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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Tradition und Moderne

Mitten im Herzen von Ginnheim hat das Familienunternehmen Fahrradhaus Wagner schon seit fast einem Jahrhundert seinen Sitz. Und das sehr erfolgreich.

Fast radelt man als Ortsunkundige vorbei. Ganz unscheinbar ein kleines Hinweisschild, Fahrradhaus Wagner. An der Woogstraße liegt der Verkaufs- und Beratungsraum, daneben die Einfahrt, die in den lang gestreckten Hinterhof mit einem schattigen Plätzchen unter einem Baum führt. Die angrenzenden Gebäude sind in den 1950er Jahren errichtet worden. Die alten mussten damals weichen, weil der Nachfolger und Sohn von Georg Wagner nicht nur Fahrräder sondern auch Motorräder verkaufen wollte. Da reichte der Platz einfach nicht mehr aus, Georg Wagner musste abreißen und neu bauen. Das alles ist lang her, heutzutage werden wieder ausschließlich Fahrräder und alles rund ums Fahrrad angeboten.

Vor 94 Jahren wurde das Familienunternehmen Fahrradhaus Wagner gegründet und wird inzwischen in der vierten Generation geführt. Anfang 2000 übernahm Marc Hense, der Urenkel des Gründers, die Geschäftsführung. Er brachte neuen Schwung mit, renovierte, erneuerte und modernisierte Laden und Werkstatt von Grund auf.

Als Selbstständiger muss man mit der Zeit gehen, sonst wird man schnell von der Moderne überholt. „Schon im Jahr 2001 haben wir die ersten E-Bikes verkauft mit SRAM-Sparc Nabenmotor und 5-Gangschaltung. Das hatte etwa 10 – 20 Kilometer Reichweite. Absolut nicht zu vergleichen mit den heutigen Pedelecs“, erinnert sich Marc Hense. Aber dann ging es Schlag auf Schlag. „Der Durchbruch kam mit dem Haibike und den Boschmotoren“.

Da sitzt jeder Handgriff

Inzwischen sind motorunterstützte Mountainbikes der Renner, schon die Hälfte der Montainbike-Verkäufe in der Branche sind elektrifizierte Räder. „Kaum haben wir diese MTBs im Verkauf, sind sie auch schon wieder weg!“ Die einfachen Pedelecs werden nicht so stark nachgefragt, denn besonders durch das Jobrad-Leasing kann sich die Kundschaft heutzutage teurere Räder leisten. „Da geben die Leute eher 4500 Euro anstatt 2500 Euro für ein Fahrrad aus“.

Die meisten Kund:innen kommen aus der näheren Umgebung, manche auch aus einem weiteren Umkreis, teils auch aus dem Vordertaunus. „Wir haben eine sehr treue Kundschaft. Als ich vor 23 Jahren anfing, kamen Großeltern mit dem Enkelkind und kauften ein Kinderrad. Heute ist der Enkel Kunde bei mir“, freut sich Marc Hense.

Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, auch der Ausbildungsberuf ist inzwischen sehr anspruchsvoll. Ein „Fahrradmonteur“ reicht schon lange nicht mehr für die Reparaturen der Hightech-Fahrräder. Dazu ist eine Fachausbildung zum Zweiradmechatroniker mit Fachrichtung Fahrradtechnik Voraussetzung. „Wir haben seit 2021 zwei Auszubildende. Wir sind ein tolles Team, sehr familiär“.

Insgesamt fünf Männer arbeiten in der Beratung, im Verkauf und der Werkstatt, dazu zwei Aushilfen. Darüber hinaus wird die gesamte umfangreiche Verwaltung von Ehefrau Helene Hense gemanagt. Frauen sind leider in der Fahrradbranche weniger tätig. Aber: „Wir haben auch immer wieder begeisterte Praktikantinnen, ebenso können sich am Girlsday junge Frauen einen Einblick in die Arbeit verschaffen. Es gibt großes Interesse bei den Schülerinnen“. Auch kommen laut Marc Hense viele Frauen, um sich Material oder Ersatzteile zum Reparieren der eigenen Fahrräder zu holen. „Frauen sind oft viel geschickter im Handwerk als Männer“. Gerne gibt er allen, die ein E-Bike gekauft haben, einen Tipp mit auf den Weg. „Wenn das E-Bike versagt, dann zunächst den Speichenmagneten am Laufrad prüfen. Der kann sich schon mal verschieben und dann geht nichts mehr, weil in Folge die Geschwindigkeit des Rades nicht mehr gemessen wird und das Antriebssystem sich automatisch abschaltet. In 99,9 Prozent der Fälle ist der Magnet schuld, das kann man selbst in die Hand nehmen und ihn wieder nachjustieren“.

Der Lockdown war auch für das Fahrradhaus Wagner ein großer Schock. „Plötzlich mussten wir schließen, wir wussten lange nicht, wie es weitergehen soll und ob es an unsere Existenz geht“. Aber dann kam der 20. April 2020 und das Fahrradgeschäft konnte wieder öffnen. „Wir sind überrannt worden. Alle wollten Fahrräder!“.

Fördermitglied des ADFC ist das Fahrradhaus Wagner schon seit 2001. „Eine ganz nette Kundin und ADFC-Aktive, Kamilla Nuyken, war die Initiatorin und hat uns als Fördermitglied geworben. Leider ist sie vor ein paar Jahren gestorben“, erzählt Marc Hense. Über die Fördermitgliedschaft hinaus bietet das Fahrradhaus Wagner in Kooperation mit dem ADFC regelmäßig ­Codierungen für seine Kundschaft an. Das freut uns natürlich sehr und für die tolle Unterstützung bedankt sich der Vorstand ganz herzlich.

Dagmar Berges