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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bertram Giebeler "> Bild zum Artikel Straßenfest-Atmosphäre auf "12�qm Kultur"
Bertram Giebeler

Straßentanz statt Knatterauspuff

ADFC aktiv beim Park(ing) Day in der Töngesgasse

Samstags ist es traditionell voll in der Frankfurter Innenstadt. Allen Corona-Verordnungen zum Trotz sammeln sich auf dem Liebfrauenberg vor der Kleinmarkthalle zahllose Menschen, um bei einem Glas Wein dicht gedrängt ihr Wochenende zu genießen.

Nicht minder voll ist es in der angrenzenden Töngesgasse. Doch in der ausgewiesenen "Fahrradstraße" dominieren nicht Flaneure, Feiernde oder gar Radfahrende, sondern nicht enden wollende Schlangen von Pkw, die sich in der engen Straße mit Schrittgeschwindigkeit voran quälen.

Schon deshalb ist die Straße seit Jahren der Ort des Frankfurter Park(ing) Days. Die Dominanz des Autos und sein enormer Flächenverbrauch sind hier wie an kaum einem anderen Ort der Innenstadt überdeutlich sichtbar.

Bereits am Morgen des 19. September hatten ADFC, VCD, Radentscheid, Greenpeace, Fuss e. V., Stadtbücherei Frankfurt, Spielkultur e. V. und People for Future die Parkplätze beidseitig der Fahrbahn mit Tischen, Stühlen, Bannern und Pflanzen in Beschlag genommen.Auch diesmal nutzten zahlreiche Radfahrende die Gelegenheit, Luftdruck, Schaltung und Kette prüfen oder sich den Sattel auf die richtige Höhe einstellen zu lassen. Vermutlich coronabedingt blieb die Zahl der Besucher spürbar hinter denen des Vorjahres zurück – trotzdem überprüften immer wieder einige ihr Wissen über die Verkehrsregeln an unserem Verkehrsquiz oder diskutierten die Frankfurter Verkehrspolitik. Wenn auch die meisten die Maßnahmen zur Verdrängung des Autoverkehrs und zur Stärkung von Rad- und Fußverkehr begrüßten, gab es auch kritische Stimmen, die etwa im Wegfall von Parkplätzen eine Schwächung des Einzelhandels und des Wirtschaftsverkehrs befürchteten.

Wer das Treiben auf der Fahrbahn beobachtete, dem fiel die hohe Zahl hochmotorisierter und überbreiter Pkw auf. Gibt es rationale Gründe dafür, mit einem Stadtgeländewagen oder Sportwagen mit Knatter-Auspuff in die Innenstadt zu fahren? Der Verdacht liegt nahe, dass das Auto hier nicht als Verkehrsmittel, sondern zur Ego-Pflege des Besitzers benötigt wird.

Fahrrad-Check statt Parkplatz in der Töngesgasse
Bertram Giebeler

Gegen Mittag kam dann Straßenfest-Atmosphäre auf: Unter dem Motto "12�qm Kultur" machten sich Sänger und Musiker einen weiteren Parkplatz zu eigen und beschallten die Straße. Tänzer:innen mit orangen Schirmen tanzten auf der Fahrbahn und machten damit klar, dass sich der Straßenraum wohl für schöneres als das Abstellen der Fahrzeuge nutzen lässt.

Positiv bleibt die friedliche Stimmung in der Töngesgasse zu erwähnen. Auch wenn nicht alle Kraftfahrer mit der Aktion einverstanden waren – Beschimpfungen und Drohungen aus dem Seitenfenster blieben dieses Jahr glücklicherweise aus.

Doch als gegen 18 Uhr der Abbau angesagt war, konnten es manche gar nicht erwarten, ihre heiß geliebten Parkplätze wieder zu belegen. Noch während des Abbaus fuhr ein rasant in den Schrägparker einscherendes Pärchen im BMW fast eine ADFC-Aktive an. Bei manchen Menschen dauert die Einsicht, dass weniger Autos für alle mehr Lebensqualität bedeuten, wohl noch etwas länger.

Rainer Hübner