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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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rote und blaue Linie So ginge es kürzer, meint der ADFC – Umleitung über 830 m, 520 m länger als das Niddaufer. Auch Fußgänger würden das hinnehmen. Es wäre eng, Radfahrer müssten auf Fußgänger Rücksicht nehmen und vielleicht mal ein Stück schieben.
Grafik: Peter Sauer "> Bild zum Artikel
schwarz gepunktete Linie Eine Umleitung von 3,1 km Länge, 1,3 km länger als der Niddauferweg: Waldweg am Grillschen Altarm – Oeserstraße – Am Rebstock – Solmspark. So sieht für Hessen Mobil über zwei Jahre lang die "Nahmobilität" am Grüngürtel aus.
rote und blaue Linie So ginge es kürzer, meint der ADFC – Umleitung über 830 m, 520 m länger als das Niddaufer. Auch Fußgänger würden das hinnehmen. Es wäre eng, Radfahrer müssten auf Fußgänger Rücksicht nehmen und vielleicht mal ein Stück schieben.
Grafik: Peter Sauer

Niddaufer und Grüngürtel werden jahrelang unterbrochen!

Autobahnkreuz West wird saniert – Hessen Mobil drängt Fußgänger und Radfahrer bis 2019 weiträumig ab – Autoverkehr muss ungestört fließen

Radfahrer kennen die Stelle zwischen Nied und Rödelheim – da wo man immer den Kopf einziehen muss. Dort unterquert die Nidda mehrere Brücken, die zum Autobahnkreuz Frankfurt-West gehören. Irgendwann in den 60ern hatte ein echter Schlaumeier unter den Straßenbauern die Idee, den westlichen Autobahnzubringer bzw. die A 648 so zu planen, dass diese sich exakt über der Nidda mit der A 5 kreuzt. Dieses Wunderwerk der Tiefbaukunst (A 648 und Abfahrt zur A 5, die A 5 selbst nicht) ist jetzt sanierungsreif, wie so ziemlich alle Brückenkonstruktionen aus der damaligen Zeit.

Nun kommt die Sanierungsreife dieses Bauwerks sicher nicht überraschend für Hessen Mobil, den für Fernstraßen zuständigen Baubetrieb das Landes. Ebenso sollte die Tatsache bekannt sein, dass der Niddauferweg nicht nur eine wichtige Verbindung für den Alltagsradverkehr, sondern auch Teil des Frankfurter Grüngürtels ist. Dieser wiederum ist das bundesweit renommierte Herzstück der Naherholung in Frankfurt und insbesondere für die GRÜNEN, die ihn mit entwickelt haben, ein Vorzeigeprojekt.

Es wäre also zu erwarten, dass ein grüner Verkehrsminister wie Tarek Al-Wazir als Dienstherr von Hessen Mobil die Autobahnsanierer anweist, bei der unvermeidlichen Sanierung des Westkreuzes die negativen Auswirkungen für alle Nutzer des Grüngürtels im Sinne der Nahmobilität so gering wie möglich zu halten. Umwege um die Baustelle sollten daher räumlich und zeitlich möglichst kurz bleiben, auch wenn dies ein wenig planerischen Aufwand und gewisse Mehrkosten mit sich bringt. Auch sind temporäre und partielle Umleitungen des Kfz-Verkehrs, etwa über das Nordwestkreuz, durchaus zumutbar, um den Bauablauf zu vereinfachen und zu verkürzen. Warum sollen nur Fußgänger und Radfahrer darunter leiden, dass eine Autobahn saniert werden muss?

Was Hessen Mobil jetzt machen will, ist das genaue Gegenteil! Um Störfaktoren wie Fußgänger und Radfahrer von der Baustelle fernzuhalten, und um allen Autoverkehr auch während der Sanierung weiter über das Westkreuz rollen zu lassen, soll diese weiträumig abgesperrt und die Fußgänger und Radfahrer entsprechend weiträumig umgeleitet werden – und das mindestens bis Ende 2019!.

Dieser Umweg ist schon für Radfahrer ärgerlich, in Richtung Nied sogar an einer Stelle richtig gefährlich – beim Linksabbiegen aus dem Schreberweg in die Straße Am Römerhof, direkt an der Autobahnabfahrt Rebstock. In Richtung Rödelheim ist das Linksabbiegen an der Kreuzung Oeserstraße – Am Römerhof mit einer extrem langen Rotphase zeitraubend und für manche sogar subjektiv gefahrenbelastet. Für Wochenend-Radtouristen, die die vom Umweltamt mit großem Aufwand beworbene "Safari-Route" befahren wollen, ist bald Schluss mit lustig – für Familien mit Kindern ist diese Umleitung definitiv nicht geeignet.

Radfahrer mögen sich über die Umleitung ärgern, aber viele werden, mehr oder weniger heftig fluchend, damit zurechtkommen. Für Erholung suchende Fußgänger dagegen ist eine so weite Umleitung, noch dazu durch ein eher hässliches Umfeld, ein k.o.-Kriterium. Das tut sich niemand freiwillig an! Wer etwa heute von Rödelheim aus einen Sonntagsspaziergang zur renaturierten Nidda in Nied machen möchte, vielleicht noch verbunden mit einem Schoppen im Anglerheim am Altarm, der wird das künftig nicht mehr tun. Der Grüngürtel ist für Fußgänger im Frankfurter Westen verloren!

Wie könnte eine Alternative aussehen?

Sie müsste vor allem räumlich erheblich kürzer sein, eng an der Baustelle bleiben und die zu sanierenden Teilstücke des Autobahnkreuzes queren, und zwar an anderer Stelle als am Niddauferweg. Das ginge nicht ohne temporäre provisorische Brückenkonstruktionen, die natürlich Geld und Zeit kosten. Bei Gerüstbausweise hielte sich der Mehraufwand in Grenzen, und er wäre es wert! Es geht immerhin um mindestens zwei volle Jahre, in denen der Grüngürtel gesperrt werden soll.

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links: Leipzig, Großbaustelle Karl-Heine-Kanal, 2014. Der Fuß- und Radweg am Kanalufer, beliebte Naherholungsstrecke im Leipziger Westen, war für einen längeren Zeitraum gesperrt. Die Lösung: Gerüstkonstruktion für Fußgänger und Radfahrer.
Foto: ADFC Leipzig
rechts: Luxemburg, Alzette-Tal, beliebte Fahrrad- und Wanderstrecke bis direkt unter die City. Für die Großbaustelle der Bahnstrecke musste der Fernradweg als Baustraße herhalten. Die Lösung: nah geführte temporäre Umleitung in Gerüstbauweise.
Foto: LVI Letzebuerger Velosinitiativ

Anderswo sind Fußgänger und Radfahrer den Verantwortlichen in Stadt und Land es wert, dass temporäre Umleitungen möglichst nah gehalten werden. Dafür nimmt man dann sogar Geld in die Hand und baut in Gerüstbauweise Provisorien, die aber nah am ursprünglichen Weg entlang geführt werden.

In der Kürze liegt die Würze – unser Vorschlag als Alternative

Wir haben für die Westkreuz-Baustelle eine Alternative entwickelt und von fachkundigen und planungskompetenten Menschen auf Plausibilität und technische Machbarkeit durchchecken lassen. Sie sähe, von Nied in Richtung Rödelheim beschrieben, so aus:

Zunächst entlang der Straße Am Neufeld, dann nach Osten in eine Stichstraße bis zum Grünzug um das Autobahnkreuz. Im Grünzug beginnt die Gerüstkonstruktion, führt zunächst nach Süden, gewinnt dabei Höhe, beschreibt dann einen Bogen, überquert zunächst die A 5-Behelfsauffahrt, die nur bei Großmessen geöffnet ist, überquert kurz danach die Abfahrt von der A 648 auf die A 5 in Richtung Darmstadt, schwenkt dann nach Norden, hält die Höhe und schließt an den schon bestehenden Rettungs-Fußweg an der A 5 an. Mit diesem wird die A 648 überquert. Nördlich der Querung der A 648, am Ende des Rettungs-Fußwegs führt die provisorische Gerüstkonstruktion unter Höhenverlust wieder ans Niddaufer. Da die A 5 selbst von der Sanierung nicht betroffen ist, bleibt diese alternative Umleitung immer eng am Baufeld und vermeidet den weiten Umweg über den Rebstock.

Übrigens: noch einfacher wäre es, wenn man den Abzweig von der A 648 auf die A 5 in Richtung Darmstadt einfach komplett stilllegen und diesen Teil des KFZ-Verkehrs zwei Jahre lang über das Nordwestkreuz umleiten würde. Dann könnte auf eine Brückenkonstruktion weitgehend verzichtet werden. Der Rad- und Fußverkehr würde über den stillgelegten Abzweig niveaugleich geführt, der Anschluss an den Rettungsweg an der A 5 wäre viel einfacher zu realisieren. Die gesamte Sanierung wäre mit Sicherheit einfacher, kostengünstiger und schneller vorbei.

Bild zum Artikel Alternative 2: Die dauerhafte Lösung brächte auch Vorteile für die nahmobile Verbindung von Sossenheim/Rödelheim an die Nidda
Grafik: Peter Sauer

Alternative 2: Unterführungen an der nördlichen Niddaseite

Das wäre dann schon nicht mehr eine provisorische Lösung, sondern es entstünden, zusätzlich zu den Niddauferwegen Nord und Süd, zwei Ingenieurbauwerke mit dauerhaftem Bestand. Von Nied aus betrachtet, würde der Rad- und Fußverkehr am letzten Wehr über die Nidda ans nördliche Ufer geführt, auf existierenden Wegen (die noch zu ertüchtigen wären) an die A 648 heran, unterquert dann diese und kurz danach die zwei Verbindungsspuren im Nordwest-Kleeblatt des Autobahnkreuzes, um dann wieder zum Niddaufer zurückzuführen.

Beide Umleitungsvarianten kosten natürlich etwas. Der Verkehrsminister kann aber nicht ständig Festreden über die segensreiche Nahmobilität halten, und dann seinem Straßenbaubetrieb erlauben, alle Fußgänger und Radfahrer jahrelang vom Grüngürtel wegzusperren. Nicht nur Autobahnen sind wichtige Verbindungen!

Bertram Giebeler