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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bild zum Artikel Foto-AG ADFC Frankfurt

Radwege statt ungenutzter Parkmöglichkeiten

Wie wir mit Autos den überfälligen Lückenschluss auf der Eschersheimer Landstraße fordern

Der Abschnitt der Eschersheimer Landstraße zwischen Hügelstraße und Humserstraße bzw. "Am Grünhof" ist schon lange ein Streitpunkt in der Lokalpolitik: bisher gibt es dort keine Radinfrastruktur, obwohl sich ADFC und einige Parteien im Ortsbeirat dafür einsetzen. Manche Beteiligte warnen dagegen gerne vor Staus, die dort angeblich entstehen würden, wenn man einen Fahrstreifen zu einem Radfahrstreifen umwidmen würde.

Was viele nicht wissen: z. B. vor dem Sinaipark (Fahrtrichtung Norden) darf man ganz legal, rund um die Uhr und natürlich kostenfrei sein Fahrzeug auf dem rechten Fahrstreifen parken. Das Haltverbot dort wurde vor circa 10 Jahren entfernt, seitdem traut sich aber trotzdem niemand, dort zu stehen. Gegenüber, also Richtung Süden, wurden in den letzten Jahren immer wieder größere Baustellen eingerichtet, für die auch problemlos für längere Zeiträume ein Fahrstreifen eingezogen wurde. Hier wurden Rückstaus bis auf die A 661 befürchtet – diese Befürchtungen gelten natürlich nur bei einem Radweg und nicht bei Baustellen. Dass bei Baustellen vieles möglich ist, was bei Radwegen undenkbar wäre, hatten wir schon in Frankfurt aktuell 3/2021 erklärt.

Der ADFC hatte deshalb an einem Freitag Nachmittag den Test gemacht: was passiert, wenn man im Berufsverkehr einen Fahrstreifen auf der Eschersheimer Landstraße mit geparkten Autos blockiert? Gemeimsam mit dem VCD und dem Radentscheid nahmen wir mehrere Carsharing-Autos, parkten sie vor dem Sinaipark, luden die Presse dazu ein und schauten was passiert.

Das Ergebnis: ab unserem Eintreffen gegen 16.30 Uhr wurde gelegentlich gehupt, weil manche der Autofahrenden sowohl etwas überrascht von den ungewohnten Hindernissen als auch mit dem Reißverschlusssystem überfordert waren. Ansonsten passierte nichts, die Welt ging natürlich nicht unter. Immer wieder kam ein Schwung von 20 - 30 Autofahrenden (eine Ampelphase), danach herrschte wieder Ruhe. Das ist nur logisch und war zu erwarten, schließlich ist weiter südlich zwischen Eduard-Rüppell-Straße und Spenerstraße normalerweise auch ein Fahrstreifen zugeparkt – je nach Uhrzeit auch legal.

Fazit: geparkte Autos und Baustellen sind hier kein Problem für den Verkehrsfluss, nur ein Radweg würde laut manchen Politikerinnen und Politikern zu Problemen führen.

Es kamen auch viele mehr oder weniger überraschte Radfahrende an uns vorbei, von denen einige die Aktion begrüßten. Hier scheint die, wenn auch qualitativ eher mäßig gute, Radinfrastruktur im neuen Abschnitt nördlich der Hügelstraße Wirkung zu zeigen und Menschen aufs Rad zu locken.

Wir fordern daher weiterhin den Lückenschluss auf dieser wichtigen Nord-Süd-Achse, allerdings mit einer besseren Lösung als im bereits umgebauten Abschnitt nördlich der Hügelstraße. Anstatt schmaler "Schutzstreifen", die zwischen Türzone der geparkten Autos und dem viel zu dicht überholenden Kraftverkehr liegen, sollte ein Fahrstreifen zu einem breiten Radfahrstreifen umgewidmet werden. Dabei sollte, wie schon auf der umgestalteten Konrad-Adenauer-Straße erstmals in Frankfurt umgesetzt, dem Kraftverkehr nur die notwendige Mindestbreite und der gesamte restliche Platz dem Radfahrstreifen zugeteilt werden. Das ließe sich recht einfach und mit verhältnismäßig geringem Aufwand kostengünstig mit Markierungen und nachträglich installierten Trennelementen umsetzen.

Idealerweise kombiniert man diese längst überfällige Umgestaltung mit dem Bau der für das Jahr 2022 geplanten neuen Querungsmöglichkeit über die Eschersheimer Landstraße am Sinaipark.Dafür wird die Fahrbahn streckenweise ohnehin verlegt und neu gebaut. Der Magistrat verwies 2019 auf die notwenige Aufstockung der Planungskapazitäten durch den Radentscheid. Hier ist zum Glück einiges passiert und die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eingestellt und arbeiten bereits an Projekten. Der Ball liegt also aktuell bei der Stadt, auch wenn es dieser Abschnitt nicht in den Radentscheid-Maßnahmenkatalog geschafft hat.

Ansgar Hegerfeld