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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Der asphaltierte Weg links im Bild war längere Zeit über die gesamte Länge aufgegraben und unpassierbar. Auf dem Schotterweg nebenan war Radfahren verboten.
Stefan Pohl (2)
Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße in Usingen. Situation von Norden kommend: Verbot der Einfahrt ohne Umleitung. Platz wäre genug für eine Freigabe.

Gepflegte Ignoranz der Verkehrsregelungen

Baustellen und Radverkehr: Radfahrer und Radfahrerinnen werden fast immer vergessen

Inwieweit Radfahrer und Radfahrerinnen ernst genommen werden, zeigt sich regelmäßig an Baustellen: Sie werden fast immer vergessen. Weder abgestimmte und beschilderte Fahrradrouten, noch wichtige radtouristische Wege finden automatisch Berücksichtigung. Zwei Beispiele aus Usingen und eines aus Friedrichsdorf untermauern das musterhaft.

Im September 2022 wurde im außerörtlichen Bereich der Hattsteiner Allee in Usingen über die gesamte Länge gebaut. Zur Passage verblieb nur der schmale Fußweg mit wassergebundener Decke. Er war allerdings nicht für den Radverkehr freigegeben, sondern als Fußweg beschildert – Radfahren war verboten. Eine Umleitung gab es auch nicht. Sie wäre extrem ungünstig verlaufen: mitten im starken Verkehr über die Neutorstraße, auf der B 275 ohne Radweg außerorts und der Kreisstraße 739 zum Weg Am Hattsteinweiher.

Im November 2022 – wieder auf dem hessischen Radfernweg R6 – der nächste Fall in Usingen: Die Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße. Hier gibt es wegen größerer Baumaßnahmen eine längere Baustellenregelung. Die Stadt rühmt sich in der Presse, alles berücksichtigt zu haben. Der Radverkehr gehört nicht dazu. Die Straße erhielt eine so genannte unechte Einbahnregelung, es wird von Norden kommend nur die Einfahrt verboten. Von der Gegenseite ist die Verengung nicht als Einbahnstraße deklariert. Für den Radverkehr war keine Freigabe vorgesehen, eine Umleitung gab es auch nicht – obwohl hier der Hessische Radfernweg R6 verläuft und der Weg auch innerörtlich für den Radverkehr nicht unbedeutend ist. Unter anderem liegen Schulen und Sportanlagen an dieser Straße. Auf Hinweis des ADFC gab es eine Prüfung, die positiv verlief: Eine Freigabe sei möglich. Über einen Monat später hat es die Stadt immer noch nicht geschafft, das entsprechende Schild anzubringen. Derweil behelfen sich Radfahrerinnen und Radfahrer an dieser Stelle mit gepflegter Ignoranz der Verkehrsregelungen.

Baustellenmanagement und Radverkehr
Die Stadt Usingen ist mit derlei Baustellenmanagement nicht alleine. Auch die Stadt Friedrichsdorf schaffte es auf einer wichtigen Verbindung, auf der sogar das Radhauptnetz Hessen verläuft, im September 2022 nicht, das für den Radverkehr als Umleitung auszuschildern. Auch hier wurde der ADFC aktiv in der Hoffnung, dass dies künftig besser wird. In Friedrichsdorf besteht dafür aktuell die Chance bei den umfangreichen Baumaßnahmen im Park „An der Bleiche“.

Ein Baustellenmanagement, das auch Radverkehr berücksichtigt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Das ist es aber nicht. Selbst abgestimmte Routenführungen und Ausschilderungen per Fahrradwegweisung führen häufig nicht dazu, dass für den Radverkehr Regelungen getroffen werden. Dabei sind die Wegführungen bekannt, man müsste nur auf die Pläne schauen. Der ADFC hofft, dass sich hier mehr Routine einstellt. Das macht aber auch sehr deutlich: Der ADFC wird gebraucht. Gerne nehmen wir im ADFC Meldungen zu fehlenden Regelungen für den Radverkehr bei Baustellen entgegen. Empfehlen können wir auch die Meldeplattform Radverkehr (www.meldeplattform-radverkehr.de), deren Webseite erst kürzlich ein neues Design erhielt. Über den Radroutenplaner Hessen gibt es die Meldeplattform auch in einer App, so dass man direkt vor Ort Beanstandungen los werden kann. Hilfreich kann es sein, wenn der örtliche ADFC bei Meldungen zusätzlich informiert wird. Das macht etwas Arbeit, ermöglicht es uns aber, auch mal nachzuhaken.

Stefan Pohl