Entschuldigung für zu knappes Überholen genommen.

Für Autofahrer wird es eng? Das ist schlichtweg falsch. Für Radfahrer wird es eng! Ich bezweifele auch, daß Überholen für ein normal breites Auto bei Einhalten eines sicheren Seitenabstands überhaupt möglich ist. Insbesondere wenn ich ausreichend Abstand zu Autotüren halte. Vorher war ein -- zugegebenermaßen auch nicht idealer -- Radweg vorhanden, der aber immerhin mit einer kleinen Barriere vor dem Autoverkehr schützte. Und Dooring war auch kein großes Problem, da legale Parkplätze nicht (mehr) vorhanden waren.

Das Fehlen von Piktogrammen stellt doch kein Sicherheitsproblem dar. Oder schützt mich ein Piktogramm in irgendeiner Weise vor einem Fehlverhalten Anderer?

Wenn es das Ziel ist Verkehr sicherer zu machen, dann brauchen wir eine Infrastruktur, die Fehler verzeiht. In der kleine Fehler nicht zu großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder gar zum Tod führen.

Dass eine solche Infrastrukur möglich ist, zeigen mal wieder unsere Nachbarn aus den Niederlanden. Ich möchte hier mal wieder auf den hervorragenden Blog von Mark Wagenbuur verweisen. Seine Blog-Einträge zeigen auf einfache und verständliche Weise, wie mit wenig Aufwand die Sicherheit von separierten Radwegen erhöht werden kann. www.bicycledutch.wordpress.com .

Als Sofortmaßnahme brauchen wir Tempo 30 an allen Stellen an denen Radfahrer die Fahrbahn mit motorisierten Verkehrsteilnehmern teilen, damit die Auswirkungen von Fehlern verringert werden.

Da wo genug Platz zur Verfügung steht, sollte der Radverkehr auch getrennt geführt werden; wobei insbesondere auf das Kreuzungsdesign zu achten ist.

Aufbringen von Fahrradpiktogrammen mittig auf der Fahrbahn wäre bestimmt ein nettes Goodie.

Eine Entfernung des Schutzstreifens würde dann noch die Mißverständnisse verringern und führt meiner Erfahrung nach auch zu vorsichtigerem Überholen.

Eine gute Fahrradinfrastruktur läßt sich ganz einfach erkennen: Stellt Euch vor, Eure 10jährige Tochter will mit dem Fahrrad in die Stadt fahren. Wo wird sie fahren? Wo wird sie sicher sein? Wo wird sie sich sicher fühlen?

In der Hoffnung, daß Ihr Euch nicht angegriffen fühlt und vielleicht überlegt, für wen eine Rad-Infrastruktur überhaupt vorhanden sein soll verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Ralf Th. Pietsch


Antwort des Verkehrspolitischen Sprechers des ADFC Frankfurt am Main e. V. (Auszug)

Die derzeitige Situation an der Eckenheimer in Höhe der U5-Haltestelle Hauptfriedhof haben wir schon mehrfach bei der Stadt moniert. Durch die Baustellenabsperrungen werden die Autofahrer auch noch von ihrer Spur nach rechts weggedrängt. Auf dem Schutzstreifen fehlen die Piktogramme. Also halten viele Autofahrer den Schutzstreifen für eine etwas zu schmal geratene KFZ-Spur oder ignorieren ihn einfach.

Was die grundsätzliche Frage der Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn angeht: wir werden diese Variante jetzt öfter in Frankfurt sehen, zum Beispiel vorbildlich in der Heerstraße in Praunheim. Sie wird mittlerweile in vielen Städten bevorzugt, weil sie die notorischen Rechtsabbieger-Unfälle vermeiden hilft – in Frankfurt hatten wir in den letzten Jahren mehrere schwerste Unfälle dieser Art, auch tödliche. In ausreichender Breite und mit Piktogrammen und/oder farbiger Asphaltierung sind solche Fahrbahnführungen sicherer.

Problematisch wird es immer, wenn der Platz knapper wird. An der Eckenheimer in Höhe Hauptfriedhof war dies der Fall, wegen der breiteren neuen barrierefreien Haltestellen der U5. Die Planungen datieren schon von vor mehreren Jahren. Der ADFC stellte damals 2 Alternativen zur Diskussion: Variante 1: die Parkplatzreihe an dieser Stelle wegnehmen, weil auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Friedhofseingang genug Parkplätze vorhanden sind. Variante 2: den Radweg wie vorher durchziehen, den Parkplatzstreifen voll auf die Straße setzen und die KFZ-Fahrbahn "offiziell" von zwei auf einen Fahrstreifen verengen – auf einer Grundnetzstraße mit Berufsverkehr kein einfaches Thema in der schwarz-grünen Koalition.

Wir konnten uns nicht durchsetzen. So haben wir jetzt einen "überbreiten" Fahrstreifen, aber weniger als 4 Meter (ohne Sicherheitstrennstreifen) breit, mit Fahrrad-Schutzstreifen. Für die Autofahrer heißt das, dass sie beim Überholen eines Radfahrers ein wenig fahrerisches Können aufbringen und sich eng links halten müssen. Viele machen dies nicht und bleiben hinter dem Radfahrer, was dieser wiederum als Bedrängung empfindet. Ich kann deinen Unmut also verstehen. Einen Rückbau der Situation werden wir aber nicht durchsetzen können. Sollte sich auch nach Fertigstellung der Baustelle und nach Aufbringen der Piktogramme die Situation nicht bessern, werden wir versuchen, wenigstens Tempo 30 durchzusetzen – auch das ist nicht leicht, dies wird in Hessen extrem restriktiv gehandhabt.

Bertram Giebeler