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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Neues Jahr, neue Rubrik.

In dieser Kolumne wollen wir in jeder Ausgabe einen witzigen Begriff oder ein ungewöhnliches Konzept aus der Fahrradwelt vorstellen.

Kurz, es soll um Dinge gehen, die einfach abgefahren sind.

Was ist eigentlich der Teufelslappen?

4. Juli 1906. Tour de France. Die Sonne strahlt erbarmungslos vom Himmel, die Beine der Rennfahrer brennen, als sie den letzten Kilometer der Etappe erreichen. Erstmalig ist dieser mit einem besonderen dreieckigen Wimpel in Rot markiert, der die Fahrer wissen lässt, dass es jetzt um alles geht. Émile Georget tritt nochmal kräftig in die Pedale und holt den Etappensieg. Ob die neuartige Markierung ihm dabei geholfen hat?

In Frankreich von Anfang an als „flamme rouge“ bezeichnet, dauerte es viele Jahrzehnte, bis das Fähnchen in Deutschland zu seinem schönen Spitznamen kommen sollte. So nutzte 1965 der Radiomoderator Günter Isenbügel erstmals den Begriff „Teufelslappen“ im Rahmen einer Live-Übertragung der Tour de France. Als feststehenden Begriff prägte ihn dann ab 1973 der ARD-Kommentator Herbert Watterott.

Den Berichten über die schweißtreibenden Profirennen in Frankreich lauschte damals auch der junge Dieter Senft, der in der Nähe von Berlin wohnte und deshalb in der damaligen DDR Westfernsehen empfangen konnte. Die Rede vom „roten Teufelslappen“ inspirierte den Amateurfahrer und Raddesigner dazu, nach der Wende 1993 erstmals als Teufel verkleidet und mit Dreizack ausgestattet zur Tour de France zu fahren. Heute ist „Didi the Devil“ nicht nur fester Bestandteil der Frankreichrundfahrt, sondern auch bei Rennen wie Giro d’Italia und Deutschlandtour dabei. Sogar beim Radklassiker Eschborn-Frankfurt hat er bereits die Fahrerinnen und Fahrer den Mammolshainer Berg hochgejagt. Dass auch bei diesem Rennen der letzte Kilometer mit einem Teufelslappen markiert wird, versteht sich von selbst.

In anderen Sprachen haben sich keine witzigen Übersetzungen für den Wimpel etabliert. International wird eigentlich immer der französische Begriff der „flamme rouge“ verwendet. „Woher kenne ich den Ausdruck denn noch?“, denkt sich vielleicht der eine oder die andere jetzt. Richtig, es ist auch der Name eines Fahrradladens in Frankfurt Bockenheim. Wie es zu dieser Namensgebung kam, wollen wir von den Besitzern Jens und Marco wissen. „Bevor wir 2017 eröffnet haben, saßen wir gegenüber in der Volkswirtschaft zum Brainstorming. Dass wir keinen englischen Begriff wollten, stand schnell fest. Und es sollte ein Name sein, der direkt klarstellt, dass wir auf Rennräder spezialisiert sind.“ Nach einigem Überlegen kamen sie auf „flamme rouge“ und sind bis heute sehr zufrieden damit. Auch, weil der Name schon zu witzigen Anekdoten führte: Ein Kunde hatte sein Rennrad über das eheliche Gemeinschaftskonto abbuchen lassen, woraufhin dessen Frau wissen wollte, warum er einen vierstelligen Betrag in einem französischen Etablissement lassen würde. Das wäre mit dem Namen „Teufelslappen“ sicher nicht passiert.

links: „Didi the Devil“: Didi Senft ist bei jeder Tour de France dabei
Wikicommons: By Nicola – Own work, CC BY-SA 4.0
rechts: Marco Müller und Jens Nikolakis wollten gleich klarstellen, dass ihr Laden in Bockenheim auf Rennräder spezialisiert ist. Da lag der Teufelslappen als Namensgeber nahe.
Christian Schuller
Hannah Kessler