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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Editorial

Foto-AG ADFC Frankfurt

Zeitverlust. Seit einigen Monaten dringt dieses Wort am Morgen eines jeden Arbeitstages mehrfach aus dem Radio. "Zähfließender Verkehr auf der A5 in Richtung Frankfurt. Zeitverlust aktuell 20 Minuten". So oder ähnlich melden die Sender, was der tägliche Stau auf den Straßen rund um Frankfurt in Minuten Zeitverlust bedeutet. Was mir anfangs lächerlich vorkam – ständig Informationen zu einem Zeitverlust auf irgendeiner Autobahn zu erhalten – hat wahrscheinlich einen Sinn. Der pendelnde Mensch steht entspannter im Stau, wenn er weiß, was ihn erwartet. Gleichzeitig aber setzt die tägliche Angabe zum Zeitverlust diejenigen Autofahrer ins Zwielicht, die vehement über die Unzuverlässigkeit und den damit einhergehenden Zeitverlust öffentlicher Verkehrmittel lamentieren.

Zeitverlust. Verlorene Zeit. Vergeudete Zeit. Zeitmanagement. Wie oft wird ausgerechnet, welcher volkswirtschaftliche Schaden durch Zeitverlust auf Autobahnen entsteht, wie viele Arbeitsstunden im Stau verloren gehen? Dies wird nun täglich von fröhlichen Radio-Moderatoren dokumentiert, zwischen Nachrichten aus aller Welt, dem Wetterbericht und harmloser Popmusik.

Was das mit Fahrradfahren zu tun hat? Auch Radfahrende sind lieber schnell und ungehindert unterwegs als langsam und in Kolonne. Das unterstützt die Stadt jetzt, indem sie uns von der Benutzungspflicht für die schmalen Radwege entlang der Bockenheimer Landstraße befreit, so dass künftig auf der Fahrbahn geradelt werden darf – um größere Zeitverluste im Radlerstau zu vermeiden. Das ist die eine Seite. Die mit Zeitverlust.

Die andere Seite aber ist die ohne Zeitverlust. Auch nach vielen Jahren, bei nahezu jedem Wetter, die immer wiederkehrende Freude über die tägliche Radfahrt. Zeitverlust? Keine Rede davon, wenn man morgens durch die Innenstadt oder am Main entlang fährt, durch Offenbach oder den Stadtwald, nach Eschborn oder ins Westend. Fast alle, die täglich per Rad unterwegs sind, empfinden diese Art der Fortbewegung uneingeschränkt als (nicht nur Zeit-) Gewinn, bei dem sie für eine halbe oder eine ganze Stunde dem Zeitmanagement ein Schnippchen schlagen können.

In einem Bilderwitz ist ein Radfahrer zu sehen, der am Stau vorbei fährt. Aus einem der stehenden Autos steigt eine grummelnde Sprechblase auf: "Mit dem Rad wäre ich ja viel zu früh im Büro!"

Fahrt entspannt, bleibt locker, aber nehmt euch den Platz auf der Bockenheimer Landstraße, wenn ihr wirklich einmal einen Zeitverlust befürchtet.

Peter für das Redaktionsteam