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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Radfahrende sind die Kundschaft!

Ein schwieriges Thema – Fahrradparkplätze vor Geschäften

Bild zum Artikel NordWestZentrum: Mangels vernünftiger Abstellmöglichkeiten schließen Kund:innen ihre Räder an die Geländer im Lichthof des Konsumtempels an
Iris Nattermann

Wir Radfahrende sind auch Konsumenten. Das heißt, wir kaufen ein, Lebensmittel natürlich gerne in der Nähe unserer Wohnung oder Arbeitsstätte. Ein Rad ist das ideale Verkehrs- und Transportmittel, um kleine und große Einkäufe umweltschonend und ohne nervige Parkplatzsuche direkt vor die Haustür zu bringen.

Besorgungen des alltäglichen Bedarfs werden in der Regel im eigenen Stadtteil erledigt, kurze und schnelle Wege bevorzugt. Die Auswahl an Lebensmittelgeschäften, Drogerien usw. ist groß und vielfältig. Vom Großmarkt über Bioläden bis hin zum kleinen Einzelhandel im nahen Umkreis ist meist alles vorhanden.

Wie sieht es jedoch vor den Geschäften mit den Abstellanlagen für Fahrräder aus? Was wünschen sich Radler:innen von den Geschäften? Gute Abstellmöglichkeiten natürlich, die für eine sichere und standfeste Halterung sorgen sollten.

Wir haben uns in unseren Stadtteilen und Wohngebieten umgeschaut, d. h. in Heddernheim/Ginnheim und in Sachsenhaus-Nord und ein paar Beispiele herausgepickt. Als erstes fällt auf, dass es keine Standards für Fahrradplätze gibt, jeder Laden macht es so wie er will oder aufgrund von Platzmangel kann.

Wenn man im Norden wohnt, ist das NordWestZentrum für viele Menschen die Einkaufsmöglichkeit schlechthin. Für Fahrradfahrende jedoch eine besondere Herausforderung, denn es wurde zu Zeiten der absoluten Autoorientierung gebaut. Es führen keine adäquaten Radwege um das Zentrum herum noch hinein. Gemäß Werbung verfügt das Zentrum über 3500 Autoparkplätze! Aber es bietet im Zentrum keine Abstellanlage für Fahrräder, um den Rahmen eines Rades anzuschließen. Mangels Alternative nutzt die radfahrende Kundschaft die Geländer des Lichthofes als Abstellplatz! Im NWZ befinden sich nicht nur Geschäfte und Gastronomie sondern auch Zweigstellen der Stadtbücherei, VHS, Post, diverse Ämter, Titus-Therme ...! Wie soll eine Verkehrswende im Alltag gelingen, wenn für solche Einrichtungen keine funktionalen Radparkplätze angeboten werden?

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Hier ist weder diebstahlsicheres Anschließen noch sicheres Beladen des Rads möglich
Iris Nattermann

Andere Beispiele aus Ginnheim zeigen, dass große Parkflächen für Autos vorgesehen sind, aber die wenigen Abstellmöglichkeiten für Räder teilweise äußerst veraltet sind und ohne Möglichkeit, den Rahmen anzuschließen. Dabei geht es nicht nur um Diebstahlschutz, sondern insbesondere um den festen Stand des Rades beim Beladen der Seitentaschen oder eines Körbchens. Die Geschäfte ignorieren die Bedürfnisse ihrer radelnden Kundschaft. Schade.

In Sachsenhausen sieht es um die größeren Einkaufszentren ähnlich aus, viele Parkplätze für KFZ, wenige für Fahrräder. In Straßenzügen mit kleineren Geschäften wie z. B. der Hedderichstraße am Südbahnhof mit vielen Neubauten gibt es keine Abstellflächen vor den Läden. Hier wird kreuz und quer auf dem Bürgersteig geparkt, auch viele Lastenräder füllen teils den schmalen Bürgersteig und behindern die Fußgänger:innen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind ein paar städtische Bügel angebracht, die jedoch hinter Parkplätzen für die Einkaufenden unsichtbar sind.

Anders sieht es in der Schweizer Straße aus. Dort gibt es bisher keine Radwege, aber genügend Abstellbügel für Fahrräder, von der Stadt installiert. In der Walter-Kolb-Straße ist zwar ein Hochhaus neu gestaltet worden, aber direkt vor den Läden sind keine sicheren Parkplätze für Fahrräder mit eingeplant worden. Auch auf der Textorstraße gibt es wenige Möglichkeiten, Fahrräder vor Geschäften anzuschließen. Es ließen sich noch viele weitere Beispiele aufführen, aber das Dilemma ist nun genügend beschrieben und wahrscheinlich allen bekannt, die täglich Besorgungen mit dem Fahrrad erledigen.

Um das Einkaufen mit dem Rad noch attraktiver zu machen, lautet unser Fazit deshalb:

Geschäfte aufwachen! Radfahrer:innen sind eine fortlaufend wachsende Kundschaft. Und wir erwarten gute Abstellmöglichkeiten. Geschäfte sollten entsprechend nachrüsten oder bei einem Neubau direkt genügend und geprüfte Modelle von Abstellanlagen (siehe ADFC-Empfehlungen) einplanen. Darüber hinaus sind in engen Stadtteilstraßen städtische Maßnahmen notwendig. Wie schon an manchen Straßenzügen umgesetzt, müssen Autoparkplätze vor oder in der Nähe von Geschäften zugunsten von Fahrradabstellplätzen umgewandelt werden. Und öffentliche Einrichtungen ohne gute Radabstellplätze?! Das geht gar nicht mehr, sollte man meinen. Wir sind gespannt, wie die neue Stadtkoalition und die Ortsbeiräte zukünftig damit umgehen werden. Die Verkehrswende für Frankfurt war bei vielen Parteien im Wahlkampf ein großes Thema, die Erwartungen auf Rad fördernde Veränderungen sind damit geweckt – auch für die Stadtteile.

Iris Nattermann
und Dagmar Berges