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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Wer in den nächsten Monaten und Jahren immer mal feststellt, dass schon wieder ein Radweg aus der Benutzungspflicht genom- men wird, der möge dabei an die ADFC-Aktiven aus der AG Ver- kehrspolitik denken. In tagelanger Fleißarbeit wurden fast alle Rad- wege in ganz Frankfurt erfasst. Technische und bauliche Beschaf- fenheit der Radwege und verkehrliche Umfeldsituation wurden Straße für Straße, kreuzungs- und hausnummerngenau, nach ver- schiedenen Kriterien beurteilt. Daraus wurden Empfehlungen generiert für die Abschaffung der Benutzungspflicht (ja/nein, dring- lich/ weniger dringlich) und in einem gemeinsamen Tabellenformat an das Projekt-Team bei der Straßenverkehrsbehörde weiterge-geben.


links: Auch wenn die Schilder wegkommen: der Radweg an der Sophienstraße bleibt ein Radweg
rechts: Hier an der Adalbertstraße geht's heute oft eng zu auf dem Bürgersteig. Künftig fahren die Radler auch auf der Fahrbahn
Fotos: Bertram Giebeler

Ab jetzt mit System

Aufhebung der Radwege-Benutzungspflicht.
Starttermin mit der Lokalpresse im Juni in Bockenheim

Wären nicht schon in letzter Zeit hier und da ein paar Radwege entschildert worden, könnte man sagen: Es geht los! Das ist auch insofern richtig, als es von Seiten der Stadt ab jetzt systematisch und nicht mehr nur sporadisch an die Entfernung der blauen Radwegschilder geht. Nach dem Starttermin im Juni und der Bearbeitung der "Top 10 - Liste" des ADFC wird die Entschilderung systematisch stadtteilweise in Angriff genommen.

Sophienstraße und Adalbertstraße als Beispiele
Das Verkehrsdezernat wird die lokalen Medien im Juni (der genaue Termin steht noch nicht fest) nach Bockenheim einladen, um dort exemplarisch zu demonstrieren, um was es geht, und auch um das Missverständnis auszuräumen, jetzt würden die Radwege abgeschafft. Die Sophienstraße ist dafür ein gutes Beispiel: eine Benutzungspflicht ist aus verkehrlicher Sicht nicht erforderlich, die Radfahrer können normalerweise komfortabel und sicher auf der Fahrbahn fahren.

Radweg bleibt Radweg
Dennoch wird es den durch unterschiedliche Pflastereinfärbung erkennbaren Radweg auch weiterhin geben, als Angebot für diejenigen, die sich auf der Fahrbahn immer noch zu unsicher fühlen.

Radfahrer/innen bekommen mehr Wahlfreiheit
Die Radfahrer werden künftig meistens die Wahl haben: ihr normaler Platz ist die Fahrbahn, aber die immer noch physisch vorhandenen Radwege dürfen sie nach wie vor nutzen. Wir empfehlen, diese nicht mehr benutzungspflichtigen Radwege ("Angebotsradwege") künftig mit kleinen Piktogrammen zu kennzeichnen (das Radfahrbüro arbeitet bereits damit). Nur in Ausnahmefällen, da wo eine besondere verkehrliche Gefahrenlage es erzwingt, wird es weiterhin benutzungspflichtige Radwege geben, die mit blauen Schildern gekennzeichnet sind.

Ziel: weniger Konflikte Radfahrer/Fußgänger
Das Beispiel Adalbertstraße zeigt, warum es nicht länger statthaft ist, die Radfahrer auf den Bürgersteigradweg zu zwingen: Es entstehen eindeutig Nutzungskonflikte mit Fußgängern! Es kann nicht Ziel einer urbanen Verkehrspolitik sein, dass sich Fußgänger und Radfahrer an belebten Geschäftsstraßen um den wenigen Platz auf den Bürgersteigen zanken, während das KFZ die Fahrbahn für sich allein beansprucht.

Ruck zuck Schilder weg – so einfach ist es oft nicht
Die Adalbertstraße zeigt am Beispiel des Kreuzungsbereichs an der Bockenheimer Warte aber auch ein Problem der Entschilderung auf: die Umprogrammierung von Ampelanlagen, von denen es in Frankfurt am Main zu allem Unheil auch noch besonders viele gibt.

Kommt der Radverkehr auf die Fahrbahn, muss er sich nach den dort aufgestellten Ampeln richten, die bisher meist den Autofahrern vorbehalten waren. Folglich muss die Ampelschaltung dafür sorgen, dass auch weniger sportliche Radler, welche die letzte Grünsekunde nutzen, nicht vom startenden Querverkehr umgebügelt werden.

Bereits bei kleinen Kreuzungen und erst recht bei größeren Knotenpunkten kann dies eine Änderung der Ampel-Schaltzeiten notwendig machen. Das ist mitunter nicht ganz einfach und kostet Zeit sowie Geld. Daher müssen wir unsere Leser um Geduld bitten – an manchen Stellen wird sich nicht umgehend etwas ändern. Der Stadt empfehlen wir, bei der künftigen systematischen Entschilderung die einfachen Fälle, für die nach entsprechender Überprüfung kein Programmieraufwand anfällt, schnell zu erledigen. Das Ampelproblem darf kein Bremsklotz für die gesamte Kampagne der Aufhebung der Benutzungspflicht sein!

Bertram Giebeler