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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bertram Giebeler "> Bild zum Artikel So sieht ein "Super-Cycle-Highway" in London aus, einer von derzeit vierzehn, von der Bankencity ins sechs Meilen entfernte Olympiagelände in Stratford. Kein Parkplatz mehr am Straßenrand! Das muss man erst einmal durchsetzen!
Bertram Giebeler

Radverkehr fördert lokale Wirtschaft

Studie aus London zeigt: Neue Rad- und Fußwege helfen dem lokalen Einzelhandel!

An London misst sich Frankfurt bekanntlich gern, wenn es um seine Rolle als Finanzmetropole geht. Es gibt aber auch ganz andere Entwicklungen an der Themse, die für Frankfurt interessant sind. Das Folgende sollte insbesondere die IHK aufhorchen lassen, die ja immer noch das Idealbild einer Kundschaft vor Augen hat, die mit dem Auto vors Geschäft rollt und den Kofferraum vollpackt.

Wer London kennt, weiß, dass Westeuropas größte Stadt zwar in der City enorm verdichtet ist, insgesamt aber eine riesige Siedlungsfläche bedeckt und vergleichsweise (gegenüber Paris oder Moskau) eher locker bebaut ist. Es ist eine gigantische Suburbia, in der Millionen Menschen in Reihenhaussiedlungen wohnen und daran gewöhnt sind, Ihre Besorgungen mit dem Auto zu erledigen. So hat London zwar Europas größtes Einkaufszentrum (Westfield Mall in Shepherds Bush), aber der lokale kleinteilige Einzelhandel kämpft überall um die nackte Existenz.

Der Londoner Fahrradboom der letzten 15 Jahre hat nun aber auch die Suburbia erreicht. Es entstehen sogenannte "Mini-Hollands" in den Wohngebieten, entlang der Straßen werden Radwege angelegt, der Durchgangsverkehr wird reduziert. Die positiven Effekte, nicht nur für die Radfahrer*innen, sind erstaunlich – auch und besonders der lokale Einzelhandel profitiert von dieser Entwicklung. Dazu passt ein Beitrag aus der Online-Ausgabe des Forbes-Magazins von Ende 2018, in dem erstaunliche Zahlen veröffentlich werden:

London: Radfahrer geben 40 % mehr in lokalen Geschäften
aus als Autofahrer

von Carlton Reid, Forbes, Senior Contributor Transportation

Untersuchungen von "Transport for London" (TfL) aus dem Jahr 2018 zeigen, dass Fußgänger*innen, Radfahrende und Nutzer*innen öffentlicher Verkehrsmittel mehr Geld in lokalen Geschäften ausgeben als Kund*innen, die mit dem Auto vorfahren. Die Studie von Mathew Carmona (University College, Bartlett School of Planning, London) kommt zu dem Ergebnis, dass nichtmotorisierte Kund*innen monatlich 40 % mehr in Geschäften der Nachbarschaft ausgeben als motorisierte.

Die Studie wurde in Londoner Bezirken durchgeführt, in denen Straßenräume nach niederländischem Vorbild umgestaltet wurden, unter anderem durch den Bau von Radwegen. Der neue Ansatz "Gesunde Straßen" von TfL gestaltet Straßen so, dass sie leicht zu Fuß oder per Rad zu erreichen und zu nutzen sind. Lilli Matson, Direktorin der Strategieabteilung von TfL, stellt fest: "Die Studie zeigt den direkten Zusammenhang zwischen der Schaffung angenehmer Stadträume mit hoher Aufenthaltsqualität und dem wachsenden Erfolg der lokalen Geschäfte". In Stadtteilen, in denen diese Verbesserungen umgesetzt wurden – etwa im suburbanen Bromley im Südosten Londons – stieg die Zahl der Fußgänger*innen am Tag um 93 % gegenüber dem Zustand vor den Veränderungen. Die Menschen verbringen jetzt mehr Zeit auf der Straße, laut Studie nahmen Aktivitäten wie der Besuch von Cafés und Läden um bis zu 216 %�(!) zu. Durch die steigende Zahl an fußläufiger Kundschaft stiegen die Mieteinnahmen aus Einzelhandel um 7,5 %, der Leerstand bei Geschäften sank um 17 %. Will Norman, Londons Beauftragter für Fuß- und Radverkehr, folgert daraus: "Angesichts der Tatsache, dass in und um London viele Geschäfte ums Überleben kämpfen, müssen wir alles tun, um sie zu unterstützen."

Norman fügt hinzu: "Indem wir unsere Straßen so verändern, dass sie mehr Fuß- und Radverkehr ermöglichen, machen wir sie sauberer, gesünder und einladender. Das wiederum ermutigt viele Menschen, in den lokalen Läden einzukaufen."

(Übersetzung Bertram Giebeler)

Fazit: Wer Radwege sät, wird lokalen Geschäftserfolg im Stadtteil ernten! Wenn die Bewohner und Bewohnerinnen es gar nicht mehr nötig haben, für ihre Einkäufe mit dem Auto weit weg zu fahren – warum auch, es gibt doch eine gute Fuß- und Radwegeinfrastruktur vor der Haustür – dann kaufen sie lokal ein, lassen sich davor oder danach auf einen Kaffee nieder und reden mit ihrem Tischnachbarn. Das gilt in Londoner Außenbezirken genauso wie in Heddernheim, Sindlingen oder Nieder-Eschbach!

Bertram Giebeler