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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Demo mit Vermummungsgebot:

Eine Popup-Bikelane macht Radeln auf
Abstand möglich

Bild zum Artikel Ansgar Hegerfeld

Die erste Aktion, die die Aktions-AG des ADFC Frankfurt gemeinsam mit dem Radentscheid Frankfurt durchgeführt hat, verlief sehr erfolgreich. Am 23.04.2020 von 17 bis 18 Uhr verwandelte die Gruppe um Claudia Nora Fischer den östlichsten der vier Fahrstreifen der Untermainbrücke mithilfe von Pylonen und Absperrband in einen temporären Radweg, auf dem das Radfahren mit notwendigem Corona-Abstand sowie sicheres Überholen bequem möglich waren. Wir hatten zu diesem Zweck offiziell eine Demonstration angemeldet. Daher galt Maskenpflicht für die Organisator*innen, die bei strahlendem Sonnenschein zusätzlich Sonnenbrillen trugen und so wohl eher wie eine Truppe bunter Autonomer denn als Fahrradaktivist*innen aussahen. Nichtsdestotrotz klappte die Zusammenarbeit mit der Polizei wunderbar, die dauerhaft vor Ort war und sowohl zum Auf- als auch Abbau der Popup-Bikelane den Fahrstreifen sicherte.

Bild zum Artikel Überwiegend konfliktfrei: Autofahrende respektieren die Popup-Bikelane auf der Untermainbrücke
Peter Sauer

Das Ziel der Aktion war es, auf die ungleiche Platzverteilung zwischen Autoverkehr auf der einen und Rad- wie Fußverkehr auf der anderen Seite hinzuweisen. Gleichzeitig wollten wir aufzeigen, mit welch einfachen Mitteln eine fahrradfreundliche und corona-resiliente Infrastruktur kurzfristig umsetzbar ist. Berlin macht es immerhin bereits seit Ende März dieses Jahres vor und richtet temporäre Radwege an Hauptverkehrsstraßen mit Corona-bedingt erhöhtem Fahrradaufkommen ein. Die Forderung des ADFC und des Radentscheids ist klar: Frankfurt soll es Berlin gleich tun und ebenfalls den Platz schaffen, den die Radfahrenden zum Abstandhalten benötigen - immerhin geht es um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger.

Die Untermainbrücke war ausgewählt worden, da diese gerade zu Berufsverkehrszeiten von einer sehr hohen Anzahl Radfahrender überquert wird. Je Richtung steht jedoch nur ein schmaler getrennter Rad- und Gehweg auf dem Hochbord zur Verfügung. Sicheres Überholen sowie das Einhalten der aktuell vorgeschriebenen Abstände zu anderen Menschen ist dort somit im Normalfall nicht möglich. Das aktuell erhöhte Fahrradaufkommen verschärft das Problem noch, während der verringerte Autoverkehr auf seinen ohnehin überdimensionierten vier Fahrstreifen fließt.

Dank vorheriger Ankündigungen in der Frankfurter Rundschau und in sozialen Medien waren einige Aktive vor Ort, aber auch die zahlreichen zufällig vorbeikommenden Radfahrenden nahmen das ungewohnt großzügige Platzangebot nach anfänglicher Verwunderung sehr gern an. Das Feedback vor Ort war durchgehend positiv, eine Radlerin hatte sich sogar zuerst bei der Polizei für die Aktion bedankt. Glücklicherweise wollte diese sich aber nicht mit fremden Federn schmücken und verwies auf uns als Verantwortliche. Da es keinerlei Rückstaus gab, hatten auch die Autofahrenden nur wenige spitze Bemerkungen zur Verringerung ihres angestammten Platzangebots übrig.

Es bleibt abzuwarten, was die politischen Folgen der Aktion sein werden. Mehrere Kommunalpolitiker haben unmittelbar nach der Aktion angekündigt, sich für Anträge zur Einrichtung derartiger Radwege in Frankfurt einzusetzen. Dem im Vorfeld veröffentlichten FR-Artikel war jedoch schon zu entnehmen, dass der Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) keine temporären Radwege ausweisen lassen wolle, da die Umsetzung des Radentscheid-Kompromisses die Verwaltung bereits genug beschäftige. Es sei eine Sache der Römerkoalition, sich auf entsprechende Maßnahmen zu verständigen. Wir dürfen also gespannt sein, wie ernst die Stadt den Corona-Schutz und auch allgemein das sichere Vorankommen ihrer umweltfreundlich mobilen Bürgerinnen und Bürger nimmt.

Donata Kirchner