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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Frohe Botschaft aus Wiesbaden

Millionen vom Land für Radschnellweg Darmstadt – Frankfurt! Jetzt muss Frankfurt seine Hausaufgaben machen!

links: Da kann man schon irgendwie fahren, aber ein Radschnellweg ist das nicht: Das erste Stück nach der Stadtgrenze
rechts: Hinter der Haltestelle geht's weiter: fahrbar, aber kein Schnellweg
Fotos: Bertram Giebeler

Erfreuliches erfuhr man am 24. Februar aus der FR: das Land Hessen unterstützt das Projekt Radschnellweg Darmstadt – Frankfurt "über den Regelfördersatz hinaus mit einer deutlich siebenstelligen Summe". Der Schnellweg soll es insbesondere Berufspendlern auf der Achse Darmstadt – Erzhausen – Egelsbach – Langen – Dreieich – Neu Isenburg – Frankfurt (und zurück natürlich) ermöglichen, ein zügiges Tempo auch mit E-Bikes und Pedelecs ohne unnötige Stopps durchzufahren.

So etwas macht dort Sinn, wo viele Menschen auf relativ engem Raum wohnen und arbeiten, und wo die Pendlerentfernung weiter als 10 km ist. Der suburbane Siedlungs- und Gewerberaum zwischen Darmstadt und Frankfurt, dicht vernetzt und topografisch flach, bietet sich in Hessen als erstes für ein solches Projekt an. Insofern können wir das nur unterstützen und vernehmen die Kunde aus Wiesbaden mit großer Freude.

Nun ist Frankfurt zwar das nördliche Ende und für viele Nutzer auch der Zielpunkt des Radschnellwegs, aber Frankfurt ist nur eine von 7 involvierten Kommunen und von der Streckenlänge her noch nicht einmal die bedeutendste. Wie die 6 anderen Kommunen mit dem Projekt umgehen, müssen wir hier nicht behandeln. Für Frankfurt gibt es nur eine einzige sinnvolle Streckenführung. Das schafft Klarheit, macht es aber dennoch nicht einfach, denn die Realisierung des Projekts erfordert den politischen Willen zahlreicher Beteiligter in mehreren Dezernaten auf verschiedenen Ebenen.

Wie sieht die vorgesehene Schnellwegtrasse heute aus?

An der südlichen Stadtgrenze gelangt der Schnellweg nordöstlich der S-Bahn-Station Neu-Isenburg auf Frankfurter Gemarkung. Auf dem als "normaler Radweg" ganz passablen, aber als Radschnellweg in puncto Breite und Oberfläche völlig unzureichenden Regionalpark-Weg (gleichzeitig auch die F-Radroute 6) führt er etwa 500 Meter bis zur Unterführung unter der A3. Jetzt folgt ein breites und asphaltiertes Wegstück am Stadtwaldhaus vorbei, bei Heimspielen der Eintracht auch Zufahrt zu ­Stadion-Parkplätzen. Nach der bedarfssignalisierten Querung der Isenburger Schneise (die Ampeltaktung wäre zu überprüfen) quert er die Straßenbahntrasse der Linie 17 an der Haltestelle Oberschweinstiege. Bis auf ein paar böse Schlaglöcher am Ende ist auf diesem Teilstück baulich alles relativ unproblematisch.

Ab der Straßenbahnquerung folgt er dem nicht asphaltierten Waldweg "Welscher Weg" ca. 1 km parallel zur Straßenbahn, schwenkt dann von der Straßenbahntrasse östlich ab und unterquert nach rund 500 Metern die Fern- und Güterbahntrasse Südbahnhof – Sportfeld. Dieses Stück ist, ähnlich wie der erste halbe Kilometer nach der Stadtgrenze, als "normale" Radverbindung und Freizeitroute ganz akzeptabel, aber eben nicht als Radschnellweg.

Ab der Bahnunterführung (kurz vorher werden sich diejenigen nach Westen ausklinken, die nach Niederrad müssen) ist der Schnellweg wieder auf asphaltierter Strecke auf dem Ziegelhüttenweg, dem er bis zur Kreuzung Mörfelder Landstraße / Oppenheimer Landstraße folgt. Dort ist das verdichtete Stadtgebiet Frankfurts mit seinem lokalen Radverbindungsnetz erreicht. Ob und wie die Radverkehrsführung von dort bis zum Main­ufer am Holbeinsteg "im Schnellwegmodus" weitergeführt werden kann, müsste in der nächsten Phase diskutiert werden. Veränderungen am Knoten Otto-Hahn-Platz sind auch ohne Radschnellweg dringend geboten.

Die gesamte Strecke ist also bis auf die Waldpassagen im Grundsatz schon physisch in ausreichender Breite vorhanden. Ein Radschnellweg hat aber andere Kriterien als ein "normaler" Radweg. Er muss schnell, ganzjährig und ganztägig und bei jedem Wetter befahrbar sein. Eine Breite von 4 Metern ist notwendig, um Überholen zuzulassen. Die Oberfläche muss flottes Abrollen ermöglichen und winterdiensttauglich sein. Wenn man im Wald partout keinen grauen Asphalt will, muss man kreativ nach Alternativen suchen – z. B. Farbasphalt wie in Eschersheim an der Nidda. Für die Nachtbefahrbarkeit (wir können bei Alltagsradlern vernünftige Beleuchtung erwarten) ist mindestens der Einbau von Reflektorelementen seitlich neben oder direkt auf der Trasse erforderlich.

Die Umweltdezernentin muss mitziehen, sonst wird es nichts

Das Projekt Radschnellweg, das der grüne Minister so gern fördern möchte, steht und fällt in Frankfurt mit den zwei Kilometern Waldweg, die auf schnellweggerechten Standard zu bringen sind. Hier müssen in erster Linie die ebenfalls grüne Umweltdezernentin Rosemarie Heilig und mehrere ihrem Dezernat unterstellten Behörden mitziehen, auch das Grünflächenamt und die ihm zugeordnete Forstverwaltung. Es ist kein Geheimnis, dass Radwege im Forst dort nicht gerade beliebt sind, schon gar nicht neue und asphaltierte. Es ist aber nun mal so, dass jeder Weg von Süden nach Frankfurt durch den Stadtwald führt. Der ADFC hat sich das nicht ausgedacht. Die Befestigung eines Waldweges zu einem Radschnellweg bedeutet sicher ein Stückchen weniger Natur, obwohl man den Effekt minimieren kann. Dafür hilft es dabei, Pendler aus dem Auto aufs Rad zu bringen und so den CO2-Ausstoß zu mindern.

Außerdem möge man bitte die realen Verhältnisse sehen. Durch den Frankfurter Stadtwald verlaufen: eine 8-spurige Autobahn (A5); eine 6-spurige Autobahn (A3); zwei 4-spurige Schnellstraßen (Mörfelder Landstraße/B43, Babenhäuser Landstraße); drei 2-spurige überörtliche Straßen (Darmstädter Landstraße, Isenburger Schneise, Schwanheimer Bahnstraße); drei ICE/IC-Bahntrassen (nach MA, HD, MZ); mindestens noch drei weitere S-Bahn- sowie Güter- und Verbindungsbahntrassen; zwei Straßenbahntrassen (Linien 17 und 12). Oben drüber dröhnt es von zwei Einflugschneisen und bei Ostwetterlage noch einer Flugverkehrs-Startroute – kurzum: die reinste Naturidylle!

Scherz beiseite: Biotope, die man vor Radfahrern schützen müsste, sehen anders aus!

Bertram Giebeler