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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bild zum Artikel Bad Homburg, Hindenburgring: Der schmale Radstreifen ist auch Schulweg und lässt wenig Raum zum Ausweichen, wenn Kraftfahrzeuge dicht überholen
Ralf Gandenberger

Verbesserung auf niedrigem Niveau

Fahrradklima-Test 2020: Jubel in Bad Homburg, Zufriedenheit in Friedrichsdorf

Das hat man in ganz Bad Homburg gehört. Der Stein muss riesig gewesen sein, der unserem Oberbürgermeister nach der Verkündung der Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2020 vom Herzen gefallen ist. Noch am gleichen Tag hat er eine Pressemitteilung herausgegeben, nachdem die Stadt beim letzten Fahrradklimatest noch Schlusslicht in Hessen war (Note 4,54). Diesmal sah es besser aus, die 477 Teilnehmenden vergaben immerhin die Gesamtnote 4,09.

Die deutlichste Steigerungen gab es bei den Fragen zur Fahrradförderung in jüngster Zeit (von 5,1 auf 3,7), geöffnete Einbahnstraßen (von 4,4 auf 3,1) und Werbung für das Fahrrad (von 5,2 auf 4,2). Die Sicherheit der Radelnden wird aber weiterhin als sehr schlecht eingestuft. So wird die Breite der Radwege mit der Note 5, die Führung an Baustellen mit 4,7, die Ampelschaltungen für Radfahrer und das Sicherheitsgefühl mit 4,6 sowie Konflikte mit Kfz mit 4,5 bewertet. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass bei einzelnen Fragen recht viele Bewertungen mit den Schulnoten "gut" oder "sehr gut" abgegeben wurden, obwohl selbst den Bemühungen der Stadt sehr wohlwollend gegenüberstehende Personen dies wohl kaum rechtfertigen können. Die Ergebnisse zeigt unsere untenstehende tabellarische Übersicht.

Wer Bad Homburg kennt, fragt sich, wo diese Menschen wohl unterwegs waren. Besonders witzig sind Antworten auf die Frage nach Leihrädern, die es in Bad Homburg gar nicht gibt. Auch die Stelle, an der die Radwege angenehm breit sind und ein problemloses Überholen langsamer Radfahrender erlaubt, muss ich mir noch zeigen lassen.

Bei der Frage nach Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung gab es den größten positiven Sprung. Häufig aber wurde bemängelt, dass der Straßenraum zu knapp sei und aufgrund der vielen Parkplätze Ausweichstellen fehlten. Viele Radelnde vermuten, dass Autofahrende bei entgegenkommenden Radfahrern häufig ein Fehlverhalten annehmen. Dem wird die Stadt durch umfangreiche Informationskampagnen beikommen können, an denen sich auch der ADFC gerne beteiligt.

Bild zum Artikel Grafik: Peter Sauer

Ein besonderes Augenmerk legten die Teilnehmenden auch auf die Sicherheit der Schulwege. Hier werden insbesondere die Wege auf dem Hindenburgring und der Urseler Straße bemängelt. Viele Eltern meinten, dass sie ihre Kinder auf den engen Radwegen nicht fahren lassen könnten.

Der Wegfall der Fahrradwege in der unteren Louisenstraße und der Schönen Aussicht wurde sehr häufig angesprochen. Viele Menschen meinten gar, durch die Aktivitäten der Stadt hätte sich die Situation der Radfahrenden eher verschlechtert, da sie jetzt auf der Straße bei starkem Verkehr mit vielen Bussen fahren müssten. Die dort aufgezeichneten Piktogramme seien kein Ersatz für sichere Radwege. Hier müsse die Stadt sehr schnell Abhilfe schaffen.

Friedrichsdorfer sind recht zufrieden

Friedrichsdorf landete mit der Note 3,42 bundesweit auf Platz 29 von 415 der fahrradfreundlichsten Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner:innen. In Hessen belegt Friedrichsdorf den sehr guten 3. Platz von 39 Städten in dieser Größenklasse.

Die Entwicklung zeigt ein gemischtes Bild. So haben sich die Noten bei den Fragen zum Fahrraddiebstahl, den Zeitungsberichten, der Öffnung von Einbahnstraßen und der Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer im Bereich von 0,6 bis 0,4 Notenpunkten verbessert, geringfügige Verschlechterungen gab es in den Feldern "Breite der Radwege", "Führung an Baustellen" und "Oberflächen der Radwege" (0,1 bis 0,3).

In den Freitexten wurde die Führung des Radverkehrs an den vielen neuen Kreiseln von einigen Radfahrern als verbesserungsfähig wahrgenommen. Friedrichsdorf kann auch mehr Platz für gute Radwege, ein zusammenhängendes Radwegenetz und ausreichend Fahrradparkplätze an Haltestellen, Einkaufsstraßen und öffentlichen Gebäuden schaffen. Die Radwege an neuen Straßen werden gelobt, im Bestand wird Verbesserungsbedarf gesehen. Einige Kommentatoren sehen noch erhebliches Steigerungspotential für den Radverkehr, um vielen Friedrichsdorfern den Umstieg vom Auto zum Rad zu erleichtern.

Ralf Gandenberger